Stasi-Akten Dortmund

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Angst vor Spionen: Wie die Stasi Dortmunder Autofahrern auflauerte

rnStasi in Dortmund

Autofahrer, die in die Nähe von militärischen Anlagen kamen, galten in der DDR als verdächtig. In der Kfz-Kennzeichenkartei der Staatssicherheit finden sich auch zahlreiche Dortmunder wieder.

Dortmund

, 31.01.2020, 15:14 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein brauner Opel mit Dortmunder Kennzeichen kam der Stasi am 21. Juli 1987 in Finsterwalde dubios vor. Der Fahrer wendete sein Fahrzeug ausgerechnet in Sichtweite der Kreisdienststelle der Staatssicherheit. Von hier aus kontrollierte die Staatsmacht die Region, unterdrückte, isolierte und verhaftete Andersdenkende. Ein Westfahrzeug in der Nähe wirkte bedrohlich. Und auch das noch: „Insassen schauten zum Dienstobjekt“ notierte der pflichtbewusste Stasi-Major Kaiser in der Kfz-Kennzeichenkartei. Alles höchst verdächtig.

Wer zweimal auffiel, geriet ins Fadenkreuz

Aus Angst vor Spionage durch den Bundesnachrichtendienst gerieten westdeutsche Besucher in der DDR schnell ins Visier des ostdeutschen Geheimdienstes. „Es genügte, wenn sie mit ihren Fahrzeugen an bestimmten militärischen oder staatlichen Objekten vorbeifuhren oder sogar davor parkten“, weiß Georg Herbstritt, Historiker bei der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin (BStU).

Die Observationsabteilung notierte die Kennzeichen solcher Fahrzeuge und glich später ab, welcher Halter zum Pkw gehört. Wer ein zweites Mal auffiel, wurde von der Stasi näher unter die Lupe genommen. So weckten über die Jahre auch zahlreiche Dortmunder auf den Straßen der DDR die Aufmerksamkeit der Stasi, wie jetzt in der BStU aufgetauchte Karteikarten belegen:

Kfz-Kennzeichen wurden aber auch in der Feindobjektkartei festgehalten. „Hier sind Informationen über Fahrzeuge notiert worden, die in den Augen der DDR feindlichen Personen oder Institutionen zuzuordnen waren. Zum Beispiel Mitarbeiter der Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt am Main, die sich für ausreisewillige DDR-Bürger eingesetzt hat und deshalb als Feindorganisation galt“, weiß Georg Herbstritt.

Kontakte führten zu gesellschaftlicher Ausgrenzung

Kontakte zu Westdeutschen konnten DDR-Bürger in arge Bedrängnis bringen. Auch das zeigen die Karteikarten. So beobachtete die Stasi am 6. Januar 1985 auf dem Autobahnrastplatz im sächsischen Wilsdruff einen silbernen BMW aus Dortmund und einen blauen Citroen mit DDR-Kennzeichen. „Fahrzeuge auf Parkplatz hintereinander abgeparkt. Personen befanden sich am BMW und es fand eine kurze Verabschiedung statt“, notierte der Spitzel. Kontakte zu Westdeutschen waren für DDR-Bürger risikobehaftet. Sie konnten Wege zu Universitäten verschließen, Arbeitsplätze gefährden und sogar zu gesellschaftlicher Ausgrenzung führen. Die Stasi hatte alles im Blick.

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