Am 31. Dezember ist Schluss: Die alteingesessene Bäckerei Rabenschlag am Brechtener Kreisverkehr schließt für immer ihre Pforten.
„Es geht einfach nicht mehr“, sagt Beatrix Rabenschlag (69). Ihr Mann Siegfried Rabenschlag (fast 65), der das Herz des Betriebs sei, könne die viele Arbeit einfach nicht mehr bewältigen. 2001 hatte er die Bäckerei von seinen Eltern übernommen.
Das Jahr 2022 sei für den Betrieb ganz fürchterlich gewesen. Zuerst sei ein Bäcker nach mehreren Schlaganfällen ausgeschieden, dann erschütterte die Bäckerei und ihr gesamtes Team der Freitod eines zweiten Bäckers - etwas, das niemand habe kommen sehen.
Das war vor etwa vier Wochen. Seither arbeite ihr Mann nur noch mit einem Aushilfsbäcker - und das bis zu 17 Stunden täglich. Jeden Tag stehe er um Mitternacht auf, um den nächsten Arbeitstag vorzubereiten, an dem er dann häppchenweise zwischendurch mal ein bisschen schlafe.
Das halte er einfach nicht länger aus. Und ihm fehle momentan schlicht die mentale Kraft, den Betrieb mit anderen Angestellten wieder neu aufzustellen.
Dank an Stammkunden
So gesehen ist Beatrix Rabenschlag froh, wenn nun alles vorbei ist - auch wenn es ihr um die viele Stammkunden leidtue, die so gerne den Bauern-Stuten, das Roggen-Schrotbrot oder den „ollen Lutz“, ein Dinkel-Roggenbrot, gekauft haben.
Wie es im neuen Jahr mit dem Ladenlokal an der Evinger Straße 601 weitergeht, ist noch nicht klar: Die Rabenschlags wollen das Haus, in dem sie auch wohnen, verkaufen.
Jemand, der dort wohl eine kleine Pizzeria eröffnen will, habe zwar Interesse bekundet, aber in dieser Hinsicht sei noch nichts geklärt. Zwei der bisherigen Rabenschlag-Mitarbeiter werden zu Grobe wechseln, andere haben das Übernahme-Angebot dieses Unternehmens nach Angaben von Beatrix Rabenschlag nicht angenommen.
Die Bäckerei Rabenschlag gelangte übrigens am 11. November 1944, mitten im Zweiten Weltkrieg, zu einiger Berühmtheit: Eine Straßenbahn der Linie 8 stoppte vor dem Haus, als es Bombenalarm gab.
Eine feindliche Fliegerstaffel näherte sich Dortmund. Die Fahrgäste suchten Schutz in der benachbarten Schule. Die Bewohner, die in den Kellern der umliegenden Häuser ausharrten, spürten, dass gleich mehrere Bomben in unmittelbarer Nähe einschlugen.

Als die Menschen sich schließlich durch die Trümmerberge wieder nach draußen wagten, trauten sie ihren Augen nicht: Hoch oben im Haus hing das Fahrgestell eines Straßenbahnwaggons, den der Druck der detonierenden Bomben in die Luft geschleudert hatte.
Die Bäckerei Rabenschlag wurde völlig zerstört, aber alle Fahrgäste hatten überlebt. Die Bäckerei wurde später wieder aufgebaut.
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