Jahrelang hat er an der Kaubomstraße 7 praktiziert: Doktor Gerrett Brief, als einziger Augenarzt im Stadtteil Lütgendortmund. An der Praxis im Haus schräg gegenüber der Marienborn-Grundschule hängen nun Zettel und Schilder, die verwirren mögen. Sie erwecken den Anschein, als sei die Praxis derzeit komplett geschlossen. Doch das stimmt so nicht. Zumindest nicht ganz.
Zunächst scheint es sehr klar. So steht auf einem DIN-A4-Zettel: „Die Praxis bleibt bis auf Weiteres geschlossen.“ Leider habe man nicht alle Patienten telefonisch erreichen können, diese „Unannehmlichkeiten“ bitte man zu entschuldigen. Der Zettel stammt vom MVZ Krause, einem Verbund, der mehrere Augenarzt-Praxen im Ruhrgebiet und Sauerland unterhält, darunter zum Beispiel auch eine in Dortmund-Mengede und eine in -Körne.
Allerdings: Im Vorgarten des Hauses, in dem die Lütgendortmunder Praxis untergebracht ist, sind zwei Schilder zu finden: Eines vom MVZ, in dem Gerrett Brief als angestellter Arzt angegeben ist; eines nur von Gerrett Brief, auf dem er als selbstständiger Arzt mit seinen privatärztlichen Sprechzeiten aufgeführt wird. Und ruft man in der Praxis an, kann man den Facharzt für Augenheilkunde auch dort erreichen.
Auf Anfrage klärt er auf: Nachdem er jahrelang selbst die Praxis geführt hat, habe er seinen Kassensitz im April 2022 ans MVZ Krause abgegeben, das MVZ betreibe seitdem die Praxis. Gerrett selbst habe dort als angestellter Arzt praktiziert, erklärt er. Als solcher führt ihn auch noch die MVZ-Homepage.
Nur noch Privatpatienten
Das ist aber nicht mehr aktuell, seit Anfang Juni hat sich laut Brief etwas geändert: „Ich behandele jetzt nur noch Privatpatienten“, erklärt der Arzt. Er sei nun Mieter in der MVZ-Praxis. Alle Privatversicherten, die schon bei ihm in Behandlung waren, könnten bleiben. Alle gesetzlich Versicherten nicht.
Sie stehen in der Kaubomstraße daher derzeit vor verschlossener Tür. Als Vertretung ist die Körner Praxis des Verbundes angegeben. Dort hat das MVZ auch seinen Firmensitz. Bis in den Osten Dortmunds allerdings haben die Patienten aus dem Westen eine Ecke zu fahren: Zwischen den Praxen liegen 16 Kilometer. Mit dem Auto.

Zur Frage, warum er sich neu ausgerichtet hat und nur noch Privatversicherte behandelt, äußert sich Brief knapp: „Das hat sich so ergeben.“ Viele seiner Patienten habe er aber schon in den vergangenen Monaten über dieses Vorhaben informieren können.
Alle anderen gesetzlich Versicherten können sich an folgende Telefonnummer des MVZ in Körne wenden: 0231/515929. Wie es genau mit der Praxis in der Kaubomstraße weitergeht, kann das MVZ auf Anfrage noch nicht genau sagen. Natürlich sei man immer bestrebt, Standorte zu halten. Sobald mehr feststehe, werde man informieren, heißt es.
Kein Arzt mehr im Stadtbezirk
Wer gesetzlich versichert ist und zum Augenarzt muss, hat nun im gesamten Stadtbezirk Lütgendortmund keine Praxis mehr, die er aufsuchen kann. Denn: Die weitere Praxis, die es eigentlich noch gibt, musste vorübergehend zwangsumziehen. Das Team rund um den ebenfalls alteingesessenen Augenarzt Helmut Stodollick hat im vergangenen Sommer seinen Standort in Marten verlassen müssen, da das Praxisgebäude einem Aldi-Neubau weichen muss.
Unterschlupf hat die Praxis bei Kollegen im Augenzentrum an der Kampstraße in der Innenstadt gefunden. Erst wenn der Aldi-Neubau steht, kehrt das Team an die Schulte-Heuthaus-Straße zurück. Denn im Aldi-Gebäude sind auch Praxisräume vorgesehen. Wann genau wieder in Marten behandelt wird, ist noch offen. Die neue Aldi-Filiale, so hieß es zuletzt, soll Ende 2023 eröffnen.
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