
© Martin Klose
Verrückter Wettkampf mit dem Rad: So viele Halden rauf wie möglich
Radfahren
Einen solch ungewöhnlichen Wettkampf hat es in der Radszene wohl noch nicht gegeben: Mitglieder eines Vereins aus Dorsten haben wochenlang mehr als 100 Halden in der Region bezwungen.
Marcus Dworak ist viele Jahre lang Straßenrennen im Trikot des RSC Dorsten gefahren, hat dabei einige beschwerliche Wettkämpfe auf Asphalt und anderen Untergründen erlebt. Doch die Touren, die der Rhader in diesem Sommer im Sattel erlebt hat, haben auch einen alten Rad-Haudegen wie ihn an die Grenzen gebracht.
„Da waren echt heftige Steigungen mit dabei, immer wieder ging es auch über Stock und Stein“, erzählt der 51-Jährige. „Und am Ende manchen Tages war das Rad so verdreckt, dass ich es stundenlang putzen musste.“ Marcus Dworak hat sechs Wochen lang an einem ziemlich verrückten Wettbewerb teilgenommen - und am Ende den ersten Platz gemacht. Insgesamt zehn weitere RSC-Vereinsmitglieder aus Dorsten waren in ihrer Freizeit mit am Start.
„Halden-Challenge“ hieß der anstrengende und in der deutschen Radszene bislang wohl einzigartige Spaß. Ziel: So viele unterschiedliche Halden ab- und dabei so viele Höhenmeter hochzustrampeln wie nur möglich.

Für die Wettkampf-Teilnehmer der Halden-Challenge ging es des Öfteren über Stock und Stein. © Privat
„Eine vergleichbare Veranstaltung ist mir nicht bekannt“, so RSC-Vorsitzender Stephan Rokitta: „Insgesamt wurden 112 Halden dabei bezwungen.“ Die Idee hatte Mountain-Bike-Vereinsfachwart Ralf Lukaß. „Die Halden-Challenge war unter Corona-Bedingungen nach langer Zeit endlich wieder eine Möglichkeit, sich wettbewerbsmäßig untereinander zu messen“, sagt Stephan Rokitta.
Aber nicht nur Sport und Spaß waren für Marcus Dworak der Ansporn, sich so ins Zeug zu legen. „Allein schon sich damit zu beschäftigen, welche Halden es überhaupt in der Umgebung gibt, hatte seinen Reiz.“
Routenplaner-Apps
Mit Garmin-Navi und Komoot-App plante er die Tages-Touren zu Hause vor - und übermittelte ebenso wie seine „Konkurrenz“ die Ergebnisse abends digital an den MTB-Fachwart Ralf Lukaß. Als Nachweis, dass er die Kilometer und Höhenmeter tatsächlich hinter sich gebracht hat.
Manchmal allein, aber oft auch mit Lebensgefährtin Heidi Krampe, machte sich Marcus Dworak auf den Weg. Zunächst von Rhade aus, „zu den üblichen verdächtigen Halden“: Hoheward, Brauck, Haniel, Schurenbach und so weiter. „100 Kilometer im Durchschnitt“ war er jeweils unterwegs, sagt der 51-Jährige. Alles mit einem Gravel-Bike, einer Mischung aus Renn- und Cross-Rad, teilweise durch Matsch, Brennnesseln, staubige Passagen, je nach Wind und Wetter.
Als die Halden im mittleren Ruhrgebiet abgegrast waren, ging es für ihn Richtung Niederrhein und östliches Revier. „Man glaubt es gar nicht, wie viele versteckte Halden es gibt, die kaum einer kennt.“

Marcus Dworak und Heidi Krampe gewannen die Halden-Challenge des RSC Dorsten. © Privat
Von Recklinghausen-Suderwich aus erreichte der Rhader während einer 150 Kilometer-Tour die Gipfel von gleich 13 Schüttbauwerken. Und seine Lieblingsentdeckungen? „Ganz klar die Adener Höhe in Bergkamen und die Halde Entenpoth am Phoenix-See in Dortmund.“
Nach der sechs Wochen dauernden Challenge hatte Markus Dworak insgesamt 80 unterschiedliche Halden bewältigt und 6925 Höhenmeter erzielt. Damit überholte er am Ende den lange führenden Michael Erbe (78 Halden, 6839 Höhenmeter), dem übrigens zwischendurch der Blick von der Halde Hoheward in Herten wohl ausnehmend gut gefiel: An einem Tag fuhr er dort gleich 23-mal hinauf, um das Gipfelglück zu genießen. Dritter wurde Organisator Ralf Lukaß (75 Halden/6716 Höhenkilometer).

Ein Selfie auf dem Halden-Plateau war Pflicht. © Privat
„Eine Wiederholung ist vorgesehen“, sagt RSC-Vorsitzender Stephan Rokitta. „Vielleicht mit einem anderen Thema, Wasserschlösser zum Beispiel, davon gibt es ja viele in unserer Region.“
Auf die Höhenkilometer müssten Marcus Dworak und Heidi Krampe, die mit 68 Halden die Wertung bei den Frauen gewann, dann jedoch verzichten. „Schade, denn die waren ein gutes Training für uns“, sagt der Rhader.
Direkt nach der Halden-Challenge machte sich das Pärchen auf nach Österreich. Gemeinsam überquerten die Beiden mit den Rädern die Alpen. Ziel: die Laguneninsel Grado an der Adriaküste.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
