
© Michael Nickel
Ab unter die Erde: So weit ist die Verlegung der Stromtrasse in Dortmunds Süden
Erdverkabelung
Ein Teil der Stromtrasse zwischen Kruckel und Hörde wird unter die Erde verlegt. Die Arbeiten werden noch einige Zeit andauern - und die größten Herausforderungen stehen noch bevor.
Reinhard Wegener könnte fast zufrieden sein. Seit mehr als einem Jahrzehnt drängt er mit seiner Interessengemeinschaft „Vorsicht Hochspannung“ auf eine Verlegung der oberirdischen Stromleitungen im Dortmunder Süden. Sie sollen von den Masten hoch oben runter in die Erde wandern. Und auf dem Weg nach unten sind die Arbeiten seit einiger Zeit.
Doch ganz zufrieden ist Wegener nicht. Denn er wird sich noch einige Monate gedulden müssen, ehe alles fertig ist. Die Arbeiten erfolgen entlang der 110.000-Volt-Leitung zwischen den Stationen in Kruckel und Hörde und gliedern sich in zwei Abschnitte. So sind im ersten Abschnitt zwischen Kruckel und einem Masten an der B54 bereits neue Leitungen aufgelegt und in Richtung Norden verlegt worden.
Die Masten werden wohl noch zwei Jahre stehen
Zwischen diesem Masten an der B54 und der Station in Hörde werden die Leitungen im zweiten Abschnitt auf einer Länge von 3,5 Kilometern unter die Erde verlegt. „Bei den Maßnahmen werden zunächst Leerrohre gelegt, in die in einem weiteren Schritt die Kabel eingezogen werden“, erklärt ein Sprecher der zuständigen Westnetz auf Anfrage. „Diese Maßnahme schließt sich direkt der Leerrohrverlegung an.“
Die vorhandenen oberirdischen Leitungen können aber erst abgestellt und mitsamt der Masten demontiert werden, wenn die Bodenleitungen fertig sind. „Dieser Rückbau ist aus heutiger Sicht ab 2021 zu erwarten“, so der Westnetz-Sprecher. Im Januar 2019, als die Arbeiten noch entlang der Kattenkuhle stattfanden, war die Demontage laut Westnetz noch für 2020 geplant.
Wegener sieht die Standfestigkeit gefährdet
Derzeit laufen die Arbeiten entlang der Feldbank, wo die oberirdischen Leitungen nur wenige Meter von den Dächern und Gärten der Häuser entfernt liegen. Diese unmittelbare Nähe zur Bebauung ist für Reinhard Wegener einer der wesentlichen Gründe für sein Engagement.

Anfang 2019 war die Kattenkuhle gesperrt, weil die Straße nach der Verlegung der Rohre wieder geschlossen werden musste. © Michael Nickel
Abgesehen von der Strahlung, die von den Leitungen ausgehe, sieht er vor allem die Statik der Masten gefährdet. „Die Beschaffenheit der Masten macht mir Sorgen“, sagt Wegener. Die aus sogenanntem Thomasstahl hergestellten Masten sind 83 Jahre alt - und in den Augen Wegeners nicht mehr standfest.
„Wenn die im Winter vereisen und es windig ist, passiert noch so eine Katastrophe wie im Münsterland“, sagt er. Dort waren im Winter 2005 82 Masten umgestürzt - 52 davon aus Thomasstahl. Als Konsequenz kündigte das Energieunternehmen RWE damals an, bis 2015 alle entsprechenden Strommasten zu sanieren.
Westnetz kontrolliert regelmäßig
„Bezüglich der Standsicherheit der Leitung gibt es seitens der Westnetz unverändert keine Bedenken“, erklärt der Sprecher. „Die Leitung wird unabhängig von der vorgesehenen Demontage weiterhin regelmäßig inspiziert und auf Mängel kontrolliert.“
Das Ende der oberirdischen Leitungen zwischen B54 und Hörde ist abzusehen. Die Bauarbeiten nähern sich der Bundesstraße. Bis zum endgültigen Abschluss stehen aber noch zwei besondere Projekte an: „Als weitere Schritte erfolgt die Unterquerung der B54 sowie der Bahntrasse im Bereich der Hermannstraße“, so der Westnetz-Sprecher. „Diese Maßnahmen sind mit den Behörden abgestimmt, erfordern aber eine spezielle Bohrtechnik. Eine Umsetzung ist für 2020 geplant.“
Manchmal kann es erst später losgehen
Alles in allem befinden sich die Arbeiten laut Westnetz „planmäßig seit Ende 2017 in der Umsetzung. Ausgehend von der Kattenkuhle wurde schrittweise die Kabeltrasse realisiert, so dass seit einigen Wochen die Umsetzung im Bereich der Feldbank erfolgt“.
Einen Haken gibt es bei den Arbeiten aber. „Bei der Umsetzung waren stets die Bauaktivitäten anderer Träger öffentlicher Belange sowie Aspekte der Verkehrsführung zu berücksichtigen“, heißt es von Westnetz. „So dass teilweise ein späterer Beginn und nur eine schrittweise Umsetzung möglich ist.“