Arbeiten demnächst Cowboys in Dorsten? Seit der Bauernverband Schleswig-Holstein die kuriose Kleinanzeige von Claus Stratmann aus dem Kirchhellener Ortsteil Grafenwald bei Facebook teilte, hat der Kirchhellener gut zu tun. „Ich musste heute schon eine halbe Stunde E-Mails beantworten.“ Mehr als 20.000 Menschen hatten die Kleinanzeige bereits am Freitagmorgen angesehen. Tendenz: stark steigend.
Worum geht es? Seit einigen Jahren züchtet Stratmann schottische Hochlandrinder (Highland Cattle Rinder). „Die Highlander sind eine gutmütige, kleinwüchsige Robustrinder-Rasse, die ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Die Rinder weiden auf verschiedenen Biotop-Flächen, um diese Weidelandschaften freizuhalten und so den Artenreichtum in dieser Kulturlandschaft zu erhalten und zu fördern“, so der Anzeigentext. Derzeit seien Rinder im Stadtteil Altendorf-Ulfkotte in Dorsten untergebracht, so Stratmann. Hinter einem wolfsabweisenden Zaun, wie er betont.

Leider hätten sich aber alle bisher gebauten Zaunanlagen als wirkungslos gegen Wolfsangriffe erwiesen, heiß es in der Kleinanzeige: „Herdenschutzhunde scheiden aus mehreren Gründen aus. Daher wollen wir neue Wege beschreiten und suchen Dich! Deine Aufgabe wird es sein, die Herde vornehmlich nachts zu bewachen, zwei bis drei Stunden tagsüber kannst Du bei den Rindern ruhen. Im Falle eines Wolfangriffs schlägst Du die hungrigen Raubtiere mit Rassel und Trillerpfeife bewaffnet in die Flucht.“
Was man für den Arbeitstag von 21 bis 22 Stunden an Qualifikationen mitbringen sollte, beschreibt die Anzeige natürlich auch: „Du solltest hitze- und kälteresistent sein. Wenn Du auch wasserdicht bist, ist das sehr hilfreich, denn der Job findet ganzjährig im Freien statt.“
Warme Mahlzeit
Zur Vergütung schreibt Stratmann: „Da uns ehrlicherweise beim Wettrüsten des Zaunbaus gegen den Wolf das Geld ausgegangen ist, findet die Gehaltsverhandlung auf Basis einer warmen Mahlzeit am Tag statt.“
Ernst gemeint ist das natürlich alles nicht, hat aber durchaus einen ernsten Hintergrund. „Ich habe eine ähnliche Anzeige schon vor zwei, drei Jahren nach einem Wutanfall geschaltet - damals hat das keinen interessiert“, sagt Stratmann, der das Geschehen im Wolfsgebiet seit Jahren verfolgt. Im Laufe des Freitagmorgens (13.9.) musste er die Anzeige aber mit dem Hinweis versehen, dass er aufgrund der Vielzahl der Mails nicht alle beantworten könne: „Aber danke für die Unterstützung.“
Ein ernsthafter Bewerber
Lachen kann Stratmann vor allem darüber, dass es auf die Anzeige mit den „verführerischen“ Arbeitsbedingen eine Bewerber-E-Mail gab, die offenbar tatsächlich ernst gemeint war. „Das war jemand aus Duisburg-Marxloh, der wohl aus Osteuropa stammt.“