Die Dortmunder Ausländerbehörde will den tadschikischen Staatsbürger Abdullohi S. (32) in sein Heimatland abschieben. Er soll nach Angaben der Behörde unter falscher Identität in Dortmund gelebt haben. Zudem ist er 2012 und 2014 wegen Straftaten verurteilt worden. Die Strafen gelten als verjährt, sie haben aber dennoch Auswirkungen auf den Aufenthaltsstatus.
Mehr Unterstützer
Nach Angaben von Familienangehörigen, Freunden sowie tadschikischen Menschenrechtsaktivisten droht dem 32-Jährigen mehrjährige Haft. S. ist der Sohn eines Aktivisten der verbotenen „Islamischen Partei der Wiedergeburt Tadschikistans“ und selbst Mitglied der Partei.

Ein erster Versuch der Abschiebung schlug am 12. Dezember fehl. Der Mann verletzte sich vor dem Einstieg ins Flugzeug selbst. Aktuell befindet er sich in einer Haftanstalt in Büren.
Es gibt in Dortmund eine Reihe von Menschen, die Anteil an seinem Schicksal nehmen. Sie geben an, S. schon seit Jahren zu kennen und ihm zu vertrauen.
Am Samstag (17.12.) kamen rund 40 Personen für eine Mahnwache vor der Ausländerbehörde in der Innenstadt zusammen.
Ehemaliger Arbeitgeber
Unter ihnen ist auch Martin Scholz, Dortmunder Unternehmer (Scholz Torantriebe) und für knapp vier Jahre Arbeitgeber von Abdullohi S..
Als dem Tadschiken die Arbeitserlaubnis 2022 entzogen wurde, habe er ihn nicht weiter anstellen können, sagt Scholz. „Aber ich warte auf ihn und brauche ihn. Er ist ein hervorragender Arbeiter, der eine wichtige Rolle im Betrieb hatte.“
Die Dortmunderin Anja Otto sagt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich kenne Abdullohi seit vielen Jahren.“ Er sei zu einem „guten Freund“ geworden.
„Er ist fleißig, nett, höflich, immer hilfsbereit, witzig, ein liebevoller Vater, ein interessanter Gesprächspartner, spricht viele Sprachen und ist einer der aufrichtigsten Menschen, die ich kenne. Wir vertrauen ihm mehr als jedem anderen“, sagt Anja Otto.
„Verfehlungen in der Jugend“
Die Verurteilungen in der Vergangenheit bezeichnet sie als „Verfehlungen in seiner Jugend“, in der ihm viele Steine in den Weg gelegt worden seien. S. führe ein Leben „mit Familie und ehrlicher Arbeit“.
Am Montag (19.12.) startet um 16.10 Uhr vom Münchener Flughafen ein Direktflug in die tadschikische Hauptstadt Duschanbe. Es besteht die Möglichkeit, dass S. diesen Flieger besteigen wird. Notfalls unter Zwang, wie einige seiner Bekannten befürchten.
Laut Cornelia Suhan, die S. seit Jahren unterstützt, wird S. aus der Haft heraus einen neuen Asylantrag stellen. Dies sei möglich, weil es nun eine neue Sachlage gebe. Mit der Feststellung seiner Identität sei sein Leben bedroht, da ihm durch die Mitgliedschaft in der oppositionellen Partei Haft und Folter drohe.
Laut Stadtsprecher Maximilian Löchter sind im Jahr 2022 insgesamt 57 Abschiebemaßnahmen vollzogen worden. Dies habe 64 Personen betroffen. Die Zahl sei im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie rückläufig.
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