Grandiose Pizza – doch beim Besuch gibt es ein kleines Manko So schmeckt es im „450 Degrees“

Das „450 Degrees“ im Restaurant-Check: Zu Recht werden die Pizzen hochgelobt
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Vor gut drei Monaten hat das „450 Degrees“ im Dortmunder Westen eröffnet und die Vorschusslorbeeren waren gewaltig. Denn: Die Gastro-Marke ist in Dortmund bekannt und beliebt. Inhaber Marcel Strozyk und seine Frau Saime Dogan haben das „450 folded“ in der Innenstadt und ein Lokal in Eving. Dort standen auch lange die Pizzen neapolitanischer Art auf der Karte. Jetzt konzentrieren sich die beiden im Dortmunder Nordosten auf Burger, das Lokal wurde in „450 Smash“ umbenannt, das „450 Degrees“ und die Pizzen gibt es nun in Mengede.

Bei Google räumen die Pizzen ab – durch die Bank schwärmen die Gäste, und das seit Jahren. Von einem „absoluten Traum“ ist die Rede, der „besten Pizza, die ich jemals gegessen habe“. Sie sei „jeden Cent wert“. Viele Gäste kündigen an, wiederzukommen. Manche scheinen auch längere Anfahrten in Kauf zu nehmen, um bei Strozyk zu essen. Ein Gast gibt an, „extra 50 Kilometer“ unterwegs gewesen zu sein.

Marcel Strozyk, Inhaber der Gastro-Marke "450" in Dortmund, hält eine neapolitanische Pizza in die Kamera.
An drei Standorten ist Marcel Strozyk mit seiner Marke „450“ nun in Dortmund vertreten. Er konzentriert sich auf Burger, Pizza und ein ausgefallenes Frühstück. Es gibt aber nicht alle Speisen in allen Lokalen. © Julia Segantini

Auch unsere Leser scheinen „450 Degrees“-Fans zu sein. Bei einer Instagram-Umfrage unserer Redaktion 2023 wählten sie die Pizzen zu den besten der Stadt, gefolgt von denen, die es bei „Mr. Pizza“ in Lütgendortmund gibt.

So viele gute Bewertungen scheinen sich herumgesprochen zu haben. Unser Besuch an einem Sonntagabend ist nur eine Momentaufnahme, aber wir sind überrascht: Obwohl wir um 17.30 Uhr für ein Abendessen früh dran sind, ist das Restaurant, sehr gut besucht. Noch dazu mitten im für die Gastronomie traditionell schwachen Monat Januar. Auffällig auch: Es sitzen viele sehr junge Gäste an den Tischen, viele Pärchen oder Freunde. Auch Familien mit Kindern sind da. Wie wir.

Bei so viel Ehre und Ruhm sind unsere Erwartungen natürlich groß. Es sei schon mal verraten: Sie wurden nicht enttäuscht. Dafür gab es anderer Stelle ein Minus, mit dem wir gar nicht gerechnet hätten.

Die Speisekarte

Die Speisekarte ist übersichtlich und klar italienisch ausgerichtet. Ein Pluspunkt, wie wir finden. Es gibt vier Vorspeisen, zehn verschiedene Pasta-Gerichte, fünf Salate, täglich wechselnde Desserts und natürlich: die Pizzen. Hier ist die Auswahl am größten, sie sind der Star des Lokals.

Das wird schon beim Betreten des Restaurants deutlich. Mit das Erste, was man als Gast sieht, ist ein riesiger Ofen. Hier werden die Pizzen bei Holzwärme gebacken. Der Clou: Sie drehen sich in auf einer Steinplatte. Hergestellt, so geben die Inhaber an, ist der Teig nach neapolitanischer Art. 78 Stunden ruht und reift er kalt wie warm. Im Ofen braucht die Pizza nur eine gute Minute, wie Marcel Strozyk erklärt – immerhin wird dieser bis zu 450 Grad heiß. Daher der Name des Restaurants.

Auch wenn das Lokal „Italian style“ ist, wie es selbst angibt, macht Strozyk Zugeständnisse an nicht-italienische Gaumen. So gibt es zum Beispiel eine Pizza mit Hähnchenstücken und Sauce hollandaise.

Direkt neben der Eingangstür zum Lokal steht das Herzstück des „450 Degrees“ in Mengede: der große Pizza-Ofen.
Direkt neben der Eingangstür zum Lokal steht das Herzstück des „450 Degrees“: der große Pizza-Ofen. © Natascha Jaschinski

Die Getränke im Test

Wir wundern uns nicht, weil wir es zuvor gelesen hatten, aber der ein oder andere Gast mag bei den Getränken etwas vermissen. Im „450 Degrees“ gibt es keinen Alkohol. Zum einen, weil die Inhaber Moslems sind, zum anderen, weil sie die Atmosphäre schöner fänden, wenn nicht getrunken wird, wie Saime Dogan Strozyk uns erklärte.

Für uns ist das kein Ding, passt eh gut in den Dry-January-Trend. Bei der Getränkebestellung hakt es dann aber etwas: Eine Apfelschorle können wir nicht bekommen, so der Kellner, der Apfelsaft sei aus. Auch bei der hausgemachten Limonade Typ „blau“ muss er passen – keine Sprite mehr da. Wir fragen, was denn los sei. Der Kellner erklärt, dass man am Tag zuvor „überrannt“ worden sei. Das passt zu dem, was mir Google am Samstagabend anzeigte, als ich nach den Öffnungszeiten schaute: Das Restaurant war weit stärker besucht als normal.

Ich schwenke um auf die „grüne“ Limonade („mit den Geschmacksnoten Holunder und Minze“), die Begleitung nimmt die „rote“ („süß und zugleich leicht bitter, mit einem Hauch von Orange“). Beide Getränke (je 4,50 Euro) schmecken gut, sind erfrischend und vor allem nicht zu süß, eher etwas bitter, das mag ich.

Zwei hausgemachte Limonaden stehen im Restaurant "450 Degrees" in Mengede auf dem Tisch.
Alkoholfrei und lecker: Unsere zwei hausgemachten Limonaden, rechts die „Rote“, links die „Grüne“. © Natascha Jaschinski

Die Kinder entscheiden sich für ein schlichtes Wasser mit Kohlensäure. Ein Getränk, bei dem eigentlich nichts schiefgehen dürfte. Doch genau hier läuft es nicht gut: Das Wasser wird nicht wie oft üblich in kleinen Glasflaschen serviert, sondern in Gläsern. Man kann sehen, dass an der Theke aus einer großen Wasserflasche eingeschenkt wird. Die aber scheint in unserem Fall schon zu lange offen gewesen zu sein. Das Wasser ist schal. Wir reklamieren, bekommen aber auch keine wirkliche spritzige Version.

Schade, denn diese Enttäuschung hätte sich leicht vermeiden lassen. Wir halten zugute, dass der Gästeansturm groß war und ist an dem Wochenende, da geht vielleicht mal etwas durch. Zumal auch in den vielen Kundenbewertungen nie die Rede war von Problemen mit den Getränken.

Die Speisen im Test

Wir wählen zwei Vorspeisen: „Garnelen Mediterran“ (8,90 Euro) sowie „Feta-Schmelz mit Pizzabrötchen“ (6,80 Euro). Beide schmecken sehr gut. Die Garnelen werden in einem kleinen Schälchen serviert, eingelegt in Olivenöl und Knoblauch und garniert mit Spinat und Cherrytomaten. Die Meerestiere haben die richtige Konsistenz, nicht zu roh, nicht zu durch. Die Olivenöl-Tunke schmeckt ordentlich, aber noch angenehm nach Knoblauch. Da wir uns die Portion teilen, ist sie viel zu schnell aufgegessen.

Zum Glück haben wir noch den schön-salzigen Feta-Schmelz, in den wir die krossen Pizzabrötchen dippen können. Auch Aioli-Dip wurde uns von Haus aus dazugestellt. Er ist sehr cremig und gut knoblauchhaltig. Meine Begleitung könnte allerdings noch mehr Knoblauch vertragen.

Die Vorspeise „Garnelen Mediterran“ mit Black Tiger Garnelen, Spinat, Knoblauch und Kirschtomaten in Olivenöl im "450 Degrees" in Mengede.
Die Vorspeise „Garnelen Mediterran“ mit Black Tiger Garnelen, Spinat, Knoblauch und Kirschtomaten in Olivenöl. © Natascha Jaschinski
Die Vorspeise „Feta-Schmelz mit Pizzabrötchen“ im Restaurant "450 Degrees" in Mengede wird auf den Steinplatten serviert, auf denen auch die Pizzen liegen.
Die Vorspeise „Feta-Schmelz mit Pizzabrötchen“ wird auf den Steinplatten serviert, auf denen auch die Pizzen liegen. © Natascha Jaschinski

Die Kinder bestellen Spaghetti Bolognese (10,80 Euro) und eine Pasta mit Garnelen, Babyspinat und Kirschtomaten in Sahnesauce (14,80 Euro). Die Eltern zwei ganz klassische Pizzen: „Frutti di mare“ in groß (14,80 Euro) und eine kleine „Rucola“ (10,80 Euro), hier aber noch mit extra Oliven (1,50 Euro).

Die Vorschusslorbeeren für die Pizzen waren nicht zu groß: Allein optisch machen sie was her, sie werden auf einer schwarzen Steinplatte serviert, der Rand ist richtig fluffig aufgegangen und hat den „Leoparden-Look“ neapolitanischer Pizzen mit den gewollt krossen Stellen, in der Mitte ist der Teig hauchdünn, saftig, aber nicht zu „nass“. Wir sind begeistert, gerade meine Pizza gefällt mir sehr: Die Kombination aus dem guten Teig, dem etwas bitteren Rucola, den salzigen und großzügig verteilten Oliven sowie Fior di latte ist ein Traum. Vor lauter Essens-Glück schneiden wir die Pizza einfach mit Messer und Gabel und nutzen gar nicht die Pizza-Scheren, die extra auf jedem Tisch stehen. Vergessen.

Die Kinder sind auch zufrieden mit ihren Nudeln. Allerdings kommt die Sahnesauce mächtig daher. Als Nachtisch bestellen wir zwei Tiramisu, weitere Desserts sind schon ausverkauft. Wir sind uns einig: Ist ok, aber wir haben schon bessere gegessen.

Schön zu sehen bei der Pizza „Frutti di mare“ aus dem Restaurant "450 Degrees": der Leoparden-Look am Teigrand, den eine neapolitanische Pizza unter anderem ausmacht.
Schön zu sehen bei der Pizza „Frutti di mare“: der Leoparden-Look am Teigrand, den eine neapolitanische Pizza unter anderem ausmacht. © Natascha Jaschinski
Nudeln mit Black Tiger Garnelen, frischem Babyspinat und Kirschtomaten in Sahnesauce im Mengeder Restaurant "450 Degrees".
Kamen gut an, waren letztlich nur ein bisschen mächtig: die Nudeln mit Black Tiger Garnelen, frischem Babyspinat und Kirschtomaten in Sahnesauce. © Natascha Jaschinski

Die Preise

Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Speisen halten wir für angemessen und fair. Die Zutaten sind alle halal und frisch, werden teilweise in Italien eingekauft. Die Getränke sind mitunter etwas günstiger als woanders. So kostet ein kleines Wasser 2,30 Euro. Wir würden aber lieber etwas mehr zahlen und dafür ein eigenes Fläschchen bekommen.

Atmosphäre und Service

Richtig gut gefällt mir, dass man vom Herzstück des Restaurants, dem Pizzaofen, begrüßt wird. Im Gastraum haben die haben Strozyks vieles vom Vorgänger-Restaurant, dem „Symbol by Rabeneck“, übernommen. Es dominieren nur noch stärker die Farben Schwarz und Gold. Das soll edel wirken, mir ist es etwas zu karg, solange der Gastraum gut gefüllt ist, fällt das aber nicht so ins Gewicht.

Außergewöhnlich: Das Besteck ist goldfarben, ein schöner Deko-Kick, aber leider ist es sehr dünn, man hat beim Schneiden ein wenig Angst, es zu verbiegen. Die Kellner waren freundlich, über eine kleine „Entschuldigung“ fürs schale Wasser hätten wir uns aber gefreut, vor allem die Kinder.

Speisekarten, eine Pizzaschere und goldfarbenes Besteck liegt auf einem Tisch im neuen Restaurant "450 Degrees" in Mengede.
Im „450 Degrees" dominieren die Farben Schwarz und Gold. Auch das Besteck ist goldfarben. Alternativ kann die Pizza mit einer Schere geschnitten werden. © Natascha Jaschinski

Anfahrt

Das „450 Degrees“ liegt in der Siegburgstraße 29. Parkplätze gibt es direkt vor dem Haus, Bahnhof und Busbahnhof Mengedes liegen in der Nähe. Das Restaurant bietet nicht nur Abendessen, sondern auch ein Frühstück mit ausgefallen belegten Croissants. Kontakt über Telefon 0231/534274.

Stimmen im Netz

Wie schon erwähnt, gibt es hier fast ausschließlich Lobeshymnen. Das „450 Degrees“ kommt bei Google auf 4,8 von 5 möglichen Sternen. Der Vorgänger hat an dem Standort nicht lange durchgehalten, die Zeichen stehen gut, dass das beim „450 Degrees“ anders wird.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 22. Januar 2025.