Drei Mitarbeiter von Kentucky Fried Chicken (KFC) stehen hinter dem Verkaufstresen und unterhalten sich. Sie warten auf eine Lieferung, die sich verspätet hat. Ansonsten ist auch nichts zu tun, denn die Filiale des Schnellimbisses befindet sich nahe der Semerteichstraße im Bereich der aktuell gesperrten B1.
„Es ist eine Katastrophe. Wir hatten heute bisher zwei Kunden“, sagt eine KFC-Mitarbeiterin unserem Reporter am Freitag (6.10.) gegen 12 Uhr. Normalerweise sei gerade um diese Zeit Hochbetrieb, ergänzt die Frau, die ihren Namen für sich behalten möchte.
Die B1 ist seit Mittwochabend (4.10.) zwischen B236 und Semerteichstraße in Fahrtrichtung Bochum gesperrt, weil die Stadt Dortmund die Fahrbahndecke erneuern lässt. Am frühen Montagmorgen, so ist der Zeitplan, soll der Verkehr wieder fließen. Bis zum Ende der Arbeiten sind Gastronomie und Handel auf besagter Strecke nicht über die B1 zu erreichen.

Schon im Vorfeld der Sperrung hatten Händler ihren Unmut kundgetan. „Mit einer Komplettsperrung sind wir völlig abgeschnitten“, hatte beispielsweise Bettina Nette-Sieben als Eigentümerin des Brautmodengeschäfts Promessa in der „Villa Westfalendamm“ gesagt. Kritik gab es auch am Zeitraum der Arbeiten. Die Ferienzeit werde oft für Einkäufe genutzt, hieß es. Zumal die Menschen am Monatsanfang gerade wieder Geld im Portemonnaie hätten.
Extra-Parkplätze ausgewiesen
Wir haben am Freitag bei den Händlern nachgefragt, wie das Geschäft während der B1-Vollsperrung läuft und ob die Auswirkungen so gravierend sind wie befürchtet.
Alfredo Albanito, der Leiter der Babymarkt-Filiale, sagt über den Donnerstag: „Unser Umsatz hat sich etwa halbiert.“ Er hat 28 Kunden gezählt, die in das Geschäft kamen. An einem normalen Wochentag seien es 120 bis 130 Leute. „Das ist brutal“, sagt Albanito. „Diese Umsatzeinbußen können wir nicht wieder reinholen.“ Er meint, dass die Fahrbahnsanierung mit weniger Einschränkungen für den Handel möglich gewesen wäre – etwa mit einer Teilsperrung oder einer abschnittsweisen Sperrung.

Um den Handel zu entlasten, hat die Stadt Dortmund fünf zusätzliche Parkplätze im letzten Abschnitt der Oberen Brinkstraße ausgewiesen. Kunden der Geschäfte sollen dort parken. Die Parkplätze sind am Freitagmittag belegt.
Albanito kritisiert, dass diese nicht eigens als Kundenparkplätze für den Handel ausgewiesen sein. Zudem seien es viel zu wenige. „Es ist nett gemeint, aber eine Farce“, sagt der Babymarkt-Filialleiter über die Parkplatzeinrichtung. „Das sind fünf Parkplätze für fünf Unternehmen mit Laufkundschaft.“
Die Stadt hatte zudem angekündigt, die Zufahrt Semerteichstaße zur Straße Im Defdahl vorübergehend zu öffnen.
Weinhandlung liefert aus
Karim Cherifi, der Inhaber der Weinhandlung Vino, konzentriert sich für die Dauer der Sperrung auf Online- und Telefonbestellungen mit Lieferservice. Auch in seinem Laden sind am Freitagmittag keine Kunden. Dafür hat er schon die erste Auslieferungstour hinter sich. „Damit können wir den Betrieb aufrechterhalten“, sagt er.
Das Angebot der Telefon- und Onlinebestellungen, das er noch aus der Pandemie kennt, werde gut von den Kunden angenommen. Sicherlich sei die Sperrung „nicht erfreulich“, aber „wir machen das Beste draus“, sagt Cherifi. Bei seinen Lieferungen nerven ihn allerdings die Staus auf den Ausweichstrecken. Positiv sei die Absprache mit dem Bauunternehmen, das ihm gestatte, seinen Wagen vor dem Geschäft zu be- und entladen.

Cherifi erzählt, dass bislang ein Kunde zu ihm gekommen sei, der einen der fünf Ersatzparkplätze an der Oberen Brinkstraße genutzt hat. Der Weinhändler sagt aber, dass diese ihm nicht wirklich helfen. Die Parkplätze seien zu weit weg. Sowohl den Babymarkt als auch die Weinhandlung verlassen die Kunden in der Regel mit Einkäufen, die zu schwer sind, um sie über eine längere Distanz zu tragen.
Tankstelle hat dichtgemacht
„Ziemlich mau“ sei das Geschäft in der Aral-Tankstelle, die an der Voßkuhle liegt. Das sagt der Betreiber Marc Bühren. Ein paar Kunden kämen vom benachbarten Fitnessstudio und manche, die die Umleitung durch Hörde genommen haben. Immerhin ist das Gelände der Tankstelle für die Autofahrer über einen Schleichweg erreichbar.
Bühren hat vorübergehend das Personal reduziert. „Wir beschäftigen uns jetzt mit Inventur und Reinigung“, sagt er. Er hofft darauf, dass die Arbeiten an der B1 eventuell früher fertig werden und die Straße schon am Sonntag wieder freigegeben werden kann.
Bei der „TotalEnergies“-Tankstelle, die weiter östlich liegt, hat man in Anbetracht der Sperrung offenbar direkt die Reißleine gezogen. Sie ist vorübergehend geschlossen.

Nachbarn der Tankstelle sind die Hotels Wittekindshof und Moods. Für das Moods hatte die Stadt eine temporäre Halteverbotszone im Einmündungsbereich Im Defdahl/Gabelsbergerstraße angekündigt. Das Hotel könne über die Gabelsbergerstraße erreicht werden, teilte die Verwaltung mit. Die Hotelleitung vor Ort wollte sich auf Nachfrage unseres Reporters nicht zu der Sperrung äußern.
Für das Hotel Wittekindshof steht laut der Stadt ein temporärer Ersatzparkplatz an der Detmar-Mülher-Straße zur Verfügung. Die Hoteldirektion war am Freitag für Nachfragen nicht zu erreichen.
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