
© Jennifer Riediger (A)
Internetbetrüger kaufen fröhlich auf Kosten argloser Dorstener ein
Cyberkriminalität
Immer mehr Menschen in Dorsten fallen Abzockern zum Opfer. Betrüger haben leichtes Spiel mit dem Datenklau im Internet. Ein unschuldiger Dorstener hat sieben Vollstreckungsbescheide am Hals.
Ruth Pettenpohl, Verbraucherschützerin in Dorsten, hat trotz des wiederholten Lockdowns gut zu tun. „Die Laufkundschaft konnte natürlich nicht kommen, dafür werden wir aber mit E-Mails und Telefonanrufen von Ratsuchenden bombardiert. Das kostet mitunter viel Zeit“, sagt Pettenpohl auf Anfrage.
Zunehmend muss sich die Verbraucherberatung in Dorsten mit den Opfern von Cyberkriminalität und den Maschen der Betrüger beschäftigen: „Das hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen.“
Ein Dorstener habe zum Beispiel sieben Vollstreckungsbescheide ins Haus bekommen, weil er angeblich im Internet bestellt, aber die gelieferte Ware nicht bezahlt habe. Das Perfide daran: „Es gibt Seiten im Netz, die nehmen es nicht so genau mit den Angaben der Kunden. Ich kann nur empfehlen, dass Menschen persönliche Daten für sich behalten, Adresse, Geburtsdatum oder Bankkonto nicht einfach preisgeben und ein wirklich sicheres Passwort für Online-Zugänge zu wählen.“
Ruth Pettenpohl rät allen Dorstenern, die Opfer solcher Beutezüge geworden sind, unbedingt Anzeige bei der Polizei wegen des Cyberbetruges zu erstatten. „Viele Inkassobüros, die sonst hartnäckig auftreten, stellen ihre Aktivitäten ein, wenn eine Betrugsanzeige bei der Polizei vorliegt.“
Gerichtsverfahren steht Betrugsopfer bevor
Das hat der Dorstener, der wiederholt Opfer solcher Betrugsmaschen im Netz geworden ist, wohl nicht getan. Und nun eine Reihe von Vollstreckungsbescheiden am Hals sowie ein Gerichtverfahren vor dem Amtsgericht Dorsten.
Meist seien es fremde Personen, die im Internet ihr Glück versuchten: „Es gibt Gruppen, die bestellen Waren im Namen Anderer und verkaufen die Beute dann in osteuropäischen Ländern.“ Das sei ein wachsender Markt, meint Ruth Pettenpohl. Andererseits seien Dorstener aber auch schon Opfer ihrer Nachbarn geworden, die auf ihre Kosten bestellt hätten.
Die Polizei in Recklinghausen hat bei der Präsentation ihrer Statistik im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass Cyberkriminalität zunimmt. Und der Trend hält demnach weiter an. Genauere Zahlen für 2020 wird die Polizei aber erst Ende dieses Monats präsentieren können.
Zunehmende Vernetzung, immer mehr Opfer
Für 2019 hat die Kreis-Behörde im letzten Jahr 2.687 Delikte erfasst. 74 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Polizei weist darauf hin, dass wegen der immer weiter steigenden Vernetzung der Bevölkerung „seit Jahren eine kontinuierlich steigende Kriminalitätsentwicklung festzustellen ist“. Und: „Nicht jeder ist sich bewusst, dass er mit seinem Smartphone einen vollständigen Computer in der Jackentasche trägt, der alle Möglichkeiten der digitalen Angreifbarkeit aufweist.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
