Mit kurzen Video Sketches wie „Typisch Lehrerin“ oder „Typisch deutsche Nachbarn“ hat Tobi aus Dortmund mittlerweile die Millionen auf TikTok geknackt. Und das, obwohl es nie sein eigentliches Ziel war. „Das Einzige, was ich schon immer wollte, war, zu sehen, dass Leute Spaß haben, meine Videos zu schauen.“ Schon in der Schulzeit hat der gebürtige Dortmunder darüber nachgedacht, mal ein Video auf YouTube hochzuladen. „Das Video habe ich dann nach drei Wochen wieder offline gestellt“, erzählt Tobi schmunzelnd. Jetzt steht er kurz vor seiner ersten Tour und die geht durch ganz Deutschland.
Aufgewachsen ist Tobias F. im Dortmunder Stadtteil Eving. „Da weiß auch jeder, wer ich bin. Ich glaube, das ist so n Ruhrpott-Ding“, sagt Tobi. Nach seinem Realschulabschluss hatte er viele Ideen für seine berufliche Zukunft. „Von Koch über Immobilienmakler bis Kriminalpolizist. Es war alles dabei“, erzählt Tobi lachend. „Ich war einer der einzigen von meinen Schulkameraden, der kein Abi machen und direkt Geld verdienen wollte.“ Dass er bei seiner ersten Bewerbung für eine Ausbildung abgelehnt wurde, ist für ihn heute nur noch halb so schlimm. Für ihn waren andere Dinge bestimmt.
Als Jüngster von drei Kindern war er schon immer der Spaßvogel in der Familie. „Auf Familien-Geburtstagen habe ich ganz oft Horst Schlemmer von Hape Kerkeling nachgespielt“. Als seine ersten TikTok-Videos viral gingen, haben ihn ein paar seiner Freunde erstmal belächelt. Doch seine Familie war von Anfang an Feuer und Flamme. „Meine Mutti hatte sogar die Idee mit der Bluse.“ Die Bluse, die Tobi in seinen Sketches als „typische Mutti“ trägt und ohne die er heute, seiner Meinung nach, nicht da wäre, wo er jetzt ist. „Nur mein Vater hat manchmal noch gesagt ‚ Willst du nicht doch lieber eine Ausbildung machen?‘“, sagt Tobi und lacht.
Der neue Hape Kerkeling
Heute wird der 25-Jährige oft mit dem deutschen Comedy Star Hape Kerkeling verglichen, erzählt er. „Viele schreiben unter meine Videos ‚Das könnte der neue Hape Kerkeling werden‘.“ Für Tobi ein großes Kompliment. Eines haben die beiden auf jeden Fall gemeinsam: Den markanten Ruhrpott-Dialekt. Der ist auch ein großer Bestandteil von Tobis Rollen, die er in seinen Sketchen spielt. „Viele Redewendungen aus dem Ruhrpott kennen die Leute gar nicht und finden das immer superlustig. Ruhrpott-Dialekt ist eben einfach frei Schnauze!“

Aber das, was seinen Erfolg so ausmacht, ist wahrscheinlich nicht nur der Ruhrpott-Dialekt. Die meisten Leute schreiben Tobi nämlich, wie sehr sie seine Videos an die eigene Mutter, Lehrerin oder Nachbarin erinnern. Und das ganz unabhängig von Wohnort, Sprache oder Nationalität. „Ich vergesse immer wieder, wie viele Menschen da eigentlich meine Videos gucken.“ Selbst wenn er in der Öffentlichkeit immer wieder erkannt wird. Vor allem an Orten, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Dort würde es ohne Hilfe der Veranstalter gar nicht mehr gehen, sagt Tobi. „Einmal hatte ich einen Dreh in einem Kleidungsgeschäft. Dort hat mich dann eine Schülerin erkannt und ihrer ganzen Klasse Bescheid gesagt. Die standen dann innerhalb von zehn Minuten vor mir im Laden.“ Diesen Zuspruch schätzt Tobi extrem, sagt er. Und trotzdem: „Wenn ich den Begriff Prominent irgendwo im Zusammenhang mit mir höre, ist das immer surreal“, sagt er. „Ich bin immer noch einfach nur Tobi.“
Frau Schwengzi und Frau Flutscher
Mit ihm bekannt geworden ist Tobis Freund Marco, der sogar bei der Promi Big Brother Staffel letzten Jahres teilgenommen hat. Die beiden haben sich vor einigen Jahren auf Social Media kennengelernt und sind seit 2020 ein Paar. „Wir kennen uns tatsächlich schon sehr lange. Irgendwann haben wir dann angefangen, die Lehrervideos zusammen zu machen“, erzählt Tobi. Frau Schwengzi und Frau Flutscher, so heißen die Rollen, in die Tobi und Marco für ihre Lehrerinnen-Imitationen schlüpfen. Dabei stellen sie typische Szenen aus dem Schulalltag nach. „POV: Deine Lehrerin kommt Nachts ins Zimmer rein“ lautet die Überschrift eines Videos von Tobi, das 4,2 Mio. Klicks hat. Seine Community ist begeistert: Die Kommentare unter dem Video lauten zum Beispiel „Jeder kennt die Situation. Du machst das mega“ oder „War immer richtiger Nervenkitzel“.
Die Namen sind dabei ganz zufällig entstanden, erzählt Tobi. „So viele meiner Lehrerinnen hatten damals ein ‚ski‘ am Ende ihres Namens. Da muss irgendwas dran sein, dachte ich. “ Tobi erzählt: „Laut den Leuten, waren wir das lustigste Lehrer-Duo in ganz Deutschland.“ Sogar eine seiner ehemaligen Lehrerin hat Tobi schon kontaktiert. „Frau Schwengzi ist aber eine Mischung aus allen Lehrern, die ich mal hatte“, sagt Tobi.
Ruhrpottlerin durch und durch
Wie sieht Tobis Arbeitsalltag als Comedian eigentlich aus? „Tatsächlich saug ich alles, auf was mir entgegenkommt.“ Gerade an Orten, wo sich oft Familien aufhalten, wie zum Beispiel beim Einkaufen, in Freizeitparks, Freibädern und so weiter, erzählt Tobi. Das einzige professionelle Team an seiner Seite ist sein Management. Die Produktion der Videos macht Tobi ganz alleine. Nur seine Mutti unterstützt ihn manchmal dabei und übernimmt zum Beispiel die Rolle der Regisseurin oder der Kamerafrau. „Mutti ist meine Inspiration, weil sie einfach eine komplette Ruhrpottlerin ist. Meistens reicht es schon, wenn sie einmal von A nach B durch den Garten rennt und ich hab schon, was ich brauche“, sagt Tobi. Wenn die Idee dann da ist, wird diese ausgearbeitet, ein Skript geschrieben, dann wird gedreht, geschnitten und am Ende ein Voice-Over draufgelegt, erzählt er. „Das hört sich jetzt schnell an, aber das dauert immer eine Weile bis alles steht.“
Trotzdem Tobis Themen so lebensnah sind, hat auch er manchmal kreative Blockaden. „Das hört sich jetzt lustig an, aber ich glaube, kreativ ist man am Abend oder auf dem Klo.“ Andersrum hat Tobi manchmal so viele Ideen, dass sie sich so schnell gar nicht umsetzen lassen. „In meiner Notiz-App sind so viele Ideen, die darauf warten, ausgearbeitet zu werden. Aber dafür muss dann auch der Vibe stimmen.“
Der Drehort seiner Videos hat sich seither nicht verändert. „Ich bin zu 90 Prozent in Dortmund bei meiner Family“, sagt Tobi. Er wohne aber in einer Stadt in der Umgebung, sagt er. Für die Zukunft sei aber geplant, wieder zurück nach Dortmund zu ziehen. „Dortmund ist für mich Familie und die ist für mich Priorität Nummer 1.“ Außerdem schätzt er den Menschenschlag in Dortmund. „In so einer richtigen Dortmunder Nachbarschaft hilft man sich gegenseitig.“
Raus aus der Social-Media-Welt
„Eigentlich wäre ich jetzt schon auf Tour“, erzählt Tobi. Für seine erste große Show möchte er aber alles perfekt haben, sagt er. „Wenn Leute schon Geld für mich ausgeben, muss auch alles stimmen.“ Für ihn ist das ein riesiger Schritt aus seiner Komfortzone, sagt er. „Im Gegensatz zu Social-Media, sehe ich die Leute da dann wirklich.“ Frau Schwengzi, Mutti und Co. wird man auf seiner Tour auf jeden Fall antreffen. „Die Herausforderung für meine Tour wird nur sein, dass ich da live auf der Bühne stehe und nicht mal eben was wegschneiden kann.“ Darauf bereitet er sich auch schon vor. „Alle zwei bis drei Wochen gibt es ein großes Meeting und ansonsten probe ich jetzt schon fleißig in einem Partykeller“, erzählt Tobi. Am meisten freut sich Tobi schon auf die finale Show in Dortmund, die am 3.5.2025 sein wird.
Bei all dem Trubel und der Aufmerksamkeit vergisst Tobi aber nie, warum er das Ganze macht. „Für mich ist das Schönste, wenn mir Menschen schreiben, dass ihnen meine Videos durch eine schwere Zeit geholfen haben“, sagt Tobi. Solche Momente hat Tobi schon öfter erlebt. „Das macht mich immer ganz sprachlos und ist sehr bewegend für mich.“