Dortmunds Sparkasse hat freie Hand, als Kommanditist mit 49 Prozent bei der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft (DSG) einzusteigen. Doch die Entscheidung, die der Rat der Stadt am Donnerstag (12.12.) gefällt hat, schmeckt nicht jedem.
Hintergrund: Die noch junge DSG war 2022 auf den Markt gegangen, um in Dortmund so schnell wie möglich bezahlbare Wohnungen zu bauen. Sowohl öffentlich geförderte als auch frei finanzierte. Der Vorteil, den die DSG im Vergleich zu anderen Wohnungsunternehmen hat: Sie muss die Grundstücke nicht erst kaufen, sondern bekommt sie kostenlos von der Stadt. Das macht das Bauen schon mal billiger. Trotzdem tat sich die DSG mit vielen Projekten schwer.
Eine willkommene "Mitgift"
Und das hat nicht nur mit unattraktiven Förderprogrammen zu tun: Die Stadt hat die DSG zwar von der Leine gelassen und ihr Grundstücke zugeschoben – aber die Gesellschaft eben mit zu wenig Kapital ausgestattet. Da tritt nun die Dortmunder Sparkasse auf den Plan: Sie steigt bei der DSG ein und bringt als „Mitgift“ Millionensummen in die Gesellschaft ein. Im ersten Hieb sollen es rund 34 Millionen Euro sein.
Und es wird wohl noch mehr: Für jedes weitere Grundstück, das die Stadt in die DSG schiebt, kommen vonseiten der Sparkasse anteilig weitere Millionen Euro dazu. Das ist ein kräftiger Schub für die DSG, die unabhängig davon im 1. Quartal 2025 ihre ersten beiden Bauprojekte realisieren will: 41 Wohnungen an der Stettiner Straße in Hörde sowie weitere 18 Wohnungen an der Mengeder Straße.
Die Tür aufgestoßen für den Einstieg der Sparkasse bei der DSG haben SPD und Grüne, die zusammen eine Mehrheit im Rat bilden. Von einem „wichtigen Schritt“ sprach SPD-Finanzsprecher Fabian Erstfeld. Die Kapitalzuführung werde dafür sorgen, dass die Gesellschaft nicht nur öffentlich geförderte Wohnungen bauen könne. Sondern, wie von der Politik ausdrücklich gewollt, auch frei finanzierte. Die haben nicht nur höhere Herstellungskosten. Auch die Mieten sind höher und werden nicht unter 10 Euro/qm liegen.
Kritiker in der Unterzahl
Die CDU mochte sich einem Engagement der Sparkasse nicht generell verweigern. Nur: Warum sofort mit 49 Prozent? „Über einen kleineren Anteil hätten wir mit uns reden lassen“, gab CDU-Fraktionsvize Sascha Mader zu verstehen. Es fehlten ein gemeinsamer Businessplan und eine wirtschaftliche Betrachtung, assistierte CDU-Fraktionschef Jendrik Suck. Zudem vermisse er im Papier der Verwaltung Ausführungen über „eine künftige mögliche Verzahnung“ der DSG mit der ebenfalls kommunalen Dogewo21.
Mit dem Einstieg der Sparkasse werde der „Unternehmenszweck der DSG untergraben“, gab Utz Kowalewski zu Protokoll, Fraktionschef von Linke+. Aufgabe der DSG sei es, ohne große Renditeabsichten bezahlbare Wohnungen zu bauen – während ein Geldinstitut wie die Sparkasse eben doch Rendite erzielen wolle. Ein Interessenkonflikt, der sich auf die Mieten auswirken könne, fürchtet Kowalewski.
Für AfD-Fraktionschef Heiner Garbe ist die DSG mit ihrer kleinen Kapitaldecke ohnehin ein „totgeborenes Kind“. Die DSG solle besser beerdigt werden, meinte Garbe trocken.
Bauen im höchsten Standard
Zwar sind auch kleinere Modelle durchgerechnet worden. Etwa eine Beteiligung der Sparkasse in Höhe von 24,9 Prozent, knapp unterhalb der Sperrminorität. Oder eine 30 Prozent-Beteiligung. „All das hat uns nicht überzeugt“, sagte Katrin Lögering, Fraktionssprecherin der Grünen. Durch den 49-Prozent-Einstieg und die damit erreichte Kapitalzuführung sei die DSG künftig in der Lage, im Standard eines Effizienzhauses 40 zu bauen, das besonders energiesparend ist – allerdings auch am teuersten.
Der Einstieg der Dortmunder Sparkasse kommt nicht von ungefähr: Seit der Fusion mit der Sparkasse Schwerte im Juni 2022 agiert das Geldinstitut selbst als Investor und Vermieter und Bestandshalter von Wohnimmobilien. Jetzt dürften weitere dazukommen: Die DSG hat aktuell neben sechs bebauten Wohngrundstücken elf unbebaute, die allesamt entwickelt werden sollen. Bis 2027, so das Ziel, will die DSG insgesamt 830 Mietwohnungen bauen.