Ausstellung zu Harald Deilmann: Der Architekt, der die Gegenwart baute

© Dieter Menne (A)

Ausstellung zu Harald Deilmann: Der Architekt, der die Gegenwart baute

rnBaukunstarchiv NRW

Er war ein bedeutender Architekt der Nachkriegszeit und innovativer Hochschullehrer: Das Baukunstarchiv NRW zeigt das Lebenswerk des Architekten Harald Deilmann - mit vielen Bezügen nach Dortmund.

Dortmund

, 28.08.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn es um Nachkriegsarchitektur geht, kommt man - speziell in Nordrhein-Westfalen - an Harald Deilmann nicht vorbei. Der 2008 verstorbene Architekt setzte mit den Bauten für die WestLB in Münster, Düsseldorf und Dortmund Zeichen.

Er entwarf in seinem 1955 in Münster gegründeten Büro so bekannte Bauten wie den Rheinturm in Düsseldorf, die Spielbank Hohensyburg in Dortmund, das Theater in Münster und die Rathäuser in Minden und Gronau.

Auch die Spielbank Hohensyburg ist ein Werk von Harald Deilmann.

Auch die Spielbank Hohensyburg ist ein Werk von Harald Deilmann. © Dieter Menne (A)

„Harald Deilmann hat wie kein anderer die Nachkriegsmoderne geprägt“, sagt der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing. Den Beweis für diese Aussage liefert die Ausstellung „Harald Deilmann - Lebendige Architektur“, die jetzt im Baukunstarchiv NRW in Dortmund zu sehen ist.

Grundlage ist der umfangreiche, aus 1700 Objekten bestehende Nachlass Deilmanns, der im Baukunstarchiv gehütet wird. Eigentlich sollte daraus zum 100. Geburtstag des Architekten im August 2020 eine Schau zu seinem Lebenswerk entstehen. Corona sorgte dafür, dass sie nun passend zum 101. Geburtstag von Harald Deilmann eröffnet wurde.

Erinnerungen: Aus dem Fundus des Baukunstarchivs bestehen die Objekte auf dem nachgebauten Schreibtisch von Harald Deilmann.

Erinnerungen: Aus dem Fundus des Baukunstarchivs bestehen die Objekte auf dem nachgebauten Schreibtisch von Harald Deilmann. © Oliver Volmerich

Und die Ausstellung ist gewissermaßen ein posthumes Geschenk an Harald Deilmann. Denn auch, wenn der Platz im Lichthof des früheren Museums am Ostwall knapp ist, zeigt sie die ganze Bandbreite seines Schaffens.

„Deilmann-City“ im Lichthof

In aus Furniereisen zusammengesetzten Konstruktionen sind viele seiner Arbeiten in Bildern und Modellen zu sehen. Das wirkt trotz der Masse an Werken luftig und übersichtlich. „Es ist eine Art Deilmann-City entstanden“, beschreibt Dr. Ursula Kleefisch-Jobs vom Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen, die an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war, die Szenografie.

An eine "Deilmann-City" erinnert die Ausstellungs-Konstruktion im Lichthof des Baukunstarchivs am Ostwall.

An eine "Deilmann-City" erinnert die Ausstellungs-Konstruktion im Lichthof des Baukunstarchivs am Ostwall. © Oliver Volmerich

Die Ausstellung ist nach Bautypologien gegliedert - von Wohn- über Büro- bis zu Bildungsbauten und Inneneinrichtungen. „Harald Deilmann hat sich nie als Spezialist, sondern als Architekturgeneralist gesehen“, erklärt Prof. Wolfgang Sonne als wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs. „Ihm ging es generell um die Gestaltung der menschlichen Umwelt.“

Allen Werken ist dabei eines gemeinsam: Sie sind radikal modern. Harald Deilmann nahm mit seinen Entwürfen keine Rücksicht auf alte Strukturen. „Er wollte mithelfen beim Neuaufbau in Deutschland nach dem Krieg und Gegenwart bauen“, bringt es Stefan Rethfeld als Kurator der Ausstellung auf den Punkt.

Gründervater an der Uni Dortmund

Innovativ war Deilmann auch als Hochschullehrer. Ende der 1960er Jahren gehörte er erst zu den Mitbegründern des Fachbereichs Raumplanung an der Universität Dortmund, einige Jahre später dann zu den Erfindern des Studiengangs Bauwesen, der als „Dortmunder Modell“ die Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren kombinierte. „Er war ein begnadeter Hochschullehrer und hat ein ganz besonderes Verständnis von Architektur dieser Zeit vermittelt“, stellt Ernst Uhing fest.

Auch zahlreiche Modelle von Deilmann-Bauten sind in der Ausstellung zu sehen.

Auch zahlreiche Modelle von Deilmann-Bauten sind in der Ausstellung zu sehen. © Oliver Volmerich

Mit der Darstellung von Deilmanns Architektur als Zeitzeugnis wirft die Ausstellung auch die Frage nach dem Umgang mit der gebauten Nachkriegsmoderne auf. Einige Bauten Deilmanns - wie die alte Zentrale der Volkswohl-Bund-Versicherungen in Dortmund - wurden schon abgerissen, andere - wie die frühere WestLB in Dortmund - stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Stefan Rethfeld ist sich sicher: „Die Fragen, die Harald Deilmann umtrieben, sind heute noch aktuell.“

Die Ausstellung „Harald Deilmann - Lebendige Architektur“ ist bis zum 7.11.2021 im Baukunstarchiv, Ostwall 7, in Dortmund zu sehen (Di, Mi, Fr, Sa, So 14-17 Uhr, Do 14-20 Uhr). Zur Ausstellung ist im Dortmunder Verlang Kettler ein Katalog erschienen, der für 42 Euro erhältlich ist.

Lesen Sie jetzt