„Seit Ewigkeiten“ sei er Kunde der Vestischen, sagt der 62-jährige Dorstener. Über eine App auf dem Handy hatte er ein Abo für das Deutschlandticket abgeschlossen. „Das Geld wird dafür immer am 3. oder 4. im Monat abgebucht.“
Doch am Freitag (25. April) erhielt er eine E-Mail von der Vestischen, dass die Abbuchung des Betrags (58 Euro) nicht funktioniert habe, weshalb man ihm das Abo gekündigt und seine Karte gesperrt habe.
„Ich war erstaunt“, sagt Neuhaus, der über den früheren Abbuchungstermin nicht informiert wurde. „Das ist schon eine Sache, über die ich mich aufrege.“
Wenige Cent fehlten
Ein bisschen lachen muss er aber doch über das Ganze: „Ich hatte vorher einen Bargeldbetrag abgehoben und es waren noch etwas mehr als 57 Euro auf dem Konto.“ Letztlich scheiterte die Abbuchung also an einigen Cent. „Hätte ich gewusst, dass abgebucht wird, hätte ich natürlich weniger Bargeld abgehoben.“
Neuhaus versuchte, sein Anliegen beim Zahlungsdienstleister Logpay vorzutragen. Dort sagte ihm eine Dame, dass sie keinen Zugriff auf die Systeme der Vestischen habe und er sich dort melden solle.
Nach einem vergeblichen Anlauf im Callcenter der Vestischen telefonierte Hans Neuhaus „mit einer Frau Althaus - das war schon witzig“.
Betrügereien
Die Vestische-Mitarbeiterin erklärte Neuhaus den Grund, den auch Jan Große-Geldermann (Sprecher der Vestischen) bestätigt. Es habe viele Betrugsfälle gegeben, bei denen „Fake-Kunden“ sich ihren QR-Code besorgt hätten, ohne zu zahlen. Bei dem Abbuchungstermin Anfang des Monats und der Dauer der Überprüfung der Zahlung seien einige „zwei Wochen gefahren, obwohl sie nicht bezahlt hatten“.
Dabei habe es sich „nicht nur um Einzelfälle“ gehandelt, so Große-Geldermann. „Es war ein Problem. Und eines, das viele Verkehrsbetriebe belastet hat. Daraus lernt man mit der Zeit.“
Dies sei auch im Interesse der anderen Fahrgäste: „Wer kein gültiges Ticket hat, fährt auf Kosten der Allgemeinheit.“
„Das tut uns natürlich leid“
Die Vestische werde auch in Zukunft bei dem früheren Abbuchungstermin bleiben. Jan Große-Geldermann entschuldigt sich im Namen des Unternehmens aber dafür, dass es vor der Umstellung der Abbuchung keine Information an die Kunden gegeben hatte. „Das tut uns natürlich leid. Es ist relativ kurzfristig entschieden worden. Wir werden das in Zukunft besser machen.“
In keinem Fall gehe es der Vestischen um das, was Neuhaus hinter dem vorgezogenen Zahlungstermin vermutete: Dass sich die Vestische quasi ein zinsloses Darlehen bei den Kunden beschaffen wolle, so Große-Geldermann.
Andere Anbieter
Hans Neuhaus überlegt nun, wie es weitergehen soll. „Es gibt Anbieter im Internet, da muss man zum 1. bezahlen und hat auch die Möglichkeit, dass man das Ticket auch mal pausieren kann, ohne dass die Kündigung ausgesprochen wird.“ Vielleicht lande er aber auch wieder bei der Vestischen. „Ich werde gucken, was ich mache. Ich weiß es jetzt ehrlich gesagt nicht.“