Balljungen-Held Noel Urbaniak auf der Überholspur Zwischen Hype und Hygienestandards

Balljungenheld Noel Urbaniak auf der Überholspur
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Das Leben von Noel Urbaniak verläuft gerade zwischen Hype und Hygienestandards. Tagsüber bestimmen Fleischlieferungen und Riesenrührmaschinen in einer Dönerfabrik sein Leben, nach Feierabend stehen Medientermine auf dem Plan. Ein Ritt zwischen Praktikum und Prominenz.

Der Rummel um seine Person begann am vergangenen Sonntag: Augenkontakt zu Joshua Kimmich, perfekter Service des Balls, Ecke, Tor. Noel Urbaniak pfiffiges Verhalten sahen knapp 65.000 Menschen im Signal Iduna Park in Dortmund und Millionen an den Fernsehgeräten. Es war ein Wurf im Länderspiel am vergangenen Sonntag gegen Italien, der sein Leben veränderte. Er ist jetzt eine Berühmtheit.

Balljunge Noel bekommt als Dankeschön für seine Blitzreaktion ein Autogramm auf dem Spielball von Deutschlands Kapitän Joshua Kimmich.
Balljunge Noel (links) bekommt als Dankeschön für seine Blitzreaktion ein Autogramm auf dem Spielball von Deutschlands Kapitän Joshua Kimmich. © privat

Er wird auf der Straße erkannt, erfüllt Selfie-Wünsche. „Ich finde es sehr cool, dass mich Leute ansprechen“, gibt der 15-Jährige ein Einblick in seinen neuen Alltag, schiebt aber gleich hinterher: „Ich will bodenständig bleiben. Ich bin immer nett und korrekt zu meinen Fans und nehme mir Zeit.“

Doch der „Fame“, wie große Bekanntheit neudeutsch genannt wird, spielt jeden Tag bei der Marka Döner GmbH keine Rolle. Dort macht Urbaniak gerade sein Pflichtpraktikum der 9. Klasse. „Hände waschen, Schutzanzug anziehen, Lieferungen annehmen“, gibt er einen Einblick in seinen Alltag in der Fabrik im sauerländischen Iserlohn.

Während das Praktikum noch zwei Wochen läuft, ist bei der Fernsehkarriere aktuell kein Ende in Sicht. TV-Teams etwa von RTL und WDR haben ihn besucht, am Dienstag war er Gast in der Blödelshow „TV total“. Urbaniak erzählt: „Ich wurde verkabelt, geschminkt und habe dann gewartet. Dann ging es eine Treppe hinunter, da hatte ich Angst, dass ich stolpere und es richtig peinlich wird.“ Ist es nicht geworden, Urbaniak meisterte die kurze Plauderei mit Moderator Sebastian Pufpaff („ein Supertyp“) leichtfüßig und locker.

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Nächster Fernsehhalt ist ein TV-Urgestein von 1963: das aktuelle Sportstudio. Am Samstag ist Noel dann neben Augsburg-Torhüter Finn Dahmen Teil der Show, die um 23.30 Uhr startet und von Jochen Breyer moderiert wird. „Ich weiß nicht genau, was wir da machen – ein bisschen quatschen, denke ich mal“, skizziert Urbaniak lässig, der auf dem Weg nach Mainz von seiner Mutter und Oma begleitet wird, ehe am Montag wieder der weiße Kittel auf den aufgeweckten Teenager wartet.

Seinen Beruf fürs Leben hat er in der Dönerfabrik nicht gefunden, der soll eher im Handwerk liegen.

Oder bei Social Media: Rund 20.000 Leute folgen ihm bereits, wollen am Leben des Shootingstars teilhaben. Nach dem Hype sollen sie mit Content rund um das Leder weiter am Ball bleiben. „Ich versuche, ein kleiner Influencer zu werden.“ Berichten kann er, so viel steht schon fest, über einen weiteren Einsatz als Balljunge: Er ist vom BVB für das Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona verpflichtet worden. Dann steht er mal wieder im Rampenlicht.