Diskussion um autofreie Innenstadt in Dortmund „Ältere und kranke Menschen werden vergessen“

Lesermeinungen zur autofreien Innenstadt: „Aus meiner Sicht richtig“
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Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings lehnt eine autofreie Innenstadt in Dortmund ab. Das machte er zuletzt bei der Verleihung des Cityrings sehr deutlich: „Mobilität bringt Umsatz, und dabei steht das Auto an erster Stelle“, sagte der Vertreter der Gemeinschaft der Innenstadtkaufleute. Dem Widersprechen nun einige Leserinnen und Leser.

„Aus meiner Sicht ist eine autofreie Innenstadt richtig und wichtig“, sagt etwa der Leser Holger Dugnus. Allerdings sagt er auch, dass dafür der ÖPNV und das Radnetz gut funktionieren müssten. Leser Frank Steinhoff sieht das ähnlich, befürworte eine autofreie Innenstadt. Er geht aber noch etwas weiter und behauptet: „Geschäfte werden von der autofreien Innenstadt profitieren.“

Ein wenig persönlicher wird Leser Marvin Meißner: „Ich habe Bilder aus den 30ern gesehen, wo der Wall eine richtige Flaniermeile, mit jeder Menge Bäumen und Pflanzen war. Ehrlich, das wünsche ich mir.“ Er wünscht sich, man würde den Raum in der Innenstadt eher den Menschen, statt den Autos geben.

Autoreduzierte Innenstadt

Alina Stöteknuel kommentiert die Aussagen des Cityringchefs konkret. Sie sagt, man solle sich als Innenstadt nicht mit dem Ruhrpark vergleichen und meint zu Cityring-Chef Heitmann: „Er tut dem Dortmunder Einzelhandel mit der längst überholten und durch viele Studien widerlegten Vorstellungen, die autofahrende Klientel sei ein Treiber von Umsatz, keinen Gefallen.“ Die Stadt müsse, so Stöteknuel, lieber auf Aufenthaltsqualität setzen. Dafür müsse das Auto allerdings weichen.

Nun gibt es aber auch Leserstimmen, die von sich aus schon einen Kompromiss suchten. Einer von ihnen ist Gerrit Harnischmacher: „Nehmen wir doch nicht 0, sondern 50 Prozent als Ziel!“ Er würde sich wüschen, wenn man zum Beispiel durch Einbahnregelungen und ähnlichen Maßnahmen den Autoverkehr halbieren würde.

Georg Auffarth sieht das ähnlich. Er schreibt: „Autofrei klingt natürlich erstmal radikal und so weit müsste es sicher auch nicht kommen. Dortmund braucht aber dringend mehr Platz und Sicherheit für alle Mobilitätsformen außer dem Auto.“

Auch Zustimmung für Heitmann

Neben vielen Meinungen, die eine autofreie oder zumindest autoreduzierte Innenstand befürworten, sind der Redaktion allerdings auch einige zugegangen, die Tobias Heitmann zustimmen. In einer gemeinsamen Mail schreibt Familie Kraushaar: „Beim gesamten Thema Verkehrswende werden immer die älteren und/oder kranken Menschen vergessen.“

Das Ehepaar Kraushaar bemängelt, dass bei der Debatte um die autofreie Innenstadt vergessen wird, dass ältere Leute mit einem Auto viel mobiler sind als mit ÖPNV oder Lastenrädern. „Auch Familien mit kleinen Kindern können aus vielerlei Gründen nicht einfach ihr Auto abschaffen oder nicht mehr mit dem Wagen ins Zentrum fahren“, sagen sie. Man dürfe solche Pläne nicht nur für gesunde, junge Menschen optimieren.

Das ist ein Faktor, den auch ein Befürworter der autofreien Innenstadt angesprochen hat. „Eine Spur reicht aus auf dem Wall, innerhalb des Wallrings können Autos ganz verschwinden, mit Ausnahme von Lieferfahrzeugen, Menschen mit Behinderung etc.“

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