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358.000-Euro-Job in Dortmund: Kandidat will nicht gegen „geschätzten Kollegen“ antreten
Dortmunder Energieversorger
Nach dem Ausscheiden von DEW-Arbeitsdirektor Dirk Wittmann ist die Suche nach dem Nachfolger gestartet. Zwei Namen wurden zuletzt gehandelt. Einer der Genannten äußert sich jetzt zu einer Kandidatur.
Nach nur zwei Jahren musste Dirk Wittmann seinen Posten als Arbeitsdirektor bei Dortmunder Energie und Wasser (DEW) krankheitsbedingt aufgeben. Ende 2021 zog er sich in den Ruhestand zurück. Damit ist nun der insgesamt vierte, hochkarätig bewertete Job bei einem kommunalen Unternehmen frei geworden.
Der Posten des EDG-Chefs muss in den kommenden Monaten ebenso neu besetzt werden wie der des Hafen-Vorstandes und des Verkehrsvorstandes bei DSW21. Allesamt Spitzenjobs – allein der Posten als DEW-Arbeitsdirektor war zuletzt mit insgesamt 358.000 Euro pro Jahr vergütet.
Erste Namen für eine mögliche Nachfolge wurden bereits im Herbst 2021 gehandelt. Sowohl DEW-Betriebsratsvorsitzender Michael Schröer (SPD) als auch Verdi-Geschäftsführer Michael Kötzing hielten sich damals auf Anfrage bedeckt. Das ist nun anders: Kötzing hatte bereits vor einiger Zeit in kleinen Runden durchsickern lassen, er werde nicht ins Rennen einsteigen.
Kommt der DEW-Betriebsrats-Chef ins Spiel?
Was der Verdi-Chef am Dienstag (4.1.2022) auf Anfrage nun auch offiziell bestätigte. Es sei bereits eine Findungskommission ins Leben gerufen. Sie besteht aus fünf Mitgliedern. Unter anderem mit Kötzing selbst. „Es ist gute Sitte, dass sich eine Kandidatur in solchen Fällen ausschließt“, sagt der Verdi-Geschäftsführer. „Zudem werde ich keine Situation herbeiführen, in der ich möglicherweise gegen einen geschätzten Kollegen antrete“, stellt Kötzing klar.
Damit spielt der Verdi-Chef auf eine mögliche Kandidatur des aktuellen DEW-Betriebsratsvorsitzenden Schröer an. Genau die hält sich Schröer, der für die SPD-Fraktion als Sachkundiger Bürger im Rechnungsprüfungsausschuss des Rates sitzt, noch offen. Er werde innerhalb der nächsten Wochen dazu Gespräche führen, sagte Schröer auf Anfrage.
Ende Januar werde die Frage geklärt sein. Doch ob Schröer tatsächlich ins Rennen einsteigt, ist ebenso offen wie seine Erfolgsaussicht. Zumal sich sogar Teile der SPD-Fraktion gegenüber einer „internen Lösung“ eher skeptisch zeigen. „Ich kandidiere auf keinen Fall, wenn ich den Eindruck bekomme, dass es dem Unternehemen schadet“, sagt Schröer.
Ratsfraktionen winken nicht mehr jeden Kandidaten durch
Nach Angaben von Verdi-Geschäftsführer Kötzing ist die Suche inzwischen angelaufen. Man habe begonnen, ein mögliches Bewerberfeld zu sondieren. „Wir suchen bundesweit“, sagt Kötzing. Am Ende werde die Findungskommission einen Vorschlag unterbreiten, der von einer Nominierungsversammlung bestätigt werden muss.
In der sitzen unter anderem DEW-Betriebsräte und Vertrauensleute. Sie bestimmen, welcher Kandidat sich letztlich im Rat der Stadt zur Wahl stellen soll. Auf einen Zeitpunkt möchte sich Kötzing aktuell nicht festlegen. Nur so viel: „Wir sind an einer guten und zeitnahen Lösung interessiert.“
Stelle am Klinikum: CDU und Grüne gegen SPD-Kandidat
Hintergrund: Die Wahl des Arbeitsdirektors ist klassische Angelegenheit der Arbeitnehmer. Lange Jahre waren sich die Ratsfraktionen einig, den Kandidaten-Vorschlag der Arbeitnehmerseite mitzutragen und durchzuwinken. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei, wie sich zuletzt am Klinikum gezeigt hat.
Grüne und CDU hatten im Vorfeld signalisiert, dem damaligen SPD-Bewerber ihre Stimme zu versagen – der Kandidat musste zurückziehen. Das war neu für Dortmund.
Im DEW-Aufsichtsrat soll es bereits im Vorfeld der Suche entsprechende Ansagen gegeben haben: Der Kandidat müsse „Führungserfahrung" haben. Und so "überzeugend sein, dass er von einer breiten, politischen Mehrheit getragen werden“ könne.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.