Asteria Toutziari war Hammerwerferin, bediente Roman Abramowitsch und kocht nun in Hörde

© Michael Nickel

Asteria Toutziari war Hammerwerferin, bediente Roman Abramowitsch und kocht nun in Hörde

rnCabaret Queue

Asteria Toutziari (38) ist die Köchin im Cabaret Queue, sie kommt aus Griechenland und war auch mal in der Karibik - ehe die Familie dafür sorgte, dass sie mittlerweile in Hörde arbeitet.

von Michael Nickel

Dortmund

, 03.03.2019, 03:42 Uhr / Lesedauer: 3 min

Dass sie irgendwann in ihrem Leben als Köchin in Hörde arbeiten würde, hätte Asteria Toutziari nie für möglich gehalten. Das ist keine Phrase, das sagt die Griechin selbst: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in Deutschland arbeiten würde.“

Seit zweieinhalb Jahren ist Dortmund ihre neue Heimat

Sie hat es nicht gedacht, als sie in einem kleinen griechischen Dorf aufgewachsen ist, als sie als Hammerwerferin auf dem Weg zur nationalen Spitze war oder als sie in der Karibik Millardären das Essen serviert hat.

Asteria Toutziari, 38 Jahre alt, ist seit Mai 2018 die Köchin im Cabaret Queue an der Hermannstraße 74. In Dortmund wohnt sie seit zweieinhalb Jahren, weil ihr Freund hier einen Job als Dozent hat. Die beiden Jahre vorher hat sie im Rheinland gearbeitet, davor war sie viel unterwegs.

Gelernt hat sie das Kochen von Oma und Mutter

Ihr Deutsch ist sehr gut, trotzdem spricht sie gerne auch mal Englisch. „I learned to balance my mind and body“, sagt sie auf Englisch über ihre Zeit als aktive Sportlerin, sie hat also gelernt, Geist und Körper in Einklang zu bringen. Und über die Menschen in Dortmund sagt sie auf Deutsch: „Ich mag es hier. Die Leute sind nett und freundlich. Es ist anders als in Düsseldorf.“

Aufgewachsen ist die Griechin im Dorf Adam, rund 50 Kilometer entfernt von der Großstadt Thessaloniki. Als Kind und als Jugendliche hat sie ihrer Familie bei der Arbeit auf dem Feld geholfen und mit ihrer Mutter und Oma gekocht. Von den beiden hat sie gelernt, Speisen zuzubereiten. „No junk food“, sagt sie und lacht.

Der Chef ist auf jeden Fall zufrieden mit ihr

Georg Delfmann, der Inhaber des Cabaret Queue, ist überaus zufrieden mit seiner Köchin. Sie selbst will ihre Arbeit nicht bewerten. Mediterran und kräftig sei ihr Essen. „Meine Freunde sagen, dass mein Essen gut gewürzt ist, es ist rund, man braucht nicht nachwürzen“, sagt sie.

Hier sitzt sie also an einem Tisch im Cabaret Queue, ihre Arbeitskleidung hat sie schon an, in der Küche laufen die Vorbereitungen, in drei Stunden kommen die ersten Gäste und wollen was essen. Sie nimmt sich aber Zeit, um über ihre Geschichte und ihr Leben zu sprechen.

Einer der größten Vereine Griechenlands hat sie aufgenommen

In der Schule hat sie mit dem Sport angefangen, der sie jahrelang begleiten sollte. Drei Jahre lang ist sie mehrmals pro Woche von Adam nach Thessaloniki gefahren, um dort zu trainieren. Talentscouts waren zu ihrer Schule gekommen und hatten sie eingeladen, um sich mal auszutesten, um zu schauen, welche Sportart zu ihr passt. Beim großen und berühmten Verein Iraklis Thessaloniki hat sie sich im Diskus ausprobiert, ist dann aber beim Hammerwerfen geblieben. Und da wurde sie ziemlich erfolgreich.

Für den Sport nahm sie das viele Pendeln auf sich, machte parallel eine Ausbildung zur Restauratorin. Mit 19 war sie damit fertig, jetzt konnte sie sich voll auf den Sport konzentrieren. Fast zumindest. Sie zog von Adam nach Thessaloniki, trainierte jeden Tag und arbeitete nebenbei in einem Café. „Meine Eltern haben mir Geld für Miete und Essen gegeben“, sagt Asteria Toutziari. „Aber ich konnte mir keinen Luxus leisten.“

„Ich musste wirklich hart arbeiten“, sagt sie

Der Verein hat sie zwar mit Kleidung und Essen versorgt, aber das war es auch schon. „Ich musste wirklich hart arbeiten, ich hatte nicht das Glück wie einige andere, deren Familien sie noch viel stärker unterstützen konnten.“ Doch der Sport hat ihr Reisen quer durch Griechenland ermöglicht, sie wurde Vierte bei den nationalen Meisterschaften im Hammerwurf.

Ihre Bestweite liegt bei rund 65 Metern, die sie mal im Training geschafft hat. Der Wert taucht daher in keiner offiziellen Wertung auf. Der Weltrekord in dieser Disziplin liegt bei knapp 83 Metern. Sie durfte dabei zusehen, wie Anastasia Kelesidou, zweifache Silbermedaillen-Gewinnerin bei Olympia, auf dem selben Platz trainierte.

Zwischen ihr und den Olympischen Spielen stand die Realität

Asteria Toutziari hat es nicht zu Olympia geschafft. „Reality came“, sagt sie. Die Realität ist dazwischen gekommen. Der Rücken wollte nicht mehr so recht, und außerdem hat sie bei ihrer Arbeit im Café gemerkt, was sie im Leben machen will. Sie wollte Köchin werden. Und sie wurde Köchin. „Man kann kreativ und flexibel sein“, sagt sie. „Und man kann überall auf der Welt arbeiten.“ Mit 27 Jahren hat sie ihre sportliche Karriere beendet.

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch war einer der Gäste, den Asteria Toutziari in der Karibik bedient hat.

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch war einer der Gäste, den Asteria Toutziari in der Karibik bedient hat. © dpa

Das Kochen hat ihr aber die Tür zur Welt geöffnet. Es hat nicht lange gedauert, und schon hatte sie eine Stelle in der Karibik. Auf der Insel St. Barth arbeitete sie drei Jahre lang. Einer ihrer Gäste war Roman Abramowitsch, Milliardär und Besitzer des Fußballklubs FC Chelsea. Er hat häufig Oktopus bestellt - serviert von Asteria Toutziari.

Weil ihre Mutter krank wurde, verließ Asteria Toutziari die Karibik

Dann aber wurde ihre Mutter in Griechenland krank. Regelmäßige Besuche in Adam waren von St. Bath aus nicht so einfach. Also ging es für sie nach zweieinhalb Jahren im karibischen Gourmet-Restaurant zurück nach Europa. „Ich wusste, dass ich nicht mehr in die Karibik zurückkehren würde“, sagt sie.

Weil ihr Onkel früher schon einmal in Deutschland gelebt hat, suchte sie sich einen Job und fand ihn zunächst im Rheinland, bevor es mit ihrem Freund vor zweieinhalb Jahren nach Dortmund ging. „Ich konnte vorher kein Deutsch. In der Schule hatte ich es ein paar Monate gelernt“, sagt Asteria Toutziari. „Aber es ist eine schwere Sprache.“ Mittlerweile kann sie aber sehr gut Deutsch und fühlt sich hier auch wohl. Dass das mal so wäre, hätte sie früher wohl nicht gedacht, als sie in dem kleinen Dorf in Griechenland aufgewachsen ist.