Bei bestem Spätsommerwetter sitzen viele Menschen abends auf den Mauern der Möllerbrücke, trinken Bier und schauen, ob sie vorbeigehende Bekannte treffen. Früher ging es danach häufig in die benachbarte Disco Silent Sinners, seit Dezember ist sie jedoch geschlossen.
16 Jahre lang konnte man dort durchs Wochenende tanzen, am DJ-Pult vorbei erreichten die Gäste durch eine Tür einen Außenbereich neben den S-Bahn-Gleisen. Die bekannte Ansicht von der Brücke runter hat sich aber jüngst deutlich verändert - und wird es zukünftig noch stärker tun.
„Die Ecke haben wir lieb“, sagt Hausbesitzerin Aurelia Berke zum Gesamtkonzept für das Gebäude, das neben der Ex-Disco unter anderem einen Rewe-Supermarkt und eine lange verlassene Videothek beheimatet. In den 60er- und 70er-Jahren hat ihr Vater an dieser Stelle ein Autohaus betrieben, begründet Berke ihre „nostalgische Affinität“, wie sie es formuliert.
Also beschäftige sich die Familie bereits seit langer Zeit mit der Frage, wie man das Umfeld der Möllerbrücke aufwerten kann. Unter anderem spielt die geplante Umgestaltung des Sonnenplatzes dabei auch eine Rolle. Der Familie Berke sei es wichtig, dass der Knotenpunkt von Kreuz-, Klinik- und Unionviertel „gesellschaftsfähig“ bleibt. Vor allem Lärm und Müll sind an dem beliebten Treffpunkt diskutierte Themen.
Terrasse für Bäckerei
Der Bagger, der aktuell am Gebäude zu sehen ist, hat dabei nicht in erster Linie mit den Räumen der ehemaligen Disco zu tun. „Der Rewe hat Ambitionen, sich zu erweitern“, sagt die Hausbesitzerin. Eine Außenterrasse für den am Markt beheimateten Bäcker Hosselmann werde nun gebaut.
Der Zugang dazu erfolge vom Rewe-Eingang aus ebenerdig. Also bildet die neue Terrasse sozusagen ein Dach über dem alten Disco-Hof. Für das Untergeschoss sagt Berke nur, dass „vermutlich“ das Konzept für einen Club oder eine Disco bleibe.

Die neue Terrasse werde nicht bis an die Brücke heranreichen, man sei im Austausch mit dem Gestaltungsbeirat und Denkmalschützern. In diesem Zuge bekomme das Haus des Rewe-Marktes eine neue Sandsteinfassade, ähnlich der Brücke: „Das fügt sich gut ein“, sagt Aurelia Berke.
Im Februar soll‘s fertig sein
Durch die Neugestaltung hofft sie, dass die Leute, die auf den Mauern abends „möllern“ ihren Müll nicht mehr einfach die Böschung herunterwerfen. Aktuell sind auf der Baustelle zahlreiche Flaschen und Dosen von Getränken zu sehen. Scherben sind für Anwohner und Passanten im Umfeld regelmäßig ein großes Ärgernis.
Die Situation des Baugewerbes sei aktuell nicht ganz einfach, doch Aurelia Berke plant mit einer Fertigstellung im Februar 2024. Viele vorbereitende Dinge seien schon erledigt, unter anderem seien Räume in oberen Etagen neu vermietet.
Unterm U am 5. September 2023: Was haben die „Dortmund Guides“ im Nachtleben gebracht?
Polizei-Einsatz an der Möllerbrücke: 15-Jähriger mit Pistole, Haftbefehl gegen 17-Jährigen
Nach jahrelangem Leerstand wird kernsaniert: Was mit dem Eckhaus an der Möllerbrücke passiert