Kameras
Ab sofort sind Polizisten in Dortmund mit Bodycams unterwegs
„Körpernah getragenes Aufnahmegerät“ - so heißt die neue Bodycam der Polizei auf Behördendeutsch. Seit Freitagmittag (6.12.) sind die ersten Polizisten in Dortmund mit den Geräten im Einsatz.
Jens Baltz (v.l.), Ralf Kießling und Petra Meier gehören zu den ersten Polizisten, die die kleinen Kameras nutzen. © Kevin Kindel
Dieser Artikel wurde am 6.12.2019 erstmals publiziert:
Kleine schwarze Kästchen sind es, mit denen immer mehr Dortmunder Polizisten in den kommenden Wochen unterwegs sind. An der Brust werden die Bodycams befestigt und filmen mit einer Weitwinkel-Linse bei Bedarf fast alles, was der Träger auch sehen kann.
Direkt nach der offiziellen Vorstellung am Freitagmittag war Jens Baltz von der Fahrradstaffel der erste Polizist, der mit der neuen Ausstattung auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs war. Zuerst in der City und in der Nordstadt werden sie verteilt - nach und nach soll dann jeder diensthabende Polizist in Dortmund mit den Kameras unterwegs sein.
Höhere Hürden bei Nutzung in Privatwohnungen
Grundsätzlich sind die Bodycams ausgeschaltet. Wann sie benutzt werden, ist im Polizeigesetz geregelt. Demzufolge müsse eine konkrete Gefahr für Leib und Leben bestehen, innerhalb von Privatwohnungen gibt es höhere Hürden.
Dort ist die Rede von einer „dringenden Gefahr“. Im Einzelfall entscheidet der Polizist, ob der Einsatz notwendig und gerechtfertigt ist. Dann kann er das Gerät per Knopfdruck aktivieren.
Aus Sicht der Polizei sind die Kameras übrigens nicht in erster Linie dafür gedacht, das Verhalten von Polizisten und ihrem Gegenüber zu dokumentieren. „Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst erleben seit einiger Zeit, dass der Respekt abnimmt“, sagt Polizeipräsident Gregor Lange.
„Wir haben die stetige Entwicklung seit 2012, dass Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe gegen Polizisten zunehmen“, so Lange. Da sei die Bodycam ein willkommenes Mittel, das zur Deeskalation beitragen soll.
Der Einsatz der Bodycam soll dem Gefilmten immer laut und deutlich angekündigt werden. Wenn sie wissen, dass sie gefilmt werden, benehmen sich Verdächtige besser - so die Erkenntnis der Polizei aus Modellprojekten in anderen Städten.
Die ersten Dortmunder Polizisten sind mit Bodycams in der Stadt unterwegs. © Kevin Kindel
Seit Anfang des Jahres beschäftigt sich die Polizei Dortmund mit den technischen Rahmenbedingungen. Nach und nach werden die Beamten jetzt zur Handhabung geschult - wenn das bei allen passiert ist, wird es eine Tragepflicht bei Einsätzen geben, so Polizeichef Lange.
Die aufgenommenen Videos werden verschlüsselt auf der Kamera gespeichert, vor Ort kann man die Bilder nicht einsehen. Zurück auf der Dienststelle stecken die Beamten das Gerät in eine Dockingstation - dann werden die Bilder automatisch auf einen Server übertragen.
Für die Sichtung und die mögliche Weitergabe der Bilder an die Justiz ist der Vorgesetzte des jeweiligen Polizisten verantwortlich. Unter anderem sei eine Gesichtserkennung technisch möglich, liege aber nicht im Zuständigkeits- und Befugnisbereich der Polizei, erklärt Polizeidirektor Frank Schulz.
Mehr als 500 Kameras werden verteilt
Mehr als 500 Bodycams werden in den kommenden Wochen an die Dienststellen der Polizei Dortmund ausgeliefert. Für ganz Nordrhein-Westfalen liegen die Kosten für Kameras und Software bei rund 7 Millionen Euro, so Schulz.
Beim Vorführtermin am Freitag wurde übrigens deutlich: Das HD-Videobild ist klar und deutlich zu erkennen. Doch bei lauten Rufen übersteuert der Ton, sodass Zuhörer Schwierigkeiten haben, Gesagtes zu verstehen. Alle Beteiligten waren sich bei der Vorstellung aber einig: Im Optimalfall müssen die Bodycams gar nicht erst eingeschaltet werden.