Mit einem alten motorisierten Geräteträger - das ist eine Art kleiner Trecker - und dem passenden Hackrahmen hat Heiner Schulte in den vergangenen Tagen auf einem Acker an der Erler Straße Beete angelegt. Und dann mit Rechen und speziellem Markierungsroller den Boden so weit hergerichtet, dass er mit einer Hand-Sämaschine in dieser Woche zu Werke gehen kann.
„Gepflanzt wird zunächst Knoblauch, Asia-Salat, Radieschen und Spinat“, erzählt der Rhader Bio-Bauer. Im Laufe des Jahres sollen auf der reinen Beetfläche, die 2.500 Quadratmeter groß ist, 50, 60 weitere unterschiedliche Gemüse-, Kräuter- und Salatkulturen hinzukommen.
Das alles für ein landwirtschaftliches Anbaukonzept, das es so in Dorsten und auch in der weiteren Umgebung seinesgleichen sucht. „Fairbeet“ nennen Heiner Schulte und sein Team ihr Projekt, mit dem sie buntes und vielfältiges Bio-Gemüse in einer sogenannten „Marktgärtnerei“ auf dem Feld zwischen Rhade und Erle anbauen. Die frischen und ökologischen Erzeugnisse können die Hof-Kunden im Abonnement kaufen - in Form von wöchentlichen Öko-Gemüsekisten, die jeden Freitag zwischen 9 und 18 Uhr im Hofladen der Familie Schulte an der Schützenstraße 2 im Rhader Dorf abgeholt werden können.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Bio-Landwirt Heiner Schulte, der seine insgesamt 22 Hektar Hof-Flächen vor allem mit Äpfeln, Getreide, Kartoffeln und Hühnern bewirtschaftet, mit dem Thema „regenerative Landwirtschaft“. Dabei stieß er auf die „Market Gardening“-Bewegung, die derzeit von den USA nach Europa hinüberschwappt ist und hier Netzwerke gebildet hat.

„Marktgärtnereien“ existieren eigentlich schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts und bezeichnen kompakte Gärten, die auf kleinster Fläche mit einfachen Techniken und hoher Flächeneffizienz Gemüse produzieren. Geprägt ist das Konzept vom Verzicht auf den Einsatz von schweren Maschinen, um die Bodenverdichtung auf ein Minimum zu reduzieren. „Die meisten Arbeiten werden mit Hand und kleinen Werkzeugen ausgeführt, sodass Regenwürmer, Laufkäfer, Pilze und andere Mikroorganismen kaum gestört werden“, so Heiner Schulte.
Angelegt hat er so acht Beetblöcke, die insgesamt 144 Beete von jeweils 20 Metern Länge und 75 Zentimetern Breite beinhalten. Bis zu viermal im Jahr werden darauf die Kulturen wechseln - sie reichen von verschiedenen Kohlsorten über Rote Bete, Pastinaken, Zwiebeln bis hin zu Tomaten, Kürbis und Zucchini. Zum Einsatz kommen auch Folientunnel als „mobile Gewächshäuser“.
Ihr „Fairbeet“-Projekt wollen die Hofeigentümer Andrea und Heiner Schulte sowie ihre Mitarbeiterinnen Laura Brömmel und Anne Hülsen (die als Landwirtschafts-Gärtnerin das Anbau- und Pflanzkonzept entwickelt hat) am Samstag (4. März) um 15 Uhr in ihrer Hofscheune der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. Unverbindliche Anmeldung unter info@schultes-hof ist erwünscht, „spontan vorbeikommen ist aber auch kein Problem“.

Wer einen der „Gemüseverträge“ abschließt, verpflichtet sich, 20 Wochen lang von Mitte Juni bis Mitte November jeweils eine Gemüsekiste abzunehmen. „Darin enthalten sind sechs bis sieben Gemüseportionen inklusive Topfkräuter und Rezeptbeilage“, so Heiner Schulte. „Mit den Portionen kommen zwei Personen eine Woche lang aus“, sagt Laura Brömmel. 16 Euro kostet eine Kiste, Familien zahlen für zwei Kisten 30 Euro pro Woche. Abgebucht wird per Dauerauftrag. Dafür gibt es drei Prozent Rabatt auf hofeigene Produkte im Hofladen.
Mindestens 50 „Gemüseanteile“ will das Team von „Schulte’'s Hof“, der seit 2016 vom Bioland-Verband zertifiziert ist, an die „Gemüsefreunde“ bringen, „100 sind die Obergrenze“. Werden es mehr, gibt es eine Warteliste. Wird „Fairbeet“ zum Erfolge, soll es nämlich im nächsten Jahr ausgeweitet werden. „Dann starten wir früher und werden ganzjährig anbauen, auch Wintergemüse.“
Eingebettet in „Agro-Forst“
Eingebettet ist der regionale und saisonale „Marktgarten“ übrigens in eine „Agroforst“-Fläche, auf der Bio-Landwirt Heiner Schulte diverse Hecken, 90 Walnussbäume sowie Hühner-Mobile inklusive Auslaufflächen so kombiniert, dass er möglichst viele positive ökologische Wechselwirkungen erzielt - inklusive Schatten für die Pflanzen und Futter für das Federvieh, das sich als „Waldrandbewohner“ in den abgesteckten und baumbepflanzten Parzellen besonders wohlfühlen soll.
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