Kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt. Ein Rechtsruck in Teilen von Europa. Regierungskrise in Deutschland. Ein neuer US-Präsident. Da kann sich schnell Hoffnungslosigkeit oder Angst in den Köpfen der Menschen festsetzen.
Als „plakativ politisch“ möchte Dorstens Dechant Dr. Stephan Rüdiger (St. Agatha) seine Weihnachtspredigt in diesem Jahr trotzdem nicht verstanden werden. „Sie appelliert an die Menschlichkeit“, sagt er.
Dr. Stephan Rüdiger: Wahre Größe in der Kleinheit
Gott offenbare, so Rüdiger, an Weihnachten seine Logik, indem er sich klein mache. „Es geht nicht um Ehre, Macht, Ruhm und Glanz nach den Maßstäben dieser Welt, sondern es geht um jene Kleinheit, die Gott uns als wahre Größe schenkt. Das sollten sich alle Autokraten und Tyrannen unserer Zeit, die ihre Länder und Völker knechten, hinter die Ohren schreiben.“

Gottes Logik sei es, auf die Kleinen in der Welt zu schauen, auf diejenigen, die am Rand der Gesellschaft stehen. „Er schaut auf die, die leiden, die verzweifelt sind, die weder ein noch aus wissen, denen das Nötigste zum würdevollen Leben fehlt; die in den Trümmern ihrer Existenz leben müssen, und die kein Dach über dem Kopf haben“, sagt der Pfarrer von St. Agatha.
„Und wir sind berufen, Gottes Logik von der Kleinheit in die Welt zu tragen und den Nächsten eben nicht zu übersehen und daran zu glauben, dass Gott auch durch jeden Einzelnen in dieser Welt wirken kann.“
Matthias Overath: Hinein in eine Welt, die keinen Frieden hat
An Weihnachten gibt es Maria und Josef. Keine Stars, keine Promis, keine Würdenträger, keine Mächtigen. „In der Weihnachtsgeschichte berühren sich Weltgeschichte und Menschenschicksale“, predigt Matthias Overath, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Holsterhausen-Lembeck, an Weihnachten. „So kommt Jesus mitten hinein in diese oft so kalte Welt, in der die Mächtigen meinen, die Fäden in der Hand zu halten, und in der die Kleinen versuchen, ihren Alltag zu bewältigen. Er lässt sich ein in eine Welt, die keinen Frieden hat. Damals wie heute.“

Und die Armut in der Welt? Auch da gibt es für Overath damals wie heute Parallelen, die Hoffnung machen sollen. „Jesus schenkt sich dieser Welt, in der einem doch eigentlich nichts geschenkt wird. Er schenkt sich dir und mir. Das Licht der Welt. Sein Licht des Friedens und des Heils wird nicht erlöschen.“
Jan-Philipp Hellmers: Weihnachten war nie nur Licht
In seiner Weihnachtspredigt wird sich Pfarrer Jan-Philipp Hellmers von der Evangelischen Kirchengemeinde Hervest-Wulfen mit dem für Heiligabend vorgesehenen Predigttext aus der Perikopenordnung (Jes 9, 1-6) befassen. Besonders eindrücklich sei direkt der erste Vers: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“
In der Welt passiere unglaublich vieles, was uns nachdenklich und traurig stimmt, sagt der Geistliche. Konflikte, Kriege. „Wir sehnen uns nach Frieden, nach einem guten Miteinander. Gerade an Weihnachten. Aber Weihnachten war noch nie nur Licht.“

Eine Familie sucht verzweifelt nach einer Unterkunft, kommt in einem dreckigen Stall unter und ausgerechnet hier wird ihr Kind geboren. Da ist wenig „heile Welt“ in den Umständen um Jesu Geburt. Und so werde auch dieses Weihnachten nicht dafür sorgen, dass sich allein Friede und Frohsinn in unseren Herzen durchsetzen wird, „glaubt Ja-Philipp Hellmers.
„Umso schöner, umso beeindruckender ist es aber gerade deshalb, dass Gott trotzdem in unsere Welt kommt. Dass er trotz - oder vielleicht gerade wegen all dem Schweren? - sich dazu entscheidet, Mensch zu werden und zu uns auf die Erde zu kommen, um uns nahe zu sein. Die Finsternis wird nicht einfach weggezaubert - aber das Licht ist trotzdem zu sehen.“