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40 Prozent der Corona-Patienten im Krankenhaus geimpft - ein Grund zur Sorge?
Zahlen aus Großbritannien
Irritierende Zahlen aus Großbritannien: 40 Prozent der Covid-19-Krankenhauspatienten sind geimpft. Dort dominiert die Delta-Variante. Müssen wir uns Sorgen machen? Ein Dortmunder Experte gibt Antwort
Eine Meldung aus dem Vereinigten Königreich sorgte am Dienstagmorgen für Sorge bei einigen Geimpften. 40 Prozent der dort wegen Covid-19 in Krankenhäusern behandelten Menschen sind mindestens einmal geimpft. Der Dortmunder Immunologe Professor Carsten Watzl erklärt, warum die Sorge dennoch unbegründet ist.
Die Angabe geht auf Sir Patrick Vallance zurück. Er ist medizinischer Chefberater der britischen Regierung. Ursprünglich hatte die Zeitung Die Welt ihn sogar mit der Angabe zitiert, dass 60 Prozent der Hospitalisierten vollständig geimpft seien. Dies korrigierte Vallance später. Er habe sich in der entsprechenden Pressekonferenz am Montag vertan. 60 Prozent der Covid-Patienten in Krankenhäusern seien ungeimpft - also 40 Prozent mindestens einmal geimpft.
Doch auch ein Anteil von 40 Prozent Geimpften unter den Krankenhauspatienten klingt hoch. Eigentlich gehen sie jedoch auf einfache Mathematik zurück, wie Professor Carsten Watzl erklärt.
Geimpfte in Krankenhäusern unterrepräsentiert
„Es hat im Prinzip mit dem Nenner zu tun“, so Watzl. Im Vereinigten Königreich sind bereits relativ viel Menschen geimpft - etwa 68 Prozent haben mindestens eine Erstimpfung. Diese Verteilung der Geimpften in der Bevölkerung beeinflusse natürlich auch den Anteil der Geimpften im Krankenhaus.
Zu beachten sei allerdings, dass die Geimpften in den Krankenhäusern erwartungsgemäß unterrepräsentiert sind. Der Anteil der Geimpften in den Krankenhäusern ist also geringer als der in der Bevölkerung. Das zeige, dass die Impfung gegen schwere Verläufe helfe.
90 Prozent Schutz
„Auch bei einer Infektion mit der Delta-Variante schützt eine vollständige Impfung zu über 90 Prozent vor einer schweren Erkrankung an Covid-19 mit Krankenhausaufenthalt“, betont Professor Carsten Watzl. Und zwar obwohl die Delta-Variante nicht nur ansteckender sei, sondern auch ein Stück weit der Immunreaktion entgehe.
Im Falle des Vereinigten Königreichs zeige sich die Effektivität der Impfung auch daran, dass die Gesamtzahl der Menschen, die mit Covid-19 in Krankenhäuser kommen, angesichts der dortigen Inzidenz gering sei. In Staaten mit einer geringeren Impfquote sei der Anstieg der Krankenhauszahlen stärker an den Anstieg der Infektionszahlen gekoppelt.
Was bedeutet das nun für Dortmund? Auch hier werden die Infektionszahlen wieder steigen, prognostiziert Carsten Watzl. Wichtig sei daher, nun möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen, um ebenfalls zu erreichen, dass die Zahl derjenigen, die im Krankenhaus behandelt werden, nicht ungehindert mit den Infektionszahlen ansteigt.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
