Die SPD Dorsten hat „mit Verwunderung und Unverständnis“ auf die Pläne reagiert, beim Winterzauber auf dem Marktplatz ein Public Viewing zu veranstalten. Wichtige Werte würden in Katar mit Füßen getreten. Mit dem Dorstener Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt sei das nicht zu vereinbaren. „Man muss diese Werte auch vorleben und aktiv umsetzen.“
Diesen Stadtdialog hat Bürgermeister Tobias Stockhoff 2018 angestoßen und seitdem maßgeblich forciert. Den Steilpass der Sozialdemokraten nahm er am Dienstag auf Anfrage sofort auf. „Als Behörde ist die Stadt Dorsten - und als Behördenleiter ist der Bürgermeister - zur Neutralität und zu rechtmäßigem Handeln verpflichtet.“
Mietvertrag ohne Nebenbestimmung
Die Stadt Dorsten als Teil der öffentlichen Verwaltung sei „kein klassischer Privatvermieter“ und dürfe keine Nebenbestimmungen aufnehmen, welche diesem Grundsatz zuwiderlaufen. „Ein städtisches Verbot, ob als ordnungsbehördliche Anordnung oder als Nebenbestimmung in einem Mietvertrag, wäre rechtlich unzulässig und würde gegen unsere Verfassung verstoßen. Der Gesetzgeber hat die Übertragung von WM-Spielen aus Katar nicht untersagt.“
Stockhoff räumt allerdings ein, dass „unsere Demokratie und unser Rechtsstaat uns manchmal eine Toleranz abverlangen, welche nur schwer zu ertragen“ sei.
Der Bürgermeister hat „als Privatperson“ aufgrund der massiven Menschenrechtsverletzungen indes eine sehr klare Position zur WM in Katar und wird sich die WM-Spiele in diesem Jahr nicht ansehen. Jede Dorstenerin und jeder Dorstener habe es selbst in der Hand, betonte er, Protest oder Meinungen gegen jegliche Form der Übertragung oder medialer Berichterstattung zum Ausdruck zu bringen.
Organisator Hans Schuster stand am Dienstag aus Zeitgründen für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung, will sich aber am Mittwoch zu der vielfach geäußerten Kritik äußern. Mit der SPD und dem Bürgermeister habe er bereits gesprochen.
Adventliches Programm
Derweil hat Mit-Veranstalter Luca Schlotmann dem Eindruck widersprochen, beim „Winterzauber“ ginge es nur um Kommerz. Inzwischen gebe es ein „grobes Programm“, hieß es am Dienstag, jenseits von WM-Fußball, DJ-Partys und Eisstockschießen.
Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger (St. Agatha) eröffnet die Adventszeit demnach mit einer besinnlichen Weihnachtsgeschichte (27.11.), die Jugendförderung der Stadt Dorsten backt Waffeln für Kinder (29.11.), und am 2. und 16. Dezember sind Weihnachtssingen auf dem Marktplatz vorgesehen.
Weitere Termine: Besuch des Nikolauses (6.12.), Lebkuchenhaus verzieren (11.12.), Spiel- und Spaßnachmittag mit der Jugendförderung (13.12.) und Weihnachtsbasteln (18.12.). Die Uhrzeiten wurden nicht mitgeteilt.