Es gibt sie wirklich noch - auch in Dorsten. Direkt am Südwall, gegenüber der alten Post, steht eines der 12.000 letzten öffentlichen Telefone in Deutschland. Doch benutzt worden ist diese Telefonsäule wohl schon lange nicht mehr. „So eklig und vergammelt wie die aussieht, ist das auch kein Wunder“, sagt Katharina Göke. „Diesen Hörer und diese Tasten würde ich jedenfalls niemals anfassen.“
Die Volontärin der Dorstener Zeitung ist 22 Jahre alt, gehört zu der Generation, die von Kind auf mit dem Smartphone aufgewachsen ist. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben in einer Telefonzelle gestanden zu haben“, sagt sie. Damit gehört sie zu den vielen Menschen, die überhaupt keine öffentlichen Fernsprecher mehr nutzen.
An 3.800 Standorten in Deutschland ist laut Maik Exner (Telekom-Pressesprecher) im Jahr 2021 überhaupt kein Gespräch mehr geführt worden; bei allen anderen beläuft sich der Umsatz meist auf wenige Euro. Die Kosten für die Beseitigung von Vandalismusschäden übersteigen die Umsätze an vielen Standorten bei weitem. „Der Bedarf an öffentlichen Telefonen, auch in Dorsten, ist seit Jahren stark rückläufig“, sagt er. Öffentliche Telefonstellen werden dementsprechend bereits seit Längerem mit den Kommunen und Gemeinden zurückgebaut. Die restlichen sollen nach und nach folgen.

Doch wie viele Telefonhäuschen und -säulen gibt es heute überhaupt noch im Stadtgebiet? Wie viele hat es zu den Spitzenzeiten hier gegeben? „Wir können keine genauen Zahlen nennen“, so Maik Exner. Wann die letzten Telefone in Dorsten abgebaut werden, ist ebenfalls unklar. Die Münzfunktionen an allen Anlagen seien jedenfalls seit ein paar Tagen abgeschaltet. Im Februar wird dann auch die Zahlungsfunktion mit Telefonkarte deaktiviert. Bis Anfang 2025 sollen die letzten öffentlichen Telefone dann überall verschwinden.
Und so wartet auch die Telefonsäule am Südwall still und heimlich auf ihren Abbau. Saubermachen lohnt sich nicht mehr. Und so wird angesichts des unhygenischen Zustandes nicht mal mehr der größte Nostalgiker die Chance ergreifen, ein letztes Gespräch an der grau-magentafarbenen Säule zu führen.
Einige Telefonzellen werden trotz allem in Dorsten weiterhin zu sehen sein: Im Marienviertel an der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Realschule wurde beispielsweise ein Exemplar zu einem Bücherschrank umfunktioniert, an der Hardtstraße in Östrich dient eine Häuschen als kleine Kapelle, am Krankenhaus und am St. Anna-Altenheim stehen zwei rote englische Telefonzellen.
Stewing-Telefonzellen
Und so manch einer wird sich daran erinnern, dass auch das frühere Dorstener Unternehmen Stewing Telefonzellen hergestellt hatte. Vor ihrem Konkurs im Jahre 1997 hatte die Firmengruppe Tausende von ihnen in die neuen Bundesländer geliefert.
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