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Vodafone-Kunden surfen in der Innenstadt besonders langsam
Mobilfunk
Die Website lädt und lädt und lädt. Ausgerechnet in der Dorstener Innenstadt stecken Vodafone-Kunden im LTE-Loch. Der Anbieter will das bald ändern.
Alles im roten Bereich - und das ist in diesem Fall etwas Positives. Laut der Karte zur Netzabdeckung auf der Website des Mobilfunkanbieters Vodafone ist die gesamte Dorstener Innenstadt bestens mit dem aktuellen Mobilfunkstandard LTE versorgt. Vodafone-Kunden mit entsprechendem Tarif und Endgerät erreichen dort demnach Datenübertragungsraten von bis zu 150 MBit pro Sekunde.
Von diesen Geschwindigkeiten können Vodafone-Kunden in der Innenstadt allerdings nur träumen - zum Beispiel während sie darauf warten, dass sich eine Website auf ihrem Smartphone öffnet. In Gebäuden ist das Surfen im mobilen Vodafone-Netz nahezu unmöglich. Sogar die hauseigene App wird nach einem Geschwindigkeitstest in einem Café am Marktplatz stutzig und merkt an: „Der Test war ungewöhnlich langsam.“ An aufgebrauchtem Highspeed-Datenvolumen, wie es die App nahelegt, liegt das nicht.

„Der Test war ungewöhnlich langsam": In einem Café am Marktplatz ist das mobile Surfen im Vodafone-Netz nahezu unmöglich. © Berthold Fehmer
Auf Nachfrage räumt Vodafone eine LTE-Lücke in der Innenstadt ein. „Hier ist insbesondere die LTE-Nutzung innerhalb von Gebäuden gar nicht oder nur eingeschränkt möglich“, bestätigt Konzernsprecher Volker Petendorf. Versorgt wird dieser Bereich von insgesamt vier Mobilfunkstationen, wobei der Hauptstandort für die Innenstadt-Versorgung eine Station an der Hühnestraße ist.
LTE-Antennen für die Innenstadt kommen 2019
Und dort liegt auch der Grund für das langsame Netz. Die Station an der Hühnestraße biete „aktuell eine sehr gute UMTS-Versorgung, aber noch kein LTE“, sagt Petendorf. Im Laufe des nächsten Jahres werde diese Station aber mit LTE-Antennen ausgestattet. „Die entsprechenden Investitionsmittel im sechsstelligen Euro-Bereich sind bereits freigegeben und die Planung für diesen LTE-Ausbau hat bereits begonnen.“ Die Kosten für die Modernisierung der Mobilfunkanlage in der Dorstener Innenstadt trägt Vodafone. Da es sich um eine Umrüstung handelt, hat die Stadt damit nichts weiter am Hut.
Grundsätzlich gebe es eine Mobilfunk-Vereinbarung der Netzbetreiber mit den kommunalen Spitzenverbänden, die bis heute Bestand habe, sagt Stadtsprecher Ludger Böhne. „Danach sind Standorte im Vorfeld mit den Gemeinden abzustimmen.“ In Dorsten seien in den vergangenen Jahren allerdings keine Mobilfunkanlagen neu errichtet, sondern lediglich auf neue Standards wie eben LTE umgerüstet worden.
Mobilfunk-Standards
2G: Erstes digitales Mobilfunknetz und Nachfolger der analogen Netze. Das Mobilfunknetz der 2. Generation basiert auf dem GSM-Standard (Global System for Mobile Communications). 3G: Das Netz der 3. Generation wird auch als UMTS-Netz (Universal Mobile Telecommunications System) bezeichnet und ermöglich deutlich höhere Datenübertragungsraten als sein Vorgänger. 4G: Die aktuell schnellste Technologie LTE (Long Term Evolution) der 4. Generation ermöglicht bis zu 150 MBit/s im Download. Diesen Standard unterstützen nur neuere Smartphone-Generationen.
Vodafone betreibt nach eigenen Angaben 21 Mobilfunkstationen in Dorsten, 14 davon seien mit LTE ausgerüstet. „Insgesamt ist das Mobilfunknetz in Dorsten sehr gut ausgebaut und auch bei der mobilen Breitbandtechnologie LTE erreichen wir eine Outdoor-Versorgung von 98,6 Prozent der besiedelten Fläche von Dorsten, sagt Vodafone-Sprecher Petendorf.
Fast alle Mobilfunkanlagen in Dorsten genehmigungsfrei
Netzbetreiber Telefónica (O2) versorgt nach eigenen Angaben „Dorsten und das nahe Umland aktuell bereits vollständig mit LTE“. Die Telekom verweist auf ihre Karte zur Überprüfung der Mobilfunkabdeckung. Angaben zur Anzahl der Mobilfunkstationen in Dorsten machten beide Betreiber nicht.
Sendeanlagen mit einer Höhe von bis zu 10 Metern (einschließlich der Masten) bedürfen laut Stadtverwaltung keiner Baugenehmigung. Bei der Berechnung der Höhe einer Antennanlage dürfe nur die Höhe der Antenne selbst berücksichtigt werden, nicht aber die Höhe des Gebäudes, auf dem sie errichtet wird, sagt Ludger Böhne. „Somit bedurften fast alle in Dorsten vorhandenen Mobilfunkanlagen - abgesehen von einigen Sendemasten entlang der Autobahn - keiner Baugenehmigung.“
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
