Abriss der Tull-Villa „Dortmund verkommt zu einer gesichtslosen Stadt“

Von Redaktion
„Dortmund verkommt mit den Abrissen zu einer gesichtslosen Stadt“
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Die einst prächtige Tull-Villa am Phoenix-See in Dortmund liegt seit Jahren brach. Jetzt steht fest: Das Gebäude wird abgerissen. Die Stadt Dortmund schrieb unserer Redaktion auf Anfrage: „Der Baustopp aufgrund der Insolvenz des ehemaligen Eigentümers hatte zur Folge, dass die Bausubstanz inzwischen derart angegriffen und beschädigt ist, dass eine Weiterführung der alten Pläne aus Sicht der aktuellen Eigentümer nicht mehr wirtschaftlich wäre.“

Handelt es sich dabei um ein wiederkehrendes Problem? Wird sich in Dortmund um jedes schöne historische Gebäude so lange nicht gekümmert, bis sich nur noch der Abriss lohnt? Diese Frage haben wir zur Diskussion gestellt.

Die Resonanz auf die Frage zeigt zuletzt (Stand 22.8. 11 Uhr) eine eindeutige Tendenz: 79 Prozent aller Teilnehmenden stimmen der Aussage zu, 10 Prozent stimmen neutral ab und 11 Prozent dagegen.

„Sollten Tull-Villa erhalten“

Die meisten Teilnehmenden, immerhin fast 80 Prozent, stimmen der Aussage zu. So auch Björn W., er schreibt: „Dortmund verkommt mit den Abrissen von geschichtsträchtigen Gebäuden zu einer gesichtslosen Stadt.“

Seiner Meinung nach sollte die Tull-Villa dringend erhalten, saniert und mit einer guten gastronomischen Nutzung versehen werden. „Die Villa ist eines der letzten Gebäude, das noch Stahlgeschichte erzählt!“

Auch Tom T. schlägt vor, die Tull-Villa zu sanieren und für einen anderen Zweck zu nutzen. Der Anbau aus Beton hingegen könne abgerissen werden. Mela W. glaubt außerdem, dass sich mit neuen Gebäuden viel mehr Geld verdienen lässt.

Ähnlich sieht es Ulrike M.: „Es ist traurig, wie lieblos und profitorientiert in Dortmund mit historischer Bausubstanz umgegangen wird“ und verweist auf die ehemalige Blutbank der Städtischen Kliniken und das ehemalige Versorgungsamt.

„Bewährtes Muster“

Weitere Gebäude, denen ähnliches passiert ist, sind laut Karsten T. der Bahnhof in Hörde und das Emscherschloss am HSP-Gelände. Er glaubt, man habe die Tull-Villa „über die Jahre systematisch verkommen lassen“. Und er spricht von einem „bewährten Muster im Umgang mit den wenigen übrig gebliebenen historischen architektonischen Landmarken.“

Die Tull-Villa am Phoenix-See
Die Tull-Villa am Dortmunder Phoenix-See wurde lange dem Verfall überlassen. Jetzt soll sie abgerissen werden. © Dennis Pesch

Manche sehen die Verantwortung vor allem beim Eigentümer: „Falls der Eigentümer keine Interesse dran hat, sich drum zu kümmern, sollte er es verkaufen.“ Karola B. schreibt: „Es ist eine Schande, es gibt so wenig schöne alte Häuser in Dortmund, Eigentum verpflichtet.“

Stefan G. denkt, dass „Eigentum bisher offenbar zu wenig verpflichtet.“ Stattdessen sollten sich laut ihm alle Beteiligten der Verantwortung für die unwiederbringlichen historischen Zeugnisse bewusst sein, statt nur Verfahren abzuspulen und Vorschriften zu befolgen.

„Historische Gebäude erhalten“

Viele der Menschen, die der ursprünglichen Aussage nicht zu stimmen, sind dennoch der Meinung: „Historische Gebäude sollten erhalten werden. Häuser in Würfelform gibt es genug am Phoenix-See“, wie Benedikt W. schreibt.

Dennoch empfinden manche die Aussage als „überspitzt“, laut Detlef B. verkomme nicht „jedes“ schöne Gebäude in Dortmund. Er nennt die Zeche Hansemann, den U-Turm und das Alte Rathaus als Gegenbeispiele.

Eva K., die neutral abgestimmt hat, schreibt darüber hinaus: „Die Villa, so wie sie jetzt da steht, sieht einfach nicht schön aus.“ Das sei wirklich schade, aber der Unterhalt und die Instandhaltung solcher Gebäude sei auch sehr teuer.

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