Neben dem „Korridor B“ plant Amprion auch die „Windader West“ - beides Stromtrassen-Projekte, die Windstrom von Norddeutschland Richtung Süden transportieren sollen. Während die Planung für den Korridor B, zwei Leitungsbauvorhaben, bereits seit mehreren Jahren läuft, steht die Windader West noch ganz am Anfang.
Gesamtprojektleiter Eric Zieschang stellte die Pläne in der Ratskommission für Stadtentwicklung am Donnerstag (7.9.) im Rathaus vor. Klar ist, dass die Umspannanlage Kusenhorst im Städtedreieck Dorsten, Haltern und Marl an die Windader angeschlossen wird.

Bislang war die Rede von acht Gigawatt, die in vier Leitungsbauprojekten in der Windader West transportiert werden sollen. Zwei Gigawatt sollten an der Umspannanlage Kusenhorst angedockt werden. Doch Eric Zieschang teilte nun mit, dass aufgrund eines neuen Entwurfs im Planungsprozess bis 2035 ein weiteres System geplant sei, das zusätzlich zwei Gigawatt zur Umspannanlage Kusenhorst transportieren soll - also insgesamt vier Gigawatt.
„Es gibt immer mehr Leistungsbedarf“, begründete dies Zieschang, der nun insgesamt fünf Projekte zu betreuen hat. Wo genau die Leitungen entlanglaufen werden steht noch nicht fest. Die zusätzlichen zwei Gigawatt könnten möglicherweise auch durch die Trasse des Korridors B transportiert werden, wo zwei Leerrohre für zwei weitere Gigawatt geplant sind. „Da haben wir ein Projekt, das eine ähnliche Trassenführung hat. Das würde sich sicherlich anbieten.“
Strombedarf von vier Millionen
Um sich die Dimensionen zu veranschaulichen: Mit einem Gigawatt kann man rund eine Million Menschen mit Strom versorgen. Allein an der Umspannanlage Kusenhorst würde dann also der Strombedarf von vier Millionen Menschen hängen.
Klar ist aber auch: Ähnlich wie an der Umspannanlage Polsum werden nun Flächen für mögliche Konverter-Standorte für die Umwandlung von Gleichstrom in Wechselstrom gesucht. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen habe man den Suchradius von fünf auf zehn Kilometer erhöht. Mindestens zehn Hektar groß sollen die Flächen sein, wobei auch hier gilt: Je näher an der Umspannanlage, desto weniger Fläche wird am Ende gebraucht. „Bei mehr als zwei Kilometern sind Schaltfelder am Konverter erforderlich“, so Zieschang. Nach Abschluss des Baus wären die Flächen also deutlich kleiner als 10 Hektar.
Vier Flächen in Dorsten
Vier Flächen in Dorsten haben die ersten Untersuchungen als mögliche Standorte identifiziert. Wobei Projektsprecher Linus Rahm auf Anfrage deutlich macht, das damit weder Haltern noch Marl komplett aus dem Rennen sind. Eine Fläche neben dem Chemiepark Marl soll beispielsweise geprüft werden.
Der erste mögliche Standort mit zwei Flächen in Dorsten liegt 2,1 Kilometer westlich der Umspannanlage - 15 beziehungsweise 57 Hektar groß. Der zweite Standort liegt südlich des Munitionsversorgungszentrums West (12,4 Hektar). Der dritte Standort mit drei Flächen ist rund zwei bis drei Kilometer nördlich der Umspannanlage (Größen: 9,9 bis 11,9 Hektar). Der vierte Standort wäre 6 Kilometer nördlich der Umspannanlage.
Windräder als Konkurrenz
Konkurrieren könnten die Standorte laut Zieschang mit anderen Nutzungen, etwa Flächen für Windräder. „Es wäre ärgerlich, wenn Windräder nicht gebaut werden, aber wir können nicht versprechen, dass sich das komplett vermeiden lässt“, sagte Zieschang. Er wies aber auf die Leistungsunterschiede und damit verbundene Rolle hin. Während man bei Windrädern von Megawatt spreche, gehe es bei der Windader West um Gigawatt.
Ob etwa in Nähe des Munitionsversorgungszentrums gebaut werden dürfe, müsse geprüft werden, so Zieschang. Man sei auch dankbar, wenn es andere Vorschläge gebe. Einem gemeinsamen Konverter-Standort für Korridor B und Windader West, wie er von Franz-Josef Gövert (CDU) angeregt wurde, erteilte Zieschang aber eine Absage. „Dann würde die Standort-Suche ungleich schwieriger.“ Und die Wege zu den Umspannwerken wären zu lang.
Muss sich Dorsten noch auf weitere Stromtrassen einstellen? Auf diese Frage von Dieter Mende (SPD) antwortete Zieschang: „Ich wage keine Prognose mehr, weil die Energiewende sich in den letzten Jahren ein paar Mal selbst überholt hat.“ Aber es komme, wenn alle Vorhaben realisiert würden, so viel Leistung in Dorsten an, dass er nicht davon ausgehe. Im Oktober will man Bürgern mögliche Flächen bei Informationsveranstaltungen vorstellen.
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