
© Oliver Volmerich
Auch dieses Jahr gibt es keinen Baustart für den Gartenstadt-Radweg
Neuer Zeitplan
Seit Jahren kündigt der Regionalverband Ruhr (RVR) den Baustart für den Gartenstadt-Radweg auf der alten Hoeschbahn-Trasse an. Nun gibt es einen neuen Zeitplan, der für Kopfschütteln sorgt.
Es ist wieder reichlich Grün gewuchert an der Trasse der alten Hoeschbahn quer durch die Gartenstadt, die aktuell schon als Fußweg genutzt wird. Dabei war die Strecke schon vor zwei Jahren gerodet worden, um Platz zu schaffen für den Gartenstadt-Radweg. Es blieb allerdings beim Grünschnitt. Dass sich die alte Bahntrasse in einen komfortablen Radweg verwandelt, darauf müssen Anwohner und Ausflügler weiter warten.
Manche Radler, die den Weg gern nutzen würden, fühlen sich schon an die fast unendliche Baugeschichte des neuen Berliner Flughafens erinnert, der am 31. Oktober mit neun Jahren Verspätung eröffnet wurde. Mindestens vier bis fünf Jahre Verspätung sind es, gemessen an früheren Ankündigungen des federführenden Regionalverbands Ruhr (RVR), auch schon beim Gartenstadt-Radweg: 2012 wurden die ersten Pläne vorgestellt, 2016 sollte eigentlich mit dem Bau begonnen werden.
Probleme bei der Finanzierung
Dann tauchten allerdings Finanzierungsprobleme auf, weil es das ursprünglich vorgesehene Förderprogramm nicht mehr gab. Nachdem sich ein neuer Fördertopf gefunden hatte, überreichte der Arnsberger Regierungspräsident Hans-Josef Vogel im Januar 2018 den RVR-Verantwortlichen einen Förderbescheid über 1,86 Millionen Euro für den Bau des 2,3 Millionen Euro teuren ersten Abschnitts. Er reicht über 3,9 Kilometer vom Phoenix-See bis zur Paderborner Straße in Körne.

Alte Schilder und Signale erinnern noch an die Vergangenheit der Trasse als Bahnstrecke. © Oliver Volmerich
Im selben Jahr fanden auch erste Rodungsarbeiten statt, im Herbst 2018 sollte der Bau beginnen. Die Bagger kamen aber nicht. RVR und Bezirksregierung stritten darüber, ob die Auftragsvergabe den Förderrichtlinien entsprechend abgewickelt wurde.
Es dauerte bis zum Herbst 2019, bis der Streit ausgeräumt war. Jetzt laufe wieder die Bauvorbereitung, erklärte ein RVR-Sprecher im Dezember vergangenen Jahres - und kündigte den Baubeginn für den Sommer 2020 an. Der Sommer ist bekanntlich vorbei. Getan hat sich an der Radweg-Trasse, außer dass wieder reichlich Grün gewuchert ist, aber immer noch nichts.
Neuer Zeitplan abgestimmt
Dabei wurden die Planungsleistungen nach einem öffentlichen Teilnahmewettbewerb im November 2019 vergeben, wie es in einer Mitteilung des RVR im April hieß. Das beauftragte Büro erarbeite auf Grundlage der Vorplanung und Vermessungsarbeiten die Entwurfsplanung für den Fuß- und Radweg. Im Oktober/November - also in diesen Wochen - sollte nun der Bau beginnen.
Umso mehr verwundert ein Mitte Oktober versandter neuer Zeitplan, der zwischen RVR und Stadt Dortmund abgestimmt wurde und unserer Redaktion vorliegt. Danach sollen erst in diesem Oktober/November die Entwurfsplanungen absolviert werden, bis März 2021 Genehmigungs- und Ausführungsplanung folgen. Neuer Termin für den Baubeginn: Juni/Juli 2021.
Auf Nachfrage bestätigt eine RVR-Sprecherin den neuen Zeitplan. Die Zeitverzögerung bei der Planung, die offensichtlich über ein halbes Jahr geruht hat, erklärt sie mit der Corona-Krise. Mitarbeiter seien von der Pandemie betroffen gewesen. Dadurch habe es Verzögerungen bei der erneuten Rodung und der Terminabstimmung der Planer gekommen.
Ein weiterer Grund für die Verspätung sei auch, dass eine neue Straßenbrücke am Remberg, die die Stadt 2021 bauen wolle, in die Baumaßnahme des Radwegs miteinbezogen werde. Dadurch komme es zu geänderten Bauabschnitten und Rampen. „Die Gespräche mit der Stadt Dortmund laufen“, teilt die RVR-Sprecherin mit.
Frist für Fördermittel läuft aus
Ein Problem ist: Die Bauarbeiten für den Gartenstadt-Radweg könnten bei einem Start erst im nächsten Sommer in arge Zeitnot kommen. Denn Vorgabe des Landes für die Förderung ist, dass die Bauarbeiten 36 Monate nach dem Zuwendungsbescheid beendet sein müssen. Das wäre für den ersten Bauabschnitt im Januar 2021. Im aktuellen Zeitplan des RVR wird dagegen die „Bauüberwachung“ bis Ende 2021/Anfang 2022 angekündigt.
Der Fördergeber sei über die geänderten Abläufe informiert, heißt es dazu vom RVR. Ziel sei, gegenüber dem jetzt vorgelegten Zeitplan „durch Kürzung der Planungsphase den Baubeginn möglichst vorzuziehen“.
Und dann wartet ja auch noch der zweite Bauabschnitt, der über 1,5 Kilometer von der Paderborner Straße in Körne bis zur Brackeler Straße führt. Weil er den Neubau von zwei Brücken - über den Körner Hellweg und die Hannöversche Straße - einschließt, fällt er mit geschätzten Baukosten von 7,5 Millionen Euro deutlich teurer aus.
Die Fördermittel des Landes über 6,4 Millionen Euro hat die Bezirksregierung Ende 2019 bewilligt. Der Bau müsste damit also Ende 2022 beendet sein.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
