Kinder kehren an marode Schule zurück – Ausnahmezustand beendet Eltern freuen sich nur wenig

Pendelei hat ein Ende: Alle Kinder kehren in die Gilden-Schule zurück
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Es ist fast sechs Monate her, dass für mehr als 100 Schüler im Dortmunder Westen von einem normalen Schulalltag keine Rede mehr sein konnte: Weil das Gebäude der Gilden-Europa-Schule in einigen Teilen große statische Probleme hatte, mussten Räume vorerst gesperrt werden.

Für drei zweite und eine dritte Klasse der Grundschule hieß das: Sie hatten ab dem 9. September vergangenen Jahres keinen Unterricht mehr an der Friedrichsruher Straße in Huckarde, sondern am Bert-Brecht-Gymnasium. Jeden Morgen pendelten die Schüler mit einem eigens eingerichteten Bustransfer die etwa fünf Kilometer nach Kirchlinde – und am Nachmittag wieder zurück.

Eine Lösung, die zwar Unterricht ermöglichte, aber für Ängste und Unruhe sorgte: Schon nach wenigen Wochen klagten Eltern, dass ihre Kinder sehr unter der Pendelei litten, dass sie Angst hätten vor dem riesigen Gebäude und den großen Gymnasiasten. „Die Kinder hat das fertig gemacht“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Linda Hertel-Wiechmann heute. Hinzu kam: Der Bustransfer lief nicht reibungslos und unterm Strich fehlt den Schülern Unterricht, weil die Pendelei zur Unterrichtzeit zählt.

Nun hat die Stadt Dortmund laut Pressemitteilung „gute Nachrichten“ für die Kinder, Eltern und Lehrer der mittlerweile wohl stadtweit bekannten Schule: „Die Sicherungsarbeiten werden bald abgeschlossen sein“, heißt es.

Bauarbeiten bald abgeschlossen

Die Stadt hatte sich dazu entschieden, die marode Grundschule zunächst provisorisch so weit mit externen Stahlträgern zu stützen, dass alle gesperrten Klassenräume wieder gefahrenfrei genutzt werden können. Eigentlich hatte man zu Beginn des neuen Schulhalbjahres Anfang Februar fertig sein wollen, doch diesen Zeitplan musste die Stadt zuletzt kippen. Nur die Drittklässler konnten Ende Januar zurück in ihren Klassenraum an der Gilden-Schule. Für alle Zweitklässler ging es in die Verlängerung der ungeliebten Pendelei.

Aktuell werde nun aber die Stahlkonstruktion eingebaut, so die Stadt. „Die Arbeiten werden voraussichtlich in der Woche ab dem 24. Februar abgeschlossen“, schreibt Sprecher Markus Kaminski. Auch der Umzugstermin sei fix: Am 27. und 28. Februar würden „die Kisten am Bert-Brecht-Gymnasium gepackt“. Wie aus einem Schreiben an die Eltern hervorgeht, ist dazu ein Umzugsunternehmen beauftragt worden.

Schulpflegschaftsvorsitzende Linda Hertel-Wiechmann im Oktober 2024 vor einem gesperrten Eingang zur Gilden-Europa-Schule in Huckarde.
Schulpflegschaftsvorsitzende Linda Hertel-Wiechmann kämpft mit weiteren Eltern seit Monaten dafür, dass der Schulalltag für die Kinder so normal wie möglich laufen kann. © Natascha Jaschinski

Nach den karnevalsfreien Tagen am 3. und 4. März werden alle Kinder ab dem 5. März wieder an der Gilden-Schule unterrichtet werden können, so der Plan. „Mit vollem Stundenumfang“, wie die Stadt verspricht.

Der Ausnahmezustand hat damit wohl ein Ende. Von Feierstimmung ist in der Elternschaft aber dennoch nicht viel zu spüren. „Prinzipiell freuen wir uns schon“, sagt Hertel-Wiechmann in einer ersten Reaktion. Aber schnell wird klar: Die Freude ist getrübt. Denn: „Es fehlt weiterhin eine langfristige Perspektive.“

Klar ist in all den Monaten immer gewesen: Die externen Stahlträger sind nur ein Provisorium. Die Schule muss umfassend saniert werden, daran ließen die Verantwortlichen der Immobilienwirtschaft schon bei einem Elternabend im Oktober keine Zweifel.

Wie weit man in der langfristigen Planung ist, sei den Eltern bisher nicht mitgeeilt worden, sagt Hertel-Wiechmann. Das ärgert sie sehr. „Wir haben allerdings läuten hören, dass die Stahlkonstruktion auf ein Jahr ausgelegt sein soll“, sagt die 36-Jährige. Das könnte bedeuten: Kinder würden mitten im Schuljahr aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, was gerade für die neuen Erstklässler schwierig wäre.

Containerdorf gefordert

Hertel-Wiechmann fordert klar das, was die Elternschaft im September schon von der Stadt verlangt hatte: den Aufbau eines Containerdorfes, in dem „die ganze Schule ab Sommer zusammen unterrichtet wird“. Solange, bis die Grundschule saniert ist.

Auf dem Elternabend im Oktober hatten die Eltern für dieses Containerdorf ein Grundstück ins Spiel gebracht, das sich nur gut 150 Meter von der Schule entfernt befindet: eine Wiese, die mitunter von Schaustellern genutzt wird. Auch die Bezirksvertretung Huckarde hatte im Oktober einen entsprechenden Antrag eingebracht. Von der Stadt hieß es damals, dass sie das Grundstück prüfen werde.

Wiese, die nahe der Gilden-Europa-Schule in Huckarde liegt und für die Errichtung eines Containerdorfs ins Spiel gebracht worden ist.
Diese Wiese liegt nur wenige Meter von der Gilden-Schule entfernt. Die Eltern der Grundschüler wünschen sich, dass die Stadt hier ein Containerdorf errichtet. © Natascha Jaschinski (A)

So haben wir bisher über die Gilden-Schule berichtet