„Ich kannte jede Schraube“ 30 Jahre alter Bulli brennt mitten auf der B1 in Dortmund aus

„Ich kannte jede Schraube“: 30 Jahre alter Bulli brennt auf der B1 aus
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B1 in Dortmund, Kreuzung Voßkuhle, eine der letzten „Ampeln vor Berlin“, bevor die Straße außerorts zur Autobahn wird. Langsam schieben sich die Autos vorwärts, maximal bei Tempo 50. Mittendrin am Sonntag um kurz nach 11 Uhr auch der VW Bulli von Thomas Doehring aus Bochum.

Dieser T3 ist kein normales Fahrzeug. Er ist ein Liebhaber-Stück. 30 Jahre alt, H-Kennzeichen, ein „Syncro“, also mit Allradantrieb. Immer wieder hat Doehring diesen Bulli gehegt. „Ich kenne jede Schraube.“

Andere Fahrer hupen

Plötzlich aber, kurz nach der Kreuzung Voßkuhle, hupen und gestikulieren die anderen Autofahrer, machen Doehring und seine Frau auf das aufmerksam, was gerade im Heck des Bullis passiert.

Im Motorraum ist Feuer ausgebrochen. Und zwar so heftig, dass das Fahrzeug in den nächsten Minuten komplett ausbrennen wird. Doehring schafft es, den Bulli auf den Bürgersteig zu steuern. Er und seine Frau springen hinaus und bemühen sich dann zu retten, was noch zu retten ist.

Löschschaum bis zum Fenster

„Die Fahrräder habe ich zum Glück noch abmontieren können“, erinnert sich der 65-jährige Bochumer, als er rund zwei Stunden später neben seinem komplett ausgebrannten Schätzchen steht.

Die Heckscheiben sind geplatzt, der weiße Löschschaum reicht bis zu den Kanten. Nur vorne lässt sich die graue Farbe der Karosserie noch erkennen. Hinten und oben ist alles rußschwarz.

„Ich stehe unter Schock“

Doehring wirkt ruhig, schildert ganz sachlich, was da heute passiert ist. Aber er weiß auch ganz genau: „Ich stehe unter Schock. Wahrscheinlich werde ich erst heute Abend oder an den nächsten Tagen realisieren, was hier passiert ist.“

„Das ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“, sagt er. Aber gleich berichtigen ihn die Kinder, die mittlerweile zur B1 nach Dortmund gekommen sind, um die Eltern wieder zurück nach Bochum zu bringen: „Es ist keinem was passiert. Ihr seid heil und problemlos da rausgekommen!“

Ein ausgebrannter VW Bulli nach einem Unglück auf der B1 in Dortmund.
Nur von vorne kann man die ursprüngliche Farbe des Bullis noch erkennen. © Althoff

E-Bike und Kleidung gerettet

Stimmt, sagt Thomas Doehring. Und außerdem habe er ja das eine oder andere noch geistesgegenwärtig retten können. Während seine Frau sagt, sie habe in dem Moment überhaupt nicht klar denken können, wusste Thomas Doehring:

Der „Kleiderschrank“ im Heck besteht ja aus „Säcken“, die sich herausnehmen lassen. „Das eine E-Bike, das ich retten konnte, ist ja erst eine Woche alt.“ Abgesehen davon: Doehring und seine Frau mussten sich auch erst einmal Jacken aus dem Bulli nehmen.

Alles klappte zum Glück.

Minuten sind eine Ewigkeit

Anderes aber ist verloren für immer. „Alles aus dem Bad und aus der Küche“ ist verbrannt – in den wenigen Minuten, in denen Doehring und seine Frau hilflos ein paar Meter entfernt vom Bulli standen und auf die Feuerwehr warteten.

„Das hat ewig gedauert“, sagt Doehring – und schiebt gleich hinterher, dass das natürlich nur seine subjektive Wahrnehmung in diesem Moment gewesen sein könne. In solch einem Moment seien eben selbst drei oder fünf Minuten eine Ewigkeit.

Ein ausgebrannter VW Bulli auf der B1 in Dortmund.
Mehr als 30 Jahre gehalten, dann in Minuten ausgebrannt: der VW T3 syncro von Thomas Doehring aus Bochum. © Althoff

Zwei von drei Spuren gesperrt

„Technische Mängel“ seien wohl der Grund für den Brand gewesen, wird die Polizei zwei Stunden später vermuten. Wichtig für die Beamten da vor allem: Der Verkehr auf der B1 fließt wieder. Der Stau, der sich nach dem Feuer gebildet hatte, ist vergangen.

Feuerwehr und Polizei hatten ab 11.15 Uhr zwei der drei Spuren stadtauswärts sperren müssen. Erst rund zweieinhalb Stunden war die komplette B1 wieder frei – also so frei, wie sie bei normaler Verkehrslage am Sonntagnachmittag ist. Bis dahin wurde viel gehupt auf und rund um die Kreuzung Voßkuhle – auf Geradeaus- wie Abbiegespuren.

Auf dem Weg nach Brandenburg

Thomas Doehring hat es gehört, auch wenn seine Gedanken zu diesem Zeitpunkt immer wieder um den Bulli kreisten. Nach Brandenburg wollten er und seine Frau, in den Urlaub. „Nicht auszudenken, wenn das da auf dem Campingplatz oder im Wald passiert wäre – bei den trockenen Wäldern zurzeit...“

Wieder hupt ein Fahrer, weil es ihm nicht schnell genug vorangeht. Thomas Doehring wendet sich an seine Frau: „Wenn wir das nächste Mal hinten im Stau stehen, wissen wir: Das muss sein, weil es weiter vorne ein Unglück gegeben hat.“

Eine Warnleuchte mit der Aufschrift "Polizei" auf der B1 in Dortmund signalisiert den Autofahrern: Hier ist gesperrt.
Die Polizei sperrte zwei der drei B1-Spuren in Richtung Unna für mehrere Stunden. © Althoff

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. April 2025.