
„Das ist doch Lembeck!" Bei der Analyse eines der ersten Ergebnisse mit langem schwarzen Balken waren sich (v.l.) Nicklas Kappe, Bernd Schwane (beide CDU) und Stephan Erbe (SPD) einig. © Stefan Diebäcker
Die Freude über einen Abgeordneten aus Dorsten ist sehr überschaubar
Landtagswahl 2022
Nach vielen Jahren hat Dorsten wieder einen Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag. Doch der Jubel blieb am Sonntagabend sehr begrenzt.
Ein langer schwarzer Balken, ein kurzer roter - „das ist Lembeck“, meinte SPD-Vorsitzender Stephan Erbe beim Blick auf die Grafik, die am Sonntag um kurz nach halb sieben auf eine Wand im Ratssaal projiziert wurde. Er nahm‘s gelassen. Im Dorstener Norden haben es Sozialdemokraten immer schwer, egal um was für eine Wahl es sich handelt.
„Mit einem so deutlichen Vorsprung im Land hatte ich nicht gerechnet“, sagte CDU-Chef Ludger Föcker am Abend. Das lokale Ergebnis überraschte ihn hingegen nicht. Dass Dorsten derzeit ein eher „schwarzes Pflaster“ ist, bewahrheitete sich auch bei der Landtagswahl. Doch anders als bei der Kommunalwahl 2020, als die Christdemokraten alle 22 Wahlbezirke gewannen, gelangen SPD-Herausforderin Sandy Meinhardt kleine Achtungserfolge in den alten sozialdemokratischen Hochburgen Hervest und Wulfen-Barkenberg. Es waren aus CDU-Sicht wohl Randnotizen eines ansonsten rundum gelungenen Wahlabends.
Die AfD schaffte es trotz Verlusten wieder in den Landtag, und damit war auch ziemlich früh klar, dass der Lembecker Dr. Daniel Zerbin auf Listenplatz 11 künftig dabei sein wird. Sein Ergebnis in Dorsten und im Wahlkreis war besser als der Landesdurchschnitt, im Gemeinschaftshaus Wulfen erhielt der Lembecker sogar fast 20 Prozent der abgegebenen Stimmen - bei sehr niedriger Wahlbeteiligung.
Die Freude darüber, dass Dorsten nun neben dem Halterner Hovenjürgen einen „eigenen“ Abgeordneten in Düsseldorf haben wird, war im Ratssaal sehr überschaubar. „Ich hätte mir ein Ergebnis wie in Schleswig-Holstein gewünscht“, meinte Stephan Erbe. Da verpassten die Rechtspopulisten vor Wochenfrist den Wiedereinzug in den Landtag.
Wenn es nach SPD-Fraktionschef Friedhelm Fragemann geht, dürfte sich eigentlich keine Partei als Sieger fühlen: „Von einem hervorragenden Ergebnis kann angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung eigentlich niemand reden.“
Lisa Ellermann (Die Linke) erlebte am Sonntag auch eine persönliche Enttäuschung. Ihr Ergebnis in Dorsten und im Wahlkreis war sogar schlechter als das von Manuel Seth (Die PARTEI).
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
