Das gibt es auch nicht alle Tage: Um zu demonstrieren, wie er in Waltrop angegriffen worden ist, hat sich Arzt aus Dortmund am Freitag (4. 11.) sogar auf den Boden des Gerichtssaals gelegt. Der 38-Jährige war immer noch außer sich: „Mir wurde mit voller Wucht auf den Brustkorb getreten“, sagte er der Richterin. Auch das Gelenk eines Fingers sei ihm gebrochen worden. Drei Monate habe er anschließend nicht arbeiten können.
Die mutmaßlichen Täter sind zwei Freunde aus Dortmund, 26 und 27 Jahre alt. Der Jüngere hatte als Auslieferungsfahrer in der Pizzeria des Bruders des Arztes gearbeitet. Doch es hatte Streit gegeben. Nun stehen die beiden in Recklinghausen vor Gericht. Der Vorwurf: gefährliche Körperverletzung.
„Habe nur noch geschrien“
Es war der 28. Februar vergangenen Jahres, als der Arzt für den Betrieb seines Bruders Pizza ausliefern wollte. Er war kurzerhand eingesprungen, weil es Theater mit dem angeklagten Ex-Auslieferungsfahrers gegeben hatte.
Doch kaum hatte er sein Auto verlassen, eskalierte die Situation. Nach seiner Schilderung seien die beiden Angeklagten auf ihn zugekommen, hätten ihm sofort die Jacke über den Kopf gezogen. Viel geredet wurde angeblich nicht. „Ich bin zu Boden gegangen“, so der Arzt bei seiner Zeugenvernehmung. „Dann habe ich nur noch geschrien.“ So laut, wie ein Mensch nur schreien kann.
Messer gezückt?
Der Freund des ehemaligen Auslieferungsfahrers soll sogar ein Messer gezückt haben – was der jedoch vehement bestreitet. Auch Tritte habe es nach Angaben der beiden Angeklagten nicht gegeben. Nur einen festen Schubser. Vorausgegangen sei allerdings eine hässliche Beleidigung des Arztes.
Die Verletzungen hat sich der Mediziner alle dokumentieren lassen. Was ihn vor allem wütend macht: An dem vorausgegangenen Streit zwischen dem Ex-Pizzafahrer und seinem Bruder war er gar nicht beteiligt.
„Ich hatte noch nie in meinem Leben eine körperliche Auseinandersetzung“, sagte er der Richterin. Seit knapp zehn Jahren sei er bereits Arzt.
Mediziner als Lügner beschimpft
Bei seiner Zeugenvernehmung am Amtsgericht Recklinghausen war er allerdings schweren Attacken der Verteidiger ausgesetzt, die ihn offen als „Lügner“ beschimpften, weil seine Angaben angeblich nicht zu den Aussagen anderer Zeugen passen würden. Es wurde sogar bezweifelt, dass der 38-Jährige überhaupt Arzt ist. Ob der Mediziner vielleicht übertrieben hat?
Die beiden Angeklagten hatten eigentlich schon eine Entschuldigung vorbereitet und auch 1500 Euro Schmerzensgeld für den angeblichen Schubser dabei, weil sie nach ihren Angaben nicht unschuldig an der Eskalation gewesen sind. Zur Übergabe ist es am Freitag dann allerdings nicht mehr gekommen. Der Prozess wird fortgesetzt.
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