
Angeklagter fühlt sich von seinen Ex-Komplizen bedroht
Überfälle auf Geldtransporter
Zusammen sollen sieben Angeklagte 15 Überfälle auf Geldtransporter in NRW verübt haben, unter anderem in Dortmund. Im Prozess sagte einer von ihnen, er habe Angst vor seinen Ex-Komplizen.
Fall für Fall gehen die Richter am Hagener Landgericht seit Monaten die einzelnen Anklagepunkte durch. Zwar hat vor allem der mutmaßliche Kopf der Bande bereits zugegeben, bei 14 der 15 Überfälle dabei gewesen zu sein. Dennoch müssen sämtliche Zeugen noch einmal vernommen worden.
Angeklagter erzählt mit weinerlicher Stimme von Drohungen
Am Donnerstag meldete sich aber plötzlich noch einmal einer der Angeklagten zu Wort. Sein Verteidiger versuchte noch ihn zu stoppen, doch es sprudelte einfach aus dem Mann heraus. „Herr Vorsitzender, ich werde bedroht", sagte er mit weinerlicher Stimme.
Vor einigen Tagen sei er bei der Kleiderausgabe im Essener Gefängnis von hinten angesprochen worden. Schöne Grüße von zweien seiner Mitangeklagten habe der Häftling ihm ausgerichtet. „Er hat gesagt, dass ich vor Gericht die Schnauze halten soll. Er hat gesagt, ich solle an meinen Sohn und meine Freundin denken. Herr Vorsitzender, ich habe Angst."
Fünf Millionen Euro bei Überfällen auf Geldtransporter erbeutet
Die beiden Mitangeklagten, die die Bedrohung angeblich in Auftrag gegeben haben, grinsten währenddessen. Spätestens damit wurde offensichtlich, dass die ehemalige Gruppe von Straftätern heute nicht mehr an einem Strang zieht.
Fünf Millionen Euro sollen die Räuber bei ihren Überfällen auf die Geldtransporter erbeutet haben. Eine der Taten ereignete sich im Dezember 2015 im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh. Bei dem Überfall fielen Schüssen, Passanten auf der Straße reagierten vollkommen geschockt. Statt der erhofften Million fielen den Tätern damals allerdings "nur" einige Hunderttausend Euro in die Hände.
Im Dezember 2008 in Solingen erbeuteten sie sogar gar nichts. Nachdem sie den Beifahrer des Geldtransportes überwältigt hatten, als dieser für eine Pinkelpause das Fahrzeug verlassen hatte, gab der Fahrer einfach Gas und raste davon. Böse war ihm der Beifahrer allerdings nicht. „Das stand bei uns in der Dienstanweisung“, sagte er am Donnerstag vor Gericht aus.