„Unfassbare Abzocke“ Kunden ärgern sich über Knöllchen auf Action-Parkplatz

Kunden werfen Fair Parken „unfassbare Abzocke“ auf dem Action-Parkplatz vor
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Wenn der Mann in der blauen Warnweste mit der Aufschrift „Fair Parken“ zielgerichtet auf das Auto zusteuert, mehrmals auf sein Gerät tippt und schließlich einen Zettel unter den Scheibenwischer klemmt, ist das nie eine gute Nachricht, die die jeweilige Autofahrerin oder den jeweiligen Autofahrer bei der Rückkehr zum Fahrzeug erwartet.

Im Fall von Gerhard Borkowski (66) klemmte dort der Überweisungsträger; er möge die Strafe von 29,90 Euro überweisen. Der Grund: Er habe in der Lieferzone auf dem Action-Parkplatz in Dortmund-Holzen geparkt. Dass die Parkscheibe gut sichtbar war, ist in dem Fall egal gewesen.

Diese auf den ersten Blick unauffällige Fläche, auf der etwa drei Autos nebeneinander Platz finden, ist eine wahre Goldgrube für die Betreiberfirma „Fair Parken“ – zum Ärgernis von Action-Kundinnen und -Kunden.

Action-Parkplatz Dortmund-Holzen
Die beiden Autos, die in der „Ladezone“ auf dem Action-Parkplatz parken, haben ein Knöllchen bekommen. Regelmäßig übersehen Autofahrer das Schild. © Irina Höfken

Kunden ärgern sich über Fair Parken

„Ich bin genau so abgezockt worden wie alle anderen Autofahrer.“ In der Filiale an der Stadtgrenze zu Schwerte verweisen die Mitarbeitenden auf die Firma „Fair Parken“, der Mitarbeiter in der Weste verweist an die Mailadresse auf dem Schild, erzählt Gerhard Borkowski. Der Dortmunder ist wütend: „Ich werde kein Kunde mehr hier. Eine Filiale von Action werde ich nicht mehr betreten. Ich hab‘ keinen Bock mehr.“

Er ist nicht der Erste, der „Fair Parken“ vorwirft, diese vermeintlichen Parkplätze nicht deutlich genug als „Sperrfläche“ gekennzeichnet zu haben. Der Dortmunder Klaus Bartsch wies unsere Redaktion bereits im Juli 2022 auf die Situation hin und hatte „bewusste Irreführung“ vermutet.

Fair Parken reagierte und stellte an der Stelle ein neues Schild auf, allerdings in derselben Farbgebung wie die anderen – weiß und blau – und in derselben Größe. Es unterscheidet sich nur durch das Symbol im oberen Fenster von den anderen: Das Zeichen für „Absolutes Halteverbot“ ist darin zu sehen, darüber steht „Ladezone“, statt der Parkscheibe, die auf den anderen Schildern rund um den Parkplatz zu sehen ist.

„Gut sichtbar und verständlich“

„Rechtlich ist Fair Parken auf der sicheren Seite, das ist nicht die Frage. Aber kundenfreundlich ist es auf keinen Fall“, sagt Gerhard Borkowski. Viele Autofahrer, so auch er, würden das nicht auf Anhieb erkennen, wenn sie auf die Plätze fahren.

Seine Lösungsvorschläge: weiße Markierungen am Boden – schraffierte Fläche oder Kreuze – oder ein Schild, das sich wenigstens auch farblich unterscheidet. „Wer soll das so im Regen erkennen?“ Die Pflastersteine bieten auch keine hilfreiche Orientierung. Zwar ist die besagte „Lieferzone“ rot gepflastert, die übrigen Parkplätze grau, die Farben sind aber so verblichen, dass es kaum einen Unterschied macht.

Fair Parken, Schilder
Viele Autofahrer übersehen den Unterschied zwischen den Schildern: Links ist eine Parkscheibe zu sehen, rechts das Zeichen für das absolute Halteverbot. Wer in der „Lieferzone“ steht, muss 29,90 Euro Strafe zahlen. © Montage Höfken

„Die Beschilderung wurde im August 2022 angepasst. Das Halteverbotsschild in Kombination mit den Richtungspfeilen entspricht den Beschilderungen im öffentlichen Raum und ist gut sichtbar und verständlich“, sagt ein Sprecher von Fair Parken auf Anfrage unserer Redaktion.

Und weiter: „Es gab vereinzelte Beschwerden, aus denen sich schließen lässt, dass die Beschilderung auf der Parkfläche generell gut verständlich ist. Es gibt hingegen viele positive Reaktionen von Kunden des Action-Marktes, die durch die Parkraumbewirtschaftung von Fair Parken nunmehr wieder problemlos einen Parkplatz finden und ihnen somit ein bequemes und schnelles Einkaufen ermöglicht wird.“

„Ganz üble Masche“ auf dem Action-Parkplatz

Schaut man sich dagegen die Google-Bewertungen der Action-Filiale am Heideweg an, dann ist der Tenor ein vollkommen anderer: „Unfassbare Abzockerei. Strafe für ausgelegte Parkscheibe, weil nicht geparkt innerhalb der Markierungen! Welche Markierungen?“ oder „Meiner Meinung nach reinste Abzocke. Den Laden werde ich nie wieder betreten und kann auch jedem davon abraten.“

Weiter geht es mit den Kommentaren: „Ganz üble Masche mit dem Parkplatzwächter“ und „Parksituation katastrophal“. Das sind die ersten Bewertungen, die angezeigt werden, wenn man die Rezensionen anklickt.

Lieferzone auf dem Action-Parkplatz in Holzen
„Welcher Lieferwagen soll hier wenden können?“, fragen sich Kunden vor Ort auf dem Action-Parkplatz in Holzen. © Irina Höfken

„Was soll das für eine Lieferzone sein?“

Vor Ort sind die Kunden ähnlicher Meinung. „Was soll das hier für eine Lieferzone sein? Ich habe hier noch nie einen Lieferwagen gesehen. Das ist eine Schweinerei“, sagt der Dortmunder Willi Bremshey.

Diese Frage scheint berechtigt: Das Lager befindet sich auf der anderen Seite, große Lkw hätten gar nicht die Möglichkeit, zu rangieren, wenn die umliegenden Parkplätze durch Autos blockiert sind, oder? Diese Frage bleibt vonseiten der Action-Pressestelle unbeantwortet. Auch die Frage: „Ist Ihnen bewusst, dass Ihnen aufgrund des Park-Ärgers Kunden verloren gehen?“, wird nicht beantwortet.

Die Antwort aus der Pressestelle liest sich so: „Wir können Ihnen dazu mitteilen, dass im vergangenen Jahr ein Richtungspfeil unter dem Schild ergänzt wurde, um Kundinnen und Kunden eine bessere Orientierung auf dem Parkplatz zu bieten. Dadurch hat sich die Situation vor Ort bereits deutlich verbessert. Auch unsere Filialmitarbeiter haben in den vergangenen Wochen und Monaten nur noch sehr vereinzelt Kundennachfragen erhalten.“

Action in Dortmund-Holzen
Das Lager befindet sich auf der anderen Seite des Action-Parkplatzes. Dort halten die riesigen Lkw. © Irina Höfken

„Das ist echt Abzocke“

„Ich habe das Schild einfach nicht gesehen“, sagt indes Lisa Rautenberg, Kosmetikerin aus Schwerte. Sie wollte nur kurz in den Laden, um letzte Einkäufe für ein Event zu erledigen, das sie in Schwerte organisiert hatte. Diese zehn Minuten kosteten nun 29,90 Euro extra.

„Das ist echt Abzocke“, sagt sie. „Nur einen Parkplatz weiter hätte ich kein Knöllchen bekommen.“ Wenige Minuten später rollen die nächsten Autos auf den Platz, Gerhard Borkowski geht schnellen Schrittes auf sie zu, warnt sie, die Autofahrer bedanken sich und fahren weg. In einer halben Stunde waren es sechs Autos.

Wie viele Knöllchen werden pro Werktag eigentlich auf dem Parkplatz verteilt? Fair Parken: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Angaben zur Anzahl der Vertragsstrafen machen.“ Weitere Markierungen oder neue Schilder anzubringen, ist aus der Sicht von Fair Parken nicht notwendig, denn es sei „gut sichtbar und verständlich“.

Lisa Rautenberg, L-Cosmetics Schwerte, Kosmetikerin
Lisa Rautenberg aus Schwerte hat auch ein Knöllchen auf dem Action-Parkplatz in Holzen kassiert. © Irina Höfken

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. September 2023.

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