
Anwohner Steffen Müller blickt mit Sorgen auf die zahlreichen Säcke, die alle asbesthaltigen Baustoffe enthalten. Sie lagern bereits seit etlichen Wochen auf der verwaisten Baustelle. © Beate Dönnewald
Asbest-Säcke machen Dortmunder Anwohnern Angst: „Wie lange hält die Folie?“
Verwaiste Baustelle
Schon seit Wochen ruhen die Abrissarbeiten. Genauso langen blicken Anwohner im Dortmunder Westen auf viele Säcke mit asbesthaltigem Inhalt. Ihre Angst ist groß. Das sagt das Unternehmen.
Der Abbruch der alten Wohnhäuser begann bereits im Dezember 2021. Zunächst war die Erleichterung groß, dass die Schrottimmobilien endlich verschwinden und durch neue, schicke Häuser ersetzt werden sollten.
Doch mittlerweile ist die Stimmung in der Neu-Crengeldanz-Straße in Lütgendortmund alles andere als gut. Denn einige Anwohner haben große Angst, weil auf der verwaisten Baustelle seit Wochen unzählige Säcke mit asbesthaltigem Inhalt lagern. „Achtung, enthält Asbest“ steht dort in großen weißen Buchstaben auf rotem Grund. Darunter: Gesundheitsgefährdung.

Seit Wochen lagern die Säcke mit der Aufschrift "Achtung, enthält Asbest" auf der Dortmunder Baustelle. Dieses Foto wurde im März 2022 gemacht. Der Abriss begann bereits Ende 2021. © Beate Dönnewald
Warum werden die Säcke nicht endlich entsorgt? Wie lange hält die Folie? Kann sie reißen und Asbest austreten? Wie gefährlich ist die Situation vor allem für die unmittelbaren Nachbarn?
Darf Asbest so lange lagern?
Diese und ähnliche Fragen treiben die Anwohner, darunter junge Familien, um. Einer von ihnen ist Steffen Müller. „Ist das überhaupt zulässig, dass Asbest so lange öffentlich gelagert wird?“, fragt der 37-Jährige. Seit mindestens zehn bis zwölf Wochen sei die Baustelle verwaist, schätzt der Dortmunder. „Wir haben hier oft West-Wind, ich fühle mich ehrlich gesagt nicht mehr wohl in meinem Garten.“
Er ist sich sicher: Die Stoffe, die in den geschätzt 100 Säcken schlummern, sind auf jeden Fall gefährlich. „Die Arbeiter haben während der Entkernung weiße Schutzanzüge und Vollmasken getragen“, sagt Steffen Müller. Alle Säcke seien anschließend noch mit einer Art Imprägnier-Spray besprüht worden.

Die Baustelle gleicht momentan noch einem Trümmerfeld. Kein schöner Anblick für die direkten Nachbarn. © Beate Dönnewald
Seine Beobachtungen bestätigt Andreas Kamrath von dem gleichnamigen Abbruchunternehmen auf Anfrage dieser Redaktion. Steffen Müllers Befürchtungen hingegen teilt der Firmensprecher nicht. „Von den Säcken mit den asbesthaltigen Baustoffen geht keinerlei Gefahr aus“, betont er. Erst bei einer mechanischen Behandlung des Sondermülls würden Fasern freigesetzt, die dann die Lunge beschädigen könnten.
Eine derartige Beanspruchung der staubdicht verpackten Säcke sei ausgeschlossen, so Kamrath. Für zusätzliche Sicherheit sorge ein Faserbindemittel, mit dem die Säcke direkt bei der Verpackung versehen worden seien. „Vergleichbar mit dem Gürtel an der Hose“, erklärt der Firmen-Sprecher. Die klebrige Flüssigkeit verhindere eine Beschädigung des Plastiks.

Die Anwohner wünschen sich, dass die Säcke mit den asbesthaltigen Baumaterialien endlich entsorgt werden. © Beate Dönnewald
Andreas Kamrath kann verstehen, dass der Anblick des Sondermülls genauso wie des noch nicht abgefahrenen Bauschutts stört. „Das sieht wirklich nicht gut aus.“
Tatsächlich sei bislang erst der oberirdische Abbruch der Altimmobilien erfolgt. Wann es mit dem Restabbruch und der Abfuhr des Sondermülls, der Steine und des Betons weitergeht, könne er nicht sagen. „Wir warten auf eine Mitteilung unseres Auftraggebers“, so Kamrath.
Asbest wird im Juli abgefahren
Die Frage konnte der Noch-Eigentümer, Marcus Etzel von der Lebenswerk Bau- und Projektgesellschaft mbH mit Sitz in Dortmund, beantworten. „Wir gehen davon aus, dass im Laufe des Julis alles raus sein wird“, sagte der Geschäftsführer auf Anfrage am Dienstag (5.7.).
Aufgrund verschiedener Verzögerungen im Zuge der behördlichen Auflagen, unter anderem auch coronabedingte, hätten die Abbrucharbeiten eine Weile ruhen müssen. „Fünf bis sechs Tage wird es dauern, bis alles abgefahren ist“, schätzt Etzel. Danach sei der Platz frei zum Ausheben der Baugrube. „Dafür wird dasselbe Gerät benutzt“, weiß er. Alle noch ausstehenden Arbeiten gehörten zu einer Charge, sodass sie alle auch in einem Zuge erledigt würden, erklärt Marcus Etzel.
Ein ortsansässiger Investor möchte das Grundstück anschließend erwerben und bebauen. Allerdings erst, wenn die Baugenehmigung vorliegt. Deshalb will er zu diesem Zeitpunkt noch nicht namentlich genannt werden und keine Details zum Bauprojekt nennen.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
