Den Schlüssel zu ihrem einstigen Kinderzimmer hat Bärbel Woerner immer noch in der Tasche. „Wohnung Dortmund“ steht auf dem Anhänger. Das Zimmer hat allerdings seinen Standort gewechselt - mit dem gesamten Haus. Denn das Stahlhaus, in dem Bärbel Woerner mit ihrer Familie in Löttringhausen gewohnt hat, wird Teil des Hoeschmuseums auf der Westfalenhütte.
Bärbel Woerner, geborene Hoff, war mit ihrer Familie am Mittwoch (30.11.) Ehrengast, als das Stahlhaus aus Löttringhausen per Schwertransport auf die Westfalenhütte transportiert und mit einem großen Autokran abgeladen wurde. Die Familie hat dem Verein der Freunde des Hoeschmuseums das Stahlhaus ganz offiziell geschenkt.

Wehmut kam bei Bärbel Woerner allerdings nicht auf, als die erste von zwei Haushälften am Haken hing und auf das vorbereitete Fundament hinter dem Hoeschmuseum gesetzt wurde. „Ich bin nicht traurig darum“, sagte die 62-Jährige, die inzwischen in München lebt. „Mein Vater hat das Haus geliebt. Ich kann ihm also keine bessere Ehre machen, als dass das Haus dahinkommt, wo er gearbeitet hat.“
Bärbel Woerners Vater Hans-Hubert Hoff war Ingenieur bei Hoesch. Das Unternehmen baute in Löttringhausen eine kleine Siedlung mit Häusern aus Stahl für führende Angestellte. Das Haus der Familie Hoff entstand 1966 und ist nahezu im Originalzustand erhalten.
Geschenk für Hoeschmuseum
Ein willkommenes Geschenk also für die Freunde des Hoeschmuseums, die damit nicht nur ein Stück Technik-, sondern auch Sozialgeschichte des Unternehmens dokumentieren können. Jahrelang wurden der Umzug geplant und Geld gesammelt. Mit Hilfe von Stiftungen und Fördermitteln und jeder Menge Eigenleistung wurde die „Translozierung“, wie der Umzug offiziell heißt, auf den Weg gebracht.

Der spannendste Teil fand am Dienstag und Mittwoch statt. Das in zwei Hälften geteilte Haus wurde auf zwei Sattelschlepper verladen. In der Nacht zu Mittwoch rollten sie als Schwertransport über gesperrte Straßen durch die Stadt.
„Es lief sehr sehr großartig. Der Transport war der Hammer“, freute sich Isolde Parussel, die die „Translozierung“ als Leiterin des Hoeschmuseums über Jahre mit vorbereitet hatte. Nur eine Autofahrerin musste auf der 16 Kilometer langen Strecke aus dem Bett geklingelt werden, weil sie ihren Pkw im Halteverbot geparkt hatte.

Dabei hatte die Tour durchaus ihre Tücken: Besonders in den engen Wohnstraßen in Hombruch brauchte es viel Zeit und Fingerspitzengefühl, die Schwertransporter mit der bis zu 16 Tonnen schweren und bis zu acht Meter breiten Last um die Ecken zu manövrieren. Eine gute Stunde brauchte der Transport bis zur Zillestraße - gut ein Drittel der gesamten Tour.
Nach knapp drei Stunden kamen die von einem großen Tross und viel Blaulicht begleiteten Schwertransporter an der Ostseite der Westfalenhütte an, wo sie erst einmal zwischengeparkt wurden. Denn auch für das Werkstor war der Transport zu breit und musste durch eine Notzufahrt gelotst werden.
Einrichtung braucht Zeit
Am Mittwoch wurde dann an der vorbereiteten Fläche hinter dem Hoeschmuseum zunächst der Autokran aufgebaut, bevor am frühen Nachmittag der erste Sattelschlepper mit einer Haushälfte anrollte. Nur eine knappe Viertelstunde dauerte es, den 13 Tonnen schweren Bungalow-Teil auf das Fundament zu hieven.

Bis das historische Stahlhaus wirklich Teil des Hoeschmuseums wird, dauert es noch ein wenig. Beide Hälften müssen erst einmal wieder zusammengeschweißt, das Gebäude nach zehn Jahren Leerstand saniert und neu aus- und eingerichtet werden. In gut einem Jahr soll es dann fertig sein, hofft Isolde Parussel.
Ein Raum soll dabei auch als Erinnerung an die Familie Hoff hergerichtet werden. Vielleicht ist es ja das Zimmer, zu dem Bärbel Woerner noch den Schlüssel hat.
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