„Dicker Dören“-Anwohner lärmgeplagt Waltrop will Teil der Kosten für Schallschutzfenster zahlen

„Dicker Dören“: Waltrop will Schallschutzfenster mitfinanzieren
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Das darf man wohl als einen Versuch werten, die Gegner des Projektes auf Dortmunder Seite milde zu stimmen: Anwohnern jenseits der Waltroper Stadtgrenze, die nahe dem geplanten künftigen Standort des Fahrzeugbauers Langendorf „Im Dicken Dören“ wohnen, will die Stadt Waltrop Schallschutzfenster anbieten. Wenn die betreffenden Anwohner diese Fenster wollten, übernehme die Stadt einen Teil der Kosten, es gebe aber auch einen Eigenanteil, sagte Andrea Suntrup vom zuständigen Fachbereich der Stadt im Rats-Fachausschuss. Genaueres zu Summen und der Aufteilung der Kosten zwischen Stadt und Anwohnern konnte Waltrops Stadtsprecherin Andrea Middendorf auf Nachfrage noch nicht sagen. Man müsse sich die Situation vor Ort im Einzelfall ansehen. Denkbar sei ja auch, dass Anwohner ohnehin schon solche Fenster hätten.

Zusatz-Lärm „für Menschen nicht hörbar“

Laut Gutachten produziert der Fahrzeugbauer selbst zwar so wenig zusätzlichen Lärm, dass er für das menschliche Ohr gar nicht hörbar ist, nämlich ein bis zwei Dezibel. Zusammengenommen mit der schon ziemlich erheblichen Lärm-Vorbelastung durch den Verkehr sei aber an 16 Häusern entlang der Groppenbrucher- und der Stofferstraße nachts der Wert so hoch, dass eine Gesundheitsgefahr nicht auszuschließen sei. Ein entsprechender Schwellenwert, der das aussagt, sei überschritten.

Zwar verweist der Gutachter auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster. Das besagt, dass der zusätzliche Lärm, der durch eine Neuansiedlung entsteht, in der „Abwägung“ hingenommen werden kann, wenn Menschen ihn ohnehin nicht hören können. Selbst dann, wenn die Gesamtbelastung dann im kritischen Bereich ist. Doch die Stadt Waltrop will offenbar alles dafür tun, dass Klagen von Anwohnern die Umsiedlung des Traditions-Fahrzeugbauers von der Waltroper Bahnhofstraße an den Stadtrand nicht in die Länge ziehen oder ganz gefährden und macht daher das Angebot. Zuletzt hatten Anwohner erklärt, sie blieben bei ihrer Absicht, gegen das Projekt vor ihrer Haustür klagen zu wollen.

Gewerbe- statt Industriegebiet

Es gibt noch weitere Änderungen gegenüber vorherigen Plänen: So ist das südliche Baufeld, für die Ansiedlung weiterer Unternehmen vorgesehen, jetzt kein „Industriegebiet“ mehr, sondern wurde zum „Gewerbegebiet“ herabgestuft. Das entspreche ohnehin eher dem, was man mit der Fläche anfangen wolle, hieß es. Und so konnte man die dort zulässigen Lärm-Emissionen auch noch einmal um zwei Dezibel drücken. Die im Ausschuss geäußerte Sorge, durch die Herabstufung werde die Fläche weniger attraktiv, teilt Stadtplanungs-Dezernent Andreas Scheiba nicht. Insbesondere durch die Nähe zur Autobahn bleibe der „Dören“ interessant, und auch Gewerbeflächen würden gesucht.

Außerdem muss für den Eingriff in die Natur weniger Öko-Ausgleich geschaffen werden. Grund: Wie nicht anders zu erwarten, fanden Gutachter heraus, dass es sich beim „Dören“ nicht um ein ökologisch hochwertiges Gelände, sondern um eine mit Bergematerial aufgeschüttete Fläche handelt, deren Boden Altlasten aufweist. Damit solche Flächen bevorzugt wiederverwendet werden, statt „wertvollere“ Naturflächen für Industrieprojekte in Anspruch zu nehmen, gibt es die Regel, dass man pauschal 20 Prozent weniger Ausgleich im Form neuer ökologischer Maßnahmen schaffen muss, wenn man dort bauen will.

Die Streuobstwiese wird jetzt größer

Dennoch legt die Stadt Waltrop auch von sich aus Wert auf den Natur-Aspekt: Die Streuobstwiese im Südwesten des Areals wird sogar noch einmal vergrößert.

Weil es die angesprochenen Änderungen (und noch einige kleinere mehr) gegeben hat, wurde beschlossen, den Entwurf des Bebauungsplans noch einmal eigeschränkt auszulegen. Stellungnahmen können Bürger nur zu den Aspekten abgeben, die sich geändert haben. Final absegnen muss das Vorgehen der Waltroper Rat an diesem Donnerstag (8.12., 17 Uhr).

Stefanie Hugot
Stefanie Hugot ist Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen das geplante Industriegebiet "Im Dicken Dören". Das hält seit Jahren an seiner Kritik fest. © Uwe von Schirp (Archiv)