Öffentlich äußern, mit Namen und Foto? Gleich mehrere Händler winken ab. Das schade sicher dem Geschäft am eigenen Stand. Aber anonym möchten sie doch dringend schildern, was Woche für Woche auf dem Dortmunder Wochenmarkt passiert.
„Man wird als Kunde penetrant angebettelt, teilweise wird man geschoben“, sagt eine Händlerin. Gerade die Älteren oder diejenigen, die schwächer wirkten, würden angebettelt: „Unsere Sorge ist, dass die Leute wegbleiben, wenn nicht bald etwas passiert.“
„Gibt mal 2 oder 5 Euro“
„Vor allem samstags ist es extrem“, ergänzt ein Händler vom Stand nebenan. „Da wird schon gefordert: ‚Gib mir 2 oder 5 Euro.‘ Mit weniger gibt man sich nicht zufrieden.“ Der Mann schüttelt den Kopf: „Wenn die Leute permanent und so dreist angebettelt werden, dann geht doch der Markt kaputt.“
Niels Schulte kennt das Problem - vom eigenen Stand, aber auch aus den Beschwerden seiner Kollegen. Schulte, Sprecher der Markthändler und auf dem Hansaplatz mit einem Obst- und Gemüsestand vertreten, sagt auch: „Es wird schon extrem gebettelt.“ Wobei er differenziert.
Manche Händler geben was
„Mit den Drogenabhängigen ist es extrem. Die wollen Geld haben, treten aggressiv auf und laufen den Leuten hinterher“, so Schulte. „Da muss man manchmal schon hinterhergehen und sagen: Es reicht!“ Aber es gebe auch die anderen.
„Die normalen Bettler“ nennt Schulte sie. Diejenigen, die auch direkt nach etwas zu essen fragen würden. „Viele Kollegen geben da auch was.“ Ein Apfel weniger, davon gehe man schließlich nicht pleite. Wenn dann jemand höflich sei und sich bedanke - das sei nicht das Problem.

Aggressives Betteln verboten
Erstaunlich sei es aber schon, findet Marktsprecher Niels Schulte: In Münster etwa gebe es solche Probleme überhaupt nicht. Wird in Dortmund etwa zu wenig kontrolliert, so wie einige der anonym auftretenden Markthändler es vermuten? Einige Mitarbeiter von Stadt und Polizei seien schon vor Ort, hat Schulte beobachtet.
Wenn man gerufen werde, komme man auch, unterstreicht Sprecher Peter Bandermann für die Dortmunder Polizei. Auch aggressives Betteln sei verboten und könne sanktioniert werden. Deswegen sei Zivilcourage wichtig.
Polizei hat einige Tipps
Wer eine solche Situation sehe, könne selbst Schwächeren zu Hilfe eilen. Oder - „Die einfachste Form der Zivilcourage: Man ruft die 110 an.“ Dann könnten Kräfte von Polizei und Stadt alarmiert werden. Zum Beispiel könne dem aggressiven Bettler ein Platzverweis ausgesprochen und eine deutliche Ansage gemacht werden.
Ansonsten, so Bandermann weiter: „Wir raten dazu, auf aggressives Betteln, deeskalierend zu reagieren, indem man einfach sich der Situation entzieht.“ Auch wenn es schwerfalle: „Mental durchatmen“, wegdrehen, weitergehen. Das löse zwar nicht das grundlegende Problem, aber die eigene Situation, in der man sich befinde.
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