Die Kreuzung Harkort-/Gablonzraße ist eine der meist frequentiertesten des Stadtteils: Lebensmittel, Café, Mode, Bio- und Drogeriemarkt, alles da. Regelmäßig steigen hier viele Menschen an den direkt angrenzenden Haltestelle aus und ein.
Die Backwerk-Filiale ist an diesem sonnigen Tag mitten in der Woche im März stark besucht – aber eigentlich ist sie das fast immer, auch ohne Sonne. Die Filiale ist längst zum Treffpunkt im Stadtteil mutiert. Man kennt sich vielfach, schlürft seinen Kaffee und beobachtet das Treiben ringsherum. Mittendrin an diesem Nachmittag sind auch Karin und Hartmut Schneider und am Nebentisch Gudrun und Hans-Jürgen Brandt. Haben Sie davon gehört, dass die Filiale schließt. „Ja, natürlich“, sagen sie. „Das haben wir gehört“, sagt Karin Schneider, „erst Ende März, jetzt doch bis Ende des Jahres“. Immerhin, dieser Sommer noch ist hier gesichert. Traurig sind sie alle trotzdem: „Das ist ein toller Treffpunkt hier, und die Mitarbeiter der Filiale sind spitze, alle total nett“, bestätigen alle vier. Und die Mitarbeiter seien alle traurig, dass sie bald hier wegmüssten. „Die arbeiten ja auch schon länger hier zusammen“, sagt Karin Schneider.

Das Unternehmen Backwerk hatte auf Anfrage bestätigt, dass der Mietervertrag zunächst Ende März bereits hätte auslaufen sollen, dann aber bis Ende 2025 verlängert worden sei. Ein Unternehmenssprecher betonte Anfang März 2025, man gehe nicht aus eigenem Antrieb. Ob sich die Brandts und Schneiders auf Backwerk an anderer Stelle in Hombruch freuen können, ließ der Sprecher offen. Dazu wolle man sich derzeit nicht äußern. Die Paare bleiben also im Ungewissen. Gewiss sind sie sich aber mit vielen Hombruchern: „Das wird hier abgerissen“, sagen sie. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bisher nicht: Der Eigentümer des Gebäudekomplexes war für unsere Redaktion bisher nicht erreichbar und hat bisher auf entsprechende Anfragen nicht reagiert (Stand 20.3.).
Während bei Backwerk das Geschäft brummt, stehen die Räume ein paar Meter weiter schon länger leer: Die „Tapas Bar“ ist nur noch eine blasse Erinnerung. Zwischen „Tapas Bar“ und Backwerk liegt ein Reformhaus. Im Geschäft möchte man sich nicht zum Thema äußern. Überrascht über die Frage ist man aber auch nicht. An den Tischen nebenan bei Backwerk erzählt man sich unterdessen, das Reformhaus habe bereits andere Räume in Hombruch gefunden.
Im fraglichen Gebäude untergebracht ist außerdem eine Spielhalle. Diese teilt auf einem Aushang ihren potenziellen Kunden mit: Vorübergehend geschlossen. Fragen kann man hier nichts. Das „Wohnzimmer“, ein Ort der Begegnung, an dem auch Gottesdienste stattfinden, hat gerade geschlossen.
Verbreitete Gerüchte
So bleibt die bevorstehende Schließung des Backwerks weiter munter Gegenstand von Spekulationen: Die reichen von einem Neubau eines Ärztehauses bis zu dem eines Seniorenheims („so ein schickes, wie am Phoenixsee“). Auch an den Kassen benachbarter Geschäfte sind die Gerüchte ein Thema. „Das wird abgerissen“, erzählt man sich auch hier, und wünscht sich als Nachbar möglichst wenig Baulärm und „etwas Vernünftiges“.
Solange jedwede Bestätigung – außer jene der Backwerk-Kündigung – fehlt, bleibt erstmal Raum für weitere Spekulationen, auch und besonders direkt am Ort des Geschehens an den Tischen bei Backwerk in der wärmenden Frühlingssonne. „Ist ja schon ein bisschen ein Schandfleck jetzt“, sagen auch manche. Es fällt besonders auf, weil das Haus neben dem eleganten Dustmann-Neubau steht. Überraschend käme ein Neubau jedenfalls nicht. Hans Semmler, langjähriger Bezirksbürgermeister, kann sich schon an entsprechende Pläne vor zehn Jahren erinnern. Fest steht aber auch: Die Stadt teilt auf Anfrage mit, der Bauaufsicht sei dazu nichts bekannt. Es gebe weder einen Antrag noch eine Voranfrage. Es gibt weiter viel zu reden an den Backwerk-Tischen.