
© Stephan Schuetze
Ärger nach Schließung von Kinos: „Hier hat sich noch niemand angesteckt“
Kinos
Von den neuen Beschlüssen von Bund und Ländern ist auch die Kinobranche betroffen. Wir haben mit den Dortmunder Betreibern gesprochen, was die erneute Schließung für sie bedeutet.
Die Infektionszahlen gehen stetig nach oben, Menschen sollen möglichst Zuhause bleiben und Kontakte meiden. Davon ist natürlich auch die Kultur betroffen. Ein Beschluss der Bundesregierung zur Bekämpfung des Coronavirus lautet, dass ab dem 2. November alle Institutionen und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind, geschlossen werden.
Davon sind auch Kinos betroffen. Zwar hatte Erwin Rajkovcanin von der Schauburg mit einschneidenden Maßnahmen gerechnet, einige Kritikpunkte hat er trotzdem. „Es ist schade, dass wir nun wieder schließen müssen, obwohl das Kino keine Infektionsquelle darstellt. Das haben Studien gezeigt. Meines Wissens hat sich im Kino noch keiner angesteckt.“
Er ergänzt: „Klar sind die Maßnahmen ein notwendiger Schritt, aber ich finde es schade, dass alle über einen Kamm geschoren werden - Bordelle, Theater, Kinos und so weiter.“
Maßnahmen eher in anderen Bereichen beschließen
Auch beim Cinestar, dem größten Dortmunder Kino, gibt es ähnliche Gedanken: „Bei den Schließungsmaßnahmen ist besonders bedauerlich, dass kaum ein anderer Ort so sicher ist wie die Kinos. Von Anfang an haben wir umfangreiche Schutzkonzepte eingeführt, unsere Räume sind bekanntlich groß und mit modernen Belüftungsanlagen ausgestattet. Es gibt weltweit keinen einzigen bekannten Covid-Fall im Zusammenhang mit einem Kinobesuch“, sagt Oliver Fock, Geschäftsführer CineStar.
Robert Schütte, Betreiber der Postkutsche in Aplerbeck, meint daher: „Meiner Meinung nach ist es der falsche Weg, eine Branche pauschal zu bestrafen. Es ist katastrophal, Menschen erneut ihre Freizeitmöglichkeiten wegzunehmen. Die Politik sollte eher Maßnahmen beschließen, die Menschen betreffen, die das Virus verbreiten: Leute, die feiern oder die nicht auf ihren Urlaub verzichten können.“
Dass gerade Gastronomen und Kultureinrichtungen wieder betroffen sind, bemängelt auch Holga Rosen, Geschäftsführer des Roxy Kinos. „Restaurants und Kinos haben sich genau an die Hygieneregeln gehalten. Die Coronazahlen steigen doch wegen den Menschen, die gegen die Bestimmungen verstoßen.“
Trotzdem ist Rosen ein komplettes Herunterfahren lieber als eine erlaubte Teilöffnung. „Bei einer angeordneten Schließung bekommen wir auch eine Unterstützung durch den Staat und können auf finanzielle Hilfe hoffen. Das ist besser, als wenn wir die Filme nur fünf Leuten zeigen.“
„Müssen wieder von vorne anfangen“
Und wie geht es nach dem „Lockdown light“ weiter? Ab Dezember dürften die Kinos nach den Plänen der Bundesregierung wieder öffnen. Rajkovcanin befürchtet, dass die Kinobranche dann erneut eine Anlaufphase bräuchte: „Wir müssen wieder von vorne anfangen. Das wird hart. Die Menschen hatten gerade wieder ein gutes Gefühl bekommen und wieder Lust, ins Kino zu gehen.“
„Wann kann man Filme jetzt noch rausbringen?“
Neben den Kinobetreibern hat die Schließung der Lichtspielhäuser auch drastische Folgen für die Filmverleiher. Viele Filme mussten in diesem Jahr verschoben werden und werden erst nächstes Jahr laufen. Davon betroffen waren unter anderem der neue James Bond und der neue Film der Reihe Fast & Furios.
„Die Verleiher fragen sich: ‚Wann kann man Filme jetzt noch rausbringen?‘ Es könnte ja sein, dass es im Januar oder Februar dann schon wieder einen Lockdown gibt“, sagt Schütte, der ebenfalls zudem vermutet, „dass Menschen nach einer erneuten Schließung nicht gleich wieder in die Kinos strömen werden.“
In der gerade für kleine Kinobetreiber sehr schweren Coronazeit musste Schütte tief in den eigenen Geldbeutel greifen und an seine private Reserven gehen, berichtet er.
Ganz so dramatisch ist die Lage in der Schauburg noch nicht. „Wir haben keine Existenzsorgen. Wir werden auf jeden Fall wieder aufmachen im Dezember“, sagt Rajkovcanin.
Auch in Zukunft will die Schauburg am strengen Hygienekonzept festhalten: Das bedeutet, dass die Besucher eigentlich nur zum Filme gucken ins Kino gehen. Erst zehn Minuten vor Beginn ist ein Betreten des Saals möglich.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
