
© Sarah Rauch (Archivbild)
Als K.I.Z. in Dortmund das letzte Konzert vor dem Lockdown spielten
1 Jahr Corona
Am 8. März 2020 spielte die Gruppe K.I.Z. das bisher letzte Konzert in der Westfalenhalle. Es ist ein unvergessener Dortmunder Konzertmoment - aus mehreren Gründen.
Seit einem Jahr liegt die Livekultur, wie wir sie kannten, am Boden. Am 8. März 2020 war das noch anders. Die Rap-Formation K.I.Z. spielte zum feministischen Frauenkampftag, auch Weltfrauentag, ein Konzert für 11.000 weibliche Gäste.
Die Konzerte am 8. März sind eine Tradition des Trios aus Berlin. K.I.Z besingen in Superheldinnen-Outfits auf derb-humorvolle Art Rassismus, Sexismus und falsche Verhaltensweisen von Männern.
Fotos vom Konzert wirken wie aus einer anderen Zeit
Die Instagram-Selfies von Frauen, die diesen Abend gemeinsam zelebrieren, wirken deshalb wie die von unzähligen Konzerten davor. Frei, losgelöst, voller Freude in den Gesichtern.
K.I.Z. in der Westfalenhalle – aber nur für Frauen
Ein Jahr später, am Weltfrauentag 2021, sind diese Fotos auf einigen Accounts ein Fanal dafür, wie sehr sich die Zeit gewandelt hat.
„Wisst ihr noch, der letzte Tag, an dem wir ...“ - das ist ein häufig geäußerter Satz geworden im zurückliegenden Jahr.
Die böse Corona-Vorahnung liegt in der Luft
Für das Musik-Blog „The Mellow Music“ hat die in Dortmund geborene Autorin Anna Fliege eine Rezension über das Konzert geschrieben (Überschrift: „Wütend und wunderschön“). Sie beschreibt ein „zweistündiges Feuerwerk“, einen Abend voller Energie und wichtiger Botschaften, .
„K.I.Z zeigen mit ihren Nur-für-Frauen-Konzerten Jahr um Jahr, dass Rap kein misogyner Bullshit sein muss“, schreibt Fliege.
Ihr Text lässt aber auch darauf schließen, das schon eine gewisse Vorahnung der Corona-Folgen in der Luft liegt.
So heißt es etwa an einer Stelle über den kommerziell erfolgreichsten K.I.Z.-Song „Hurra die Welt geht unter“, den die Band 2015 mit Annenmaykantereit-Sänger Henning May veröffentlicht hat: „War der Track je passender als jetzt? Gut, das denke ich seit fünf Jahren bei jedem der Konzerte, aber diesmal bin ich mir ziemlich sicher. Wenn uns die Epidemie schon hinrafft, dann wenigstens mit dem passenden Soundtrack.“
„Corona-Sarkasmus“ nennt die Autorin diese Aussage selbst einige Zeilen später.
Ab dem 11. März werden nach und nach alle Konzerte abgesagt
Drei Tage später, am 11. März 2020, sagt die Stadt Dortmund offiziell alle eigenen Veranstaltungen ab. Die Livekonzert-Locations vom kleinen Subrosa bis zu den großen Westfalenhallen canceln nach und nach das Konzertprogramm für den Rest des Jahres.
Ab dem 15. April sind Großveranstaltungen bundesweit untersagt. Über den Sommer finden in Dortmund einige Konzerte statt. Teilweise im Inneren auf Abstand wie im Konzerthaus, meistens aber unter freiem Himmel wie im Junkyard oder bei den Juicy-Beats-Parksessions.
In der Westfalenhalle 1, Schauplatz vieler unvergessener Dortmunder Konzertmomente, ist es seit diesem 8. März 2020 still geblieben.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
