Ärger über defekte Heizung in Mega-Neubau von Vivawest Dortmunder Familie fürchtet sich vor dem Winter

Ärger über defekte Heizung in Mega-Neubau: Dortmunder Familie fürchtet sich vor dem Winter
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Ihren innerstädtischen Wohntraum im 2021 eröffneten Berswordt-Carrée hatten sich Nicole Lueg und Axel Piezonka anders vorgestellt. Sie waren im Dezember 2022 mit ihren beiden Töchtern (11 und 16 Jahre alt) in eine Wohnung in der fünften Etage des Wohnkomplexes nahe der B1 eingezogen.

Doch schon die Wohnungsbesichtigung sei „komisch“ gewesen, sagt Nicole Lueg (44) im Rückblick. In der Wohnung habe es keine Leuchten gegeben. Die Vermieterin habe eine Taschenlampe nutzen müssen, um die Räume zu zeigen.

Dennoch sagte die Familie zu. Die Wohnung habe ihnen schließlich gefallen, sagt Nicole Lueg. Doch nach der Wohnungsübergabe, bei der es ebenfalls kein Licht gegeben habe, kam die Ernüchterung. Nicole Lueg und Axel Piezonka stellten Mängel fest. Beispielsweise waren mehrere Steckdosen defekt. Außerdem: Kratzer auf dem Holzboden, Flecken an der Wand und eine defekte Balkonlampe.

Es war der Zweitbezug der Wohnung. „Der Vormieter muss hier gehaust haben“, sagt Nicole Lueg. Er habe die Kratzer und Flecken hinterlassen. Die defekte Steckdosen seien ihm anscheinend gar nicht aufgefallen.

Das Berswordt-Carée ist ein riesiger Gebäudekomplex zwischen Wittekindstraße und Lindemannstraße – mit 222 Mietwohnungen und Mikro-Apartments für Studenten. Das Wohnungsunternehmen Vivawest hatte das Berswordt-Carée schlüsselfertig von dem Hamburger Projektentwickler Revitalis gekauft. Der Neubau machte zuletzt Schlagzeilen, nachdem Mieter über Schimmelbefall geklagt hatten.

Probleme seit dem Einzug

Womöglich hätten sich Nicole Lueg und Axel Piezonka wegen der oben genannten Mängel in ihrer Wohnung nie an unsere Redaktion gewandt. Doch es gibt ein weiteres, weitaus größeres Problem: Die Fußbodenheizung ist defekt – und das schon seit dem Einzug vor rund zehn Monaten.

Seither steht das Paar mit Vivawest in Kontakt, um eine Reparatur in die Wege zu leiten. Bislang allerdings vergeblich. Nicole Lueg und Axel Piezonka schalteten sogar den Mieterbund ein. Auch das half nichts.

„Es war arschkalt in der Wohnung“, erinnert sich Axel Piezonka (53) an die vergangenen Wintermonate. Er kennt sich mit Heizungstechnik aus. „Der hydraulische Abgleich funktioniert nicht“, sagt er. Mit aufgedrehter Heizung habe die Familie im Wohnzimmer eine „Bullenhitze“ erzeugt. In anderen Zimmern, etwa in denen der beiden Töchter, sei es jedoch gar nicht warm geworden. Tochter Zoe (11), die nicht gerade kälteempfindlich ist, mümmelte sich in warme Decken ein, um nicht so sehr zu frieren.

Hämmernde Heizung

Die Heizung blieb letztlich ausgeschaltet. Denn während des Betriebs habe die Heizung durchgehend ein Geräusch erzeugt, als würde jemand ununterbrochen mit einem Hammer gegen eine Wand schlagen, erzählt Axel Piezonka. An Schlaf sei bei eingeschalteter Heizung nicht zu denken gewesen. Der Familienvater sagt, dass Vor- und Rücklauf beim Anschluss in der Wohnung vertauscht worden seien. Das sei der Ursprung des Defekts. Bei manchen Nachbarn, bei denen das Problem auch bestanden habe, sei die Heizung inzwischen repariert worden.

Jetzt naht wieder die kalte Jahreszeit und die Familie wird allmählich nervös. Noch einen Winter ohne funktionierende Heizung wollen Nicole Lueg, Axel Piezonka und ihre beiden Töchter nicht durchstehen müssen.

Die Liste der Beschwerden endet nicht an dieser Stelle. Das Paar hatte sich einen Heizlüfter gekauft, um wenigstens ein bisschen Wärme in die Wohnung zu bekommen. Über den Mieterbund forderte die Familie Schadenersatz in Höhe von knapp 750 Euro für Stromkosten und Anschaffung. Das Schreiben an Vivawest vom 20. Juni 2023 liegt unserer Redaktion vor. Doch das Wohnungsunternehmen ging nicht darauf ein.

Reaktion auf Vorwürfe

Und dann sind da noch die Lüfter in den beiden Badezimmern. Laut dem Paar laufen diese permanent, was gepaart mit verkürzten Türblättern, zu einem unangenehmen Zug in Teilen der Wohnung führe.

Unsere Redaktion hat Vivawest mit den Vorwürfen konfrontiert. Die Pressestelle betont in der schriftlichen Antwort, dass dem Unternehmen die Zufriedenheit der Kunden am Herzen liege. Daher entschuldige man sich für entstandene Unannehmlichkeiten.

Zu den fehlenden Leuchten bei Wohnungsbesichtigung und -übergabe schreibt Vivawest, dass die Termine jeweils bei Tageslicht stattgefunden haben.

Die Familie Lueg/Piezonka war im vergangenen Winter in eine Wohnung im Berswordt-Carrée eingezogen.
Die Familie Lueg/Piezonka ist im vergangenen Winter in eine Wohnung im Berswordt-Carrée eingezogen. © Tim Schulze

Zur defekten Heizung verweist Vivawest, das nicht für den Bau verantwortlich zeichnet, auf einen Gewährleistungsanspruch, „den wir dem Gewährleistungsgeber im Dezember 2022 angezeigt haben“. Dieser habe nachbessern sollen, was jedoch nicht erfolgt sei.

„Leider wurde es auch unsererseits versäumt, in der Angelegenheit nachzufassen. Dies entspricht nicht unserem Serviceversprechen und sollte selbstverständlich nicht vorkommen“, räumt das Wohnungsunternehmen auch eigene Fehler ein. Vivawest verspricht, dass die Mängel „unverzüglich“ in Abstimmung mit der Familie beseitigt werden sollen. Das gelte nicht nur für die Heizung, sondern auch für die defekte Lampe auf dem Balkon.

Erstattung für Heizungslüfter

Vivawest verspricht außerdem eine Kostenerstattung für die Nutzung eines Heizlüfters aufgrund der defekten Heizung. In der Antwort auf unsere Anfrage behauptet Vivawest, dass eine entsprechende Forderung erstmals in der Anfrage konkret beziffert worden sei – obwohl der Mieterbund die konkrete Forderung bereits in dem Schreiben vom 20.6. erhoben hatte. Bezüglich einer Kostenerstattung sei man mit der Familie im Gespräch, erklärt Vivawest.

Zu den Lüftern in den beiden Badezimmern schreibt Vivawest, dass deren Betrieb zum Lüftungskonzept gehöre. „Dieses sieht auch vor, dass Lüfter teilweise laufen, obwohl sich niemand im Badezimmer aufhält“, heißt es. Laut der Familie sind die Lüfter allerdings permanent im Betrieb – Tag und Nacht.

Vivawest schreibt, dass der Abstand zwischen Zimmertürblättern und Bodenbelag zu einem „ordnungsgemäßen Luftaustausch“ beiträgt.

Um die Flecken an den Wänden mit Malerarbeiten zu beseitigen, habe Vivawest der Familie die Wohnung vorzeitig überlassen, heißt es weiter. „Eine Renovierung durch uns fand im Rahmen des Mieterwechsels nicht statt. Hier hatten die Kunden offenbar eine andere Erwartungshaltung.“ Eine Erstattung der Kosten für einen Maler habe man nicht versprochen. „Dessen ungeachtet haben wir den Kunden Malerfolie, Abdeckflies, Klebeband sowie drei Eimer Farbe zur Verfügung gestellt.“

Heizungsreparatur zugesagt

Der Defekt an den Steckdosen sei seinerzeit von einem Handwerkspartner beseitigt worden, nachdem die Familie auf diesen Mangel hingewiesen hatte, ergänzt die Vivawest-Pressestelle.

Die „Gebrauchsspuren auf dem Bodenbelag“, den die Familie als starke Kratzer beschreibt, seien in Abstimmung mit den Kunden in das Wohnungsübergabeprotokoll aufgenommen worden, damit bei Auszug keine Unannehmlichkeiten entstehen. „Eine Instandsetzung haben wir in diesem Zusammenhang nicht zugesagt“, schreibt Vivawest.

Nicole Lueg sagt, dass die Bodenkratzer womöglich nachträglich in das Protokoll aufgenommen worden seien, nachdem die Familie darauf hingewiesen habe. Bei dem Termin für die Wohnungsübergabe sei von diesen zunächst aber keine Rede gewesen.

Vivawest hat sich mittlerweile bei der Familie gemeldet und entschuldigt. Bis Freitag (29.9.) soll ein Termin für die Instandsetzung der Heizung vereinbart werden. Sofern alles klappt, muss die Familie den kommenden Winter nicht mehr fürchten.

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