Die Freunde Cindy Klug, Jerome Seidel und Ben Dörendahl verbringen regelmäßig den Tag am Dortmund-Ems-Kanal.

© Lena Heising

Ärger am Kanal: Besucher hinterlassen Müll - und niemand räumt auf

rnDortmund-Ems-Kanal

Hinter uns liegen die bisher heißesten Tage des Jahres. Viele Dortmunder machten sich auf den Weg zum Kanal. Doch nicht alle nahmen ihren Müll mit. Gereinigt wird das Ufer nicht mehr.

Dortmund

, 03.06.2020, 18:06 Uhr / Lesedauer: 3 min

Pünktlich zum Junibeginn schien die Sonne so stark, als müsse sie allen Dortmundern beweisen, dass die Sommermonate begonnen haben. Bei Temperaturen von bis zu 28 Grad und wolkenlosem Himmel suchten schon mittags einige Dortmunder Abkühlung im Dortmund-Ems-Kanal. Viele Besucher produzieren jedoch auch viel Müll. An die Corona-Regeln wird sich jedoch weitgehend gehalten.

Die drei Freunde Cindy Klug, Jérôme Seidel und Ben Dörendahl sonnten sich bereits am Dienstag um halb elf an demselben Platz am Kanalufer, den sie schon einen Tag früher für sich beanspruchten. Das hohe Gras trennt sie dort von ihren Nachbarn, und der Platz reicht genau für die drei Decken und Handtücher. Als sie am morgen dort eintrafen, mussten sie jedoch als erstes aufräumen: Ihre Nachfolger vom Nachmittag hatten ihren Müll ins Gras geschmissen. „Klar stört so etwas“, sagt Cindy.

Mehr Mülleimer für das Kanalufer?

Die drei glauben, dass es für das Müll-Problem eigentlich eine leichte Lösung gibt: Mehr Abfalleimer. Ein bisschen versteckt auf der Brücke sei einer, das war‘s, sagen sie. Gäbe es mehr davon, glauben die Kanal-Fans, würden mehr Menschen ihre Verpackungen auch vernünftig wegschmeißen.

McDonalds-Getränk am Kanalufer.

McDonalds-Getränk am Kanalufer. © Lena Heising

„Was kostet mehr? Einen Mülleimer aufstellen oder jeden Tag Leute hier hinschicken, die das alles aufräumen?“, fragt Jérôme. . Die Pfandflaschen, die am Wegrand liegen, stören die drei weniger - ihre Bierflaschen stellen sie selber auch an den Wegrand - für Flaschensammler.

„Aus den Augen, aus dem Sinn“

Doch Bierflaschen sind nicht das einzige, was man am Wegrand findet. Zigarettenstummel haben sich neben verbogenen Bierdeckeln in den Boden eingegraben und leere Wassereis-Plastikhüllen verheddern sich zwischen den Grashalmen.

Im Sommer sind die Wege am Kanal ein lohnender Ort für Pfandflaschensammler.

Im Sommer sind die Wege am Kanal ein lohnender Ort für Pfandflaschensammler. © Lena Heising

Auch die ersten weggeworfenen Mundschutz-Masken liegen im platten Gras. Am Ufer des Kanals klemmt ein McDonalds-Getränk mit Strohhalm zwischen den Steinen fest. Wenige Meter weiter liegt eine leere Brötchentüte unter einem Busch.

Die Studentin Anna Krajczy glaubt auch, dass mehr öffentliche Mülleimer den Kanal sauberer machen würde. „Aus den Augen, aus dem Sinn - da lassen schon einige den Müll hier“, bemängelt sie. Vor allem weggeworfene Taschentücher und Plastik sehe man viel. Dennoch: Allzu schlimm vermüllt, sagt die 22-Jährige, finde sie den Kanal nicht.

Dortmunder halten am Kanal Abstand

Anna nutzte am Dienstag das gute Wetter, um im Freien zu lernen. Neben ihr auf der Decke liegen ihr Taschenrechner, ein paar Formelzettel und ein Buch über elektrische Energie - die nächsten Prüfungen in ihrem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium stehen an. Ihren Laptop schützt sie mit einem Stapel Kleider vor der Hitze. Ein bisschen lernen, ein bisschen entspannen - am Kanal macht sie beides gern.

Die Studentin Anna Krajczy lernt am Kanalufer für ihre Prüfungen.

Die Studentin Anna Krajczy lernt am Kanalufer für ihre Prüfungen. © Lena Heising

Um die Mittagszeit füllt sich die kleine Fläche am Kanalufer immer weiter. Sorge vor Corona hat Anna hier nicht. „Da fühle ich mich hier sicherer, als wenn ich ins Freibad gehen würde“, sagt sie. Der nötige Abstand würde eingehalten werden. „Am Nachmittag, so ab 14 oder 16 Uhr wird es eng“, glaubt sie und deutet in Richtung Brücke, von der aus immer mehr junge Menschen versuchen, einen ruhigen Sitzplatz zu erspähen.

Am Samstag habe sie ebenfalls am Kanal gesessen - obwohl da die meisten Leute frei hatten, seien deutlich weniger Menschen am Ufer gewesen als an diesem Dienstag.

Ordnungsamt kontrolliert auch am Kanalufer

André Lotz hat sich extra einen Platz abseits der meisten Menschen gesucht, hinter dem Ruderclub. Er habe einen schwer kranken Vater zuhause – um Freibäder zum Beispiel mache er deshalb auch einen großen Bogen. „Viel zu gefährlich“, sagt er. Der Kanal sei so lang, da könnten sich die Menschen deutlich besser verteilen und die Corona-Regeln einhalten.

André Lotz radelte von Aplerbeck aus zum Dortmund-Ems-Kanal.

André Lotz radelte von Aplerbeck aus zum Dortmund-Ems-Kanal. © Lena Heising

Ob durch die geschlossenen Freibäder mehr Dortmunder den Weg zum Kanal einschlagen, konnte die Stadt Dortmund weder bestätigen noch dementieren. Das Ordnungsamt habe „in jüngster Vergangenheit die Örtlichkeiten am Kanal sporadisch aufgesucht und in wenigen Fällen Feststellungen hinsichtlich Ansammlungen / Zusammenkünften im öffentlichen Raum gemacht“, heißt es von der Stadt. Über die Pfingsttage habe es dort keine Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen gegeben.

Trotz Werktag kühlten sich schon in der Mittagszeit viele Dortmunder im Kanal ab.

Trotz Werktag kühlten sich schon in der Mittagszeit viele Dortmunder im Kanal ab. © Lena Heising

Trotzdem, so die Stadt, werde das Ordnungsamt weiter die „Hotspots“ im öffentlichen Raum im Blick behalten – wozu auch das Kanalufer am Dortmund-Ems-Kanal zähle.

Anlieger sind für Sauberkeit des Kanalufers verantwortlich

Die EDG (Entsorgung Dortmund GmbH) teilte auf Anfrage mit, dass in den letzten eineinhalb Jahren Arbeitssuchende den Kanal beziehungsweise das Ufer sauber gehalten hatten. Dies sei in einer Kooperation zwischen der EDG und unter anderem dem Jobcenter geschehen, im Rahmen des Programms zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen. Diese Maßnahme lief jedoch Ende 2019 aus und wurde nicht erneuert. „Momentan sind Anlieger für die Reinigung zuständig“, sagt Petra Hartmann von der EDG. Das sei auch vor der Fördermaßnahme so gewesen - die EDG hat also nur befristet ausgeholfen.

„Wenn es eine Finanzierungsmöglichkeit gäbe, dann wäre eine Reinigung durch die EDG möglich“, so Hartmann. Doch so lange kein Auftrag von der Stadt oder einem privaten Gewerbe ankomme, „sind uns satzungsgemäß die Hände gebunden“. Ähnliches gelte auch für die Aufstellung von Mülleimern.

Es bleibt also an den Anliegern, die Fläche zu reinigen - und an den Besuchern, das Kanalufer nicht vermüllt zu hinterlassen.

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