An immer mehr Dortmunder Schulen werden Container zu Unterrichtsräumen

© Oliver Schaper

An immer mehr Dortmunder Schulen werden Container zu Unterrichtsräumen

rnSchulen in Dortmund

Es wird immer enger an den Schulen. Daher setzt die Stadtverwaltung auf schnelle Lösungen: An vielen Schulen werden Container zu Klassenräumen. Eine Schülerin kommentiert diese Entwicklung.

Dortmund

, 07.02.2019, 04:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Rückkehr der Schulcontainer hatte Martina Raddatz-Nowack als Leiterin des Schulverwaltungsamtes schon im Frühjahr 2018 angekündigt. In der Nordstadt stehen schon an mehreren Schulen zu Klassenräumen umfunktionierte Container. Acht weitere Schulen stadtweit sollen mit Beginn des neuen Schuljahres im August 2019, vier weitere zum folgenden Schuljahr 2020/21 folgen. Die Kosten dafür werden mit 1,9 Millionen Euro beziffert.

Die Zahl der Kinder ist deutlich gestiegen

Der naheliegende Grund: Die Zahl der Kinder ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - 4000 sind seit 2015 dazu gekommen. Die Folge: „Die schulische Infrastruktur hat im Schuljahr 2018/19 ihre Kapazitätsgrenze ausgereizt und ab dem Schuljahr 2019/2020 wird eine Erweiterung des Schulraumbedarfs zwingend erforderlich“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung.

In der Konsequenz sollen in den nächsten zwei Jahren an elf Schulen 22 zusätzliche Räume geschaffen werden – zusammengesetzt aus insgesamt 144 Containern.

  • Zum Schuljahr 2019/20 sollen je zwei Räume an der Hohwart-Grundschule in Körne und am Phoenix-Gymnasium in Hörde entstehen, je ein Raum an der Reichshof-Grundschule in Brackel, an der Anne-Frank-Gesamtschule in der Nordstadt und am Heisenberg-Gymnasium in Eving.
  • Zu Beginn des Schuljahres 2020/21 folgen drei Räume am Heisenberg-Gymnasium, je zwei am Phoenix-Gymnasium, an der Anne-Frank-Gesamtschule, am Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde, am Goethe-Gymnasium in Hörde, am Helene-Lange-Gymnasium in Hombruch und am Max-Planck-Gymnasium in der südlichen Innenstadt.

An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel und am Immanuel-Kant-Gymnasium hoffen die Planer, benötigte zusätzliche Räume in den schon laufenden Ausbau der Schulgebäude berücksichtigen zu können.

Container können nur eine Notlösung sein

Dass Container nur eine Notlösung sein können, ist auch den Planern klar. Die technische Ausstattung der „mobilen Raumeinheiten“ ist schlicht, auf Telefon-, EDV- und Wasser-Anschlüsse der mobilen Klassenzimmer wird bewusst verzichtet. Die Standzeit der gemieteten Raumeinheiten wird zunächst auf zwei Jahre festgelegt, heißt es in der Vorlage, die der Rat der Stadt schon im Dezember im Grundsatz beschlossen hat.

Man würde natürlich lieber direkte in Steine investieren, erklärt Martina Raddatz-Nowack. Doch die Masse an Investitionen, die angesichts der steigenden Schülerzahlen nötig ist, braucht ihre Zeit. Das zeigt sich auch am aktuellen Investitionsprogramm für die Schulen in der Nordstadt, das bis ins Jahr 2036 reicht.

In der Sitzung des Schulausschusses waren sich am Mittwoch alle Fraktionen einig, dass es eigentlich schneller gehen und stadtweit investiert werden muss. Der Mangel an Schulräumen ist ein stadtweites Problem, stellte Rainers Schiffers als stellvertretender Vorsitzender der Stadteltern fest.

Kommentar

Für den Unterricht ungeeignet


Swantje Weber (13), Schülerin am Helene-Lange-Gymnasium, kommentiert die weitere Beschaffung von Schulcontainern: Bei uns an der Schule stehen schon seit mehreren Jahren Container. Diese sind zwar einerseits mobil und deshalb sehr praktisch für die Schule, aber für den Unterricht sind sie ungeeignet. Im Winter ist es darin sehr kalt und man friert – egal, ob die Heizung läuft oder nicht. Im Sommer ist darin besonders warm und stickig, sodass man schnell Kopfschmerzen bekommt und sich nicht konzentrieren kann. Außerdem sind die Wände in den Containern sehr dünn. Und da ein Containerblock immer aus vier Räumen besteht, können wir Schüler fast jedes Wort im anderen Raum verstehen. Für den Unterricht bedeutet das eine große Unruhe. Es gibt keine stillen Arbeitsphasen mehr und alles ist laut. In den Containern gibt es auch keine Toiletten. Man muss erst in ein anderes Gebäude laufen. Das ist zeitaufwendig und man verpasst viel mehr Unterricht. Auch für die Lehrer ist es unangenehm, in den Containern zu unterrichten. Zum einen sind die Räume klein, man hat wenig Platz und das Lehrerpult könnte schon zu den Schülerreihen gehören, da es sehr nah an den Tischen der Schüler stehen muss. Zum anderen sind die Schüler wegen des Lärms unaufmerksamer als sonst. Wenn jetzt neue Container gebaut werden, kann man nur hoffen, dass diese nicht so lange bleiben und stattdessen angebaut wird oder dass die alten Räume saniert werden.