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Das Seepferdchen wird schwieriger
Schwimmabzeichen
Seit Anfang des Jahres gilt für Schwimmabzeichen eine neue Prüfungsordnung. Dabei sind auch die Anforderungen für das Seepferdchen gestiegen. Ein Fachmann erklärt die neuen Regeln.
Das Seepferdchen ist schwieriger geworden. Und auch die Anforderungen bei den anderen Schwimmabzeichen – Bronze, Silber und Golden – haben sich geändert. Denn seit dem 1. Januar 2020 gilt eine neue Prüfungsordnung für Schwimmabzeichen.
Neuerungen beim Seepferdchen
Der Sprung vom Beckenrand und das Herauftauchen eines Gegenstands aus schultertiefem Wasser sind gleichgeblieben. Neu ist, dass die Kinder Baderegeln können müssen. Und Neues gibt es auch beim Schwimmteil. Früher genügte es, die geforderten 25 Meter irgendwie zurückzulegen. Heute muss ein Schwimmstil zumindest in Grobform erkennbar sein. Beim Schwimmen in Bauchlage muss außerdem ins Wasser ausgeatmet werden.
„Das Ausatmen ins Wasser verbessert die Wasserlage. Denn man hat weniger Widerstand im Wasser und kommt so besser voran“, erklärt Philipp Parche. Er ist Pressesprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) für den Bezirk Dortmund – und Schwimmausbilder.
Sicherheit statt Schnelligkeit
Im Dortmunder Südbad gibt er Kurse und nimmt Prüfungen für das Bronze-Schwimmabzeichen ab. Auch bei den größeren Abzeichen von Bronze bis Gold gibt es Neuerungen. Während Prüflinge für das Bronze-Abzeichen früher 200 Meter in sieben Minuten schwimmen mussten, müssen sie heute 15 Minuten lang am Stück schwimmen – und dabei mindestens 200 Meter zurücklegen.
Das sei durchaus sinnvoll, so Parche. Denn statt Schnelligkeit werde Ausdauer gefordert. „Ich kann weiter schwimmen, wenn ich langsamer schwimme.“ Diese Neuerung gilt auch für das silberne und das goldene Abzeichen, jeweils mit entsprechend längeren Distanzen und Zeiten.
Neu ist auch, dass die Altersdifferenzierung aufgehoben ist. Während es früher verschiedene Abzeichen für Jugendliche und Erwachsene gab, gelten heute für alle die gleichen Anforderungen.
Seepferdchen bedeutet nicht „sicherer Schwimmer“
Durch die Änderungen in der Prüfungsordnung werde „das sichere Schwimmen in den Mittelpunkt der Schwimmausbildung gerückt“, heißt es darin. Ein sicherer Schwimmer sei, wer die Anforderungen des Bronze-Abzeichens erfülle, sagt Philipp Parche. Mit dem Seepferdchen ist man also noch kein sicherer Schwimmer und muss nach wie vor beim Schwimmen beaufsichtigt werden.
Sichere Schwimmer gibt es in Deutschland zunehmend weniger. Laut einer forsa-Studie aus dem Jahr 2017 können 59 Prozent der Zehnjährigen nicht richtig schwimmen.
Bädersterben nicht in Dortmund
Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG-Bundesgeschäftsstelle, führt das vor allem auf einen Grund zurück: das Bädersterben. „Wir bemängeln seit 20 Jahren, dass die Wasserflächen abnehmen, die wir zur Schwimmausbildung brauchen“, sagt er. Dortmund sei davon bisher jedoch verschont geblieben. Die Stadt sei mit vielen Bädern gesegnet, so Parche. „Hoffen wir, dass das so bleibt“, sagt er.
In diesem Jahr, bis zum 1. Januar 2021, gilt eine Übergangsfrist, in der die alten Abzeichen noch vergeben werden dürfen. Noch habe Philipp Parche selbst keine Abzeichen nach der neuen Prüfungsordnung abgenommen. Am kommenden Montag (17. Februar) werde er aber die ersten Prüflinge für die neuen Bronze-Abzeichen haben.
An alle, die bereits das Seepferdchen oder andere Abzeichen haben und sich nun fragen, ob sie die Schwimmprüfungen nun wiederholen müssen: Nein, müssen sie nicht. Die alten Abzeichen bleiben gültig.
Deutsches Schwimmabzeichen Bronze
- Einen Kopfsprung vom Beckenrand und 15 Minuten schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in einer anderen Körperlage
- Einen Gegenstand, zum Beispiel einen Tauchring, aus zwei Metern Tiefe herauftauchen
- Ein Paketsprung („Arschbombe“) vom Startblock oder dem Einmeterbrett
- Kenntnis von Baderegeln
- Kopfsprung vom Beckenrand und 20 Minuten schwimmen. In dieser Zeit sind 400 Meter zurückzulegen, davon 300 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 100 Meter in einer anderen Körperlage
- Zehn Meter Streckentauchen mit Abstoßen vom Beckenrand im Wasser
- Zweimal einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe herauftauchen
- Ein Sprung aus drei Metern Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus einem Meter Höhe
- Kenntnis von Baderegeln und zum Verhalten zur Selbstrettung, wie Verhalten bei Erschöpfung und Lösen von Krämpfen
- Kopfsprung vom Beckenrand und 30 Minuten schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 800 Meter zurückzulegen, davon 650 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 150 Meter in einer anderen Körperlage
- Startsprung und 25 Meter Kraulschwimmen
- 50 Meter Rückenschwimmen mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit
- Zehn Meter Streckentauchen ohne Abstoßen
- Dreimal einen Gegenstand aus zwei Metern Tiefe herauftauchen (innerhalb von drei Minuten)
- Ein Sprung aus drei Metern Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus einem Meter Höhe
- 50 Meter Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen
- Startsprung und 50 Meter Brustschwimmen in höchstens 1.15 Minuten
- Kenntnis von Baderegeln und der Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen.