
© Claudia Engel
Dorstener packen auf Papp-Plakaten über ihre Schlüsselmomente aus
Werbekampagne
In Dorsten gibt es: Verrückte Gebäude, in denen man Wände verrücken kann. Einen Parkbürgermeister. Eine Königin, die auspackt. Schlüsselmomente von Dorstenern für Dorstener.
Die Altstadt ist fast menschenleer. Doch in der Corona-bedingten Ödnis begegnet den Mitbürgern ein Wulfen-Barkenberger. Es ist Heinz-Rüdiger Kühn. Sein Konterfei klebt überlebensgroß auf einer Plakatwand am Südwall. Auf dem Plakat schildert der eingefleischte Barkenberger sein Schlüsselerlebnis: „Als ich in einem Unikat leben durfte.“
23 solcher Plakate mit Dorstenern hingen bzw. hängen überall in Dorsten oder den Stadtteilen an Plakatwänden. Leider ist die Kampagne für Dorstener Besonderheiten und Originale relativ sang- und klanglos verhallt: „Die Plakate wurden kurz vor Weihnachten geklebt und es ist wenig Werbung dafür gemacht worden“, sagt Heinz-Rüdiger Kühn etwas bedauernd. Es habe wohl nur wenige Broschüren dazu gegeben. Dass das Echo gering gewesen sei, hinge aber sicher auch mit dem Corona-bedingten Lockdown zusammen. „Schade“ findet Kühn das.
Er selbst hat seinen persönlichen Schlüsselmoment ausführlich in einer Broschüre geschildert, die mit Mitteln des Heimatministeriums Düsseldorf und auf Initiative der Stadt Dorsten unter Federführung von Sabine Fischer (Leiterin Stadtagentur) herausgegeben worden ist.
23 Dorstener haben ihre Geschichte erzählt
Mit Kühn haben die Dorstener Theodor Brockmann (Östrich), Bärbel Richter (Hervest), Harald Stucken (Hardt), Hans Kratz (Hardt), Jessica Trox (Altstadt), Peti Joswig (Wulfen), Dominik Königshausen (Kirchhellen), Omiar Albuni (Altstadt), Jessica Kentrup (Hervest), Dietmar Steuer (Hervest), Daniela Holste (Hervest), Luca Schlotmann, Jutta Kleine-Vorholt (Lembeck), Marcel Bromberek, Heribert Triptrap (Rhade), Alexander Stroick (Rhade), Lorenzo Köller (Altstadt), Hedi Goebel (Holsterhausen), Justine David (Stadtsfeld-Feldmark), Barbara Hüttermann (Hardt), Alina Haarnagell (Hervest), Harald Kiy (Hardt) bewegende, packende, prägende Momente ihres Dorstener Daseins für die Mitbürger öffentlich gemacht.
Der Schlüssel hat in Dorsten eine besondere Bedeutung
„Schlüsselmomente geben unserem Leben eine neue Wendung“, schickt Bürgermeister Tobias Stockhoff in der Broschüre zu den Schlüsselmomenten voraus. Und erläutert, warum der Schlüssel in der Geschichte der Stadt Dorsten eine besondere Rolle spielt: Dorstens Schlüsselmoment war die Verleihung der Stadtrechte am 1. Juni 1251. Der goldene Petrus-Schlüssel in unserem Stadtwappen erinnert daran.“
Heinz-Rüdiger Kühns spezieller Schlüsselmoment war, dass er als einer der wenigen in einem „Unikat“ wohnen durfte. Das war das Habiflex-Gebäude in Barkenberg an der Jägerstraße. Eben jenes heute völlig heruntergekommene und zugenagelte Wohnhaus, das eine futuristische Architektur hatte: ein Gebäude, in dem in den Wohnungen die Wände je nach Bedarf von den Mietern bzw. Eigentümern verrückt werden konnten.
Außenwände wurden zu einem Wintergarten aufgeklappt
„Das war irre. Wir konnten die Holzwände mit einer Stärke von vier Zentimetern je nach Gusto verschieben und unseren Wohnraum so gestalten, wie wir das wollten. Auch der sogenannte Gelsenkirchener Balkon, bei dem man die Außenwände zu einem Wintergarten aufklappen konnte, war eine Besonderheit und hat mich tagtäglich fasziniert“, erzählte Kühn der Studentin Nina Hahn.
Sie und weitere Kommilitonen der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen waren von der Stadt Dorsten beauftragt worden, diese Kampagne „Schlüsselmomente“ mit Leben zu füllen. Nach den ersten drei Dorstener Interviews war Nina Hahn so gefesselt, dass sie sich weitere Ansprechpartner von Sabine Fischer vermitteln ließ. Mit dem Ergebnis, dass 23 Dorstener die ganze bunte Vielfalt in ihrer Stadt begeistert dargestellt haben. Die ganze Geschichten auch bei: www.stadtinfo-dorsten.de
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
