An den Neubau grenzen zehn Ampeln mit einem ständigen Auffindungssignal für Blinde und sehbehinderte Menschen. Die Bewohner fühlen sich davon gestört und wünschen sich, dass die Lautstärke reduziert wird.

© Beate Dönnewald

Schicker Neubau in Dortmund mit Schönheitsfehlern: Tickende Ampeln nerven die Bewohner

rnWohnen in Dortmund

Auf ihre neuen Wohnungen haben sich Mieter und Eigentümer lange gefreut. Nun sind sie eingezogen und die Begeisterung ist dahin: Denn gleich zehn tickende Ampeln gehen ihnen auf die Nerven.

Marten

, 04.03.2020, 17:31 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Thema ist heikel und sensibel. Die Bewohner eines Neubaus in Dortmund wollen vor allem eins nicht: Dass ihre Beschwerde als Behindertenfeindlichkeit missverstanden wird.

Ihre Kritik gilt zehn Ampeln an fünf Überquerungen rund um ihr neues Zuhause, Von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends ticken sie ununterbrochen. „Lichtsignalanlage mit Zusatzeinrichtung“, lautet der Fachausdruck.

Das tickende Dauer-Geräusch soll Blinden und Sehbehinderten helfen, die Ampel zu finden. Irgendwann sollen damit sämtliche Ampeln in Dortmund ausgestattet sein.

„Das Geräusch ist wirklich sehr penetrant und laut. Selbst bei geschlossenem Fenster hört man es, vor allem, wenn am Abend und am Wochenende der Verkehr weniger geworden ist“, sagt Eleni Sarantidou.

Relaxen auf der Dachterrasse ist sehr eingeschränkt

Die 33-Jährige ist mit ihrer kleinen Familie Mitte November 2019 in den Neubau eingezogen, der wie auf einer Insel zwischen Martener Straße, Am Schoopställer und Bertoldstraße in Dortmund-Marten liegt.

Auch ihr Nachbar, der das Penthouse im vierten Stock gekauft und kürzlich bezogen hat, ist mittlerweile total genervt. „Egal, in welchem Raum wir uns befinden, man hört das Geräusch einfach. Relaxen auf unserer Dachterrasse geht nur sehr eingeschränkt.“

Von der Dachterrasse des Martener Neubaus aus kann man je nach Blickrichtung alle Ampeln sehen - hier die Ampeln an der Martener Straße/Steinhammerstraße

Von der Dachterrasse des Martener Neubaus aus kann man je nach Blickrichtung alle Ampeln sehen - hier die Ampeln an der Martener Straße/Steinhammerstraße. © Beate Dönnewald

Selbst die Schallschutzgardinen mit Folie für 250 Euro würden den Ampel-Lärm nicht schlucken. „Auch unsere Übernachtungsgäste fanden das permanente Geräusch ganz schlimm“, sagt der 41-Jährige. Bei der Wohnungsreservierung 2018 hätten die Ampeln noch nicht getickt.

Anwohner wünschen sich eine Reduzierung der Ampel-Lautstärke

Der Außendienstler möchte nicht falsch verstanden werden: Die Ampeln mit Blindenfunktion seien wichtig und richtig. Das einzige, was er sich wie seine Nachbarin wünsche: „Dass die Lautstärke reduziert wird.“

Manuela Kürpick vom Beratungsteam des Dortmunder Blinden- und Sehbehindertenvereins hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Grundlautstärke korrigiert wird. „In Hörde war eine Ampel tatsächlich mal zu laut eingestellt.“

Allerdings kenne sie die Situation in Marten nicht. „Grundsätzlich muss gewährleistet sein, dass Blinde und Sehbehinderte zur Orientierung eine Ampel im Umkreis von fünf Metern hören können“, so Kürpick. Dass am Martener Neubau „geballt“ zehn tickende Ampeln stehen, hält sie für unproblematisch.

Zwei Ampeln werden wenig genutzt

Die Anwohner im Martener Neubau bemängeln, dass vor allem die Ampeln an der Bertoldstraße und Am Schoopställer kaum genutzt würden und dort ohnehin nur wenige Fußgänger unterwegs seien. „Egal“, sagt Manuela Kürpick, „und wenn nur ein Blinder dort wohnt, ist die Ampel wichtig.“

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Der Wunsch, dass die Geräuschimmission durch die Stadt überprüft und die Lautstärke gegebenenfalls neu eingestellt wird, hat über den Bauträger Froese mittlerweile auch die Bezirksvertretung Lütgendortmund erreicht. „Es ist wirklich sehr laut dort“, sagt CDU-Bezirksvertreterin Karin Neumann.

Auf einen Ortstermin wollen die Bezirksvertreter aber verzichten. Denn aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens könne man nur am Abend oder Wochenende die Situation beurteilen, so die einhellige Meinung. Stattdessen will das Gremium einen Referenten zum Thema einladen.

Laut Tiefbauamt ist die Lautstärke ordnungsgemäß

Der Anwohner aus dem Penthouse hat wenig Hoffnung. Der 41-Jährige hat nämlich bereits eine Anfrage beim Tiefbauamt gestellt und eine abschlägige Antwort erhalten.

Am 31. Januar 2020 schrieb ihm die Stadt unter anderem: „Die Lichtsignalanlage wurde durch einen Servicetechniker der Signalbaufirma überprüft. Die Lautstärke der Akustik für die Sehbehinderten ist überall ordnungsgemäß vorgefunden worden. Es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Die Stadt ist grundsätzlich verpflichtet, die Akustik nach der verbindlichen Norm einzustellen.“