
© Thomas Thiel
Balke, Church & Co: Viele Kneipen in Dortmund bleiben weiter dicht
Gastronomie in der Corona-Krise
Die meisten Kneipen ohne Essensangebot in Dortmund bleiben auch weiterhin geschlossen. Die Corona-Schutzvorgaben sind für sie wirtschaftlicher Unsinn, sagen zwei Betreiber.
Die ersten Dortmunder Restaurants und Cafés haben nach den jüngsten Corona-Lockerungen bereits wieder geöffnet. Doch unter zahlreichen Kneipenschildern werden die Fenster auch in den nächsten Wochen noch dunkel bleiben.
Das gilt etwa für das „Balke“ an der Hohen Straße. „Wir haben geschlossen und halten uns bei Laune“, sagt Betreiber Jan Möller von der Muto Heimatgastronomie. Zwar werde der Spatengarten unter freiem Himmel am Freischütz starten. Aber der Betrieb des „Balke“ mit der Hälfte an Tischen sei keine Option.
Nach wie vor gibt es keine klaren Antworten des Wirtschaftsministeriums zu Kneipen
Zumal nach wie vor unklar ist, ob und wie Schankwirtschaften ohne Essenausgabe von der Lockerung der Corona-Schutzregeln profitieren. Eine Anfrage dieser Redaktion an das NRW-Wirtschaftsministerium, wie die Regeln zu interpretieren seien, war am Dienstag bei Redaktionsschluss noch nicht beantwortet.
„Für viele stellt sich das Problem: Wenn sie wieder hochfahren, machen sie mehr Verluste, als wenn sie geschlossen bleiben“, sagt Jan Möller. Kneipen wie das „Balke“ würden sich nur über Tage mit voller Auslastung rechnen. „Damit fängt man normalerweise die Tage auf, an denen es halbvoll ist.“
Im Dortmunder Kreuzviertel hat Bernd Welk, Mit-Betreiber des „Church“ an der Straße Neuer Graben, erlebt, wie schnell Hoffnungen auf eine schnelle Wiedereröffnung gedämpft werden können.
Mit den neuen Abstandsregeln wird es in vielen Dortmunder Kneipen zu eng
Anfang der Woche war er noch optimistisch, bald wieder Gäste empfangen zu können. Nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt muss er nun aber einsehen, dass dies nicht so einfach ist. „Es geht nicht, weil es zu eng ist. Wir könnten nur draußen eröffnen, aber dort auch nur mit zwei oder drei Tischen“, sagt Bernd Welk.
Für das „Church“ geht das Warten damit weiter. Nach einem Brand 2019 hatte die Kreuzviertel-Kneipe gerade erst den Wiederaufbau geschafft. Die Freude über den Neustart Anfang 2020 war kurz – die Schließung infolge der Pandemie durchkreuzte die Pläne.
Wenig Hoffnung bei „Balke“-Betreiber - finanzielle Unterstützung der Politik soll helfen
Jan Möller vom „Balke“ hat wenig Hoffnung, dass sich die Situation in der nahen Zukunft ändern wird. „Wenn nichts passiert, dann würde ein Großteil der Betriebe in Dortmund – darunter auch wir - in den nächsten Monaten Insolvenz anmelden müssen. Man muss sich dann fragen, was einer Stadt fehlt, wenn 60-70 Prozent des Gastronomieangebots wegfallen“, sagt Jan Möller.
Er sieht den einzigen Ausweg in finanzieller Unterstützung aus der Politik. Die „Gastro Initiative Dortmund“ kämpft mit Protestaktionen wie zuletzt am Freitag (8.5.) auf dem Friedensplatz um Aufmerksamkeit für die Probleme der Branche.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
