Verordnung zu verkaufsoffenen Sonntagen in Dorsten Zwei beliebte Feste fehlen

Verkaufsoffene Sonntage in Dorsten: Zwei beliebte Feste fehlen
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Auf den ersten Blick scheint sich ein Trend fortzusetzen, der seit Jahren in Dorsten festzustellen ist. 16 verkaufsoffene Sonn- und Feiertage dürfte Dorsten theoretisch pro Jahr ansetzen. Vor Corona, im Jahr 2019, waren es noch neun solcher Sonn- und Feiertage in vier Stadtteilen. 2024 nur noch sechs verkaufsoffene Sonntage, die zu Beginn des Jahres beantragt wurden, in zwei Stadtteilen. Jetzt sind es nur vier - jeweils zwei in der Altstadt und in Lembeck.

Mit dem „Erlass einer Ordnungsbehördlichen Verordnung über das Offenhalten von Verkaufsstellen an Sonn- und Feiertagen im Gebiet der Stadt Dorsten“ wird sich der Haupt- und Finanzausschuss am 12. März befassen. Beantragt wurden bislang von „Sag Ja! zu Dorsten“ verkaufsoffene Sonntage am 6. April für „Dorsten is(s)t mobil“ sowie am 15. Juni für das Altstadtfest. In Lembeck soll zudem am 4. Mai der Tiermarkt und am 7. September das Stoppelfest (zuvor: „Kiek Rin Dag“) stattfinden.

„Nicht abschließend geplant“

„Inwieweit noch zwei weitere - ebenso traditionelle verkaufsoffene Sonntage - stattfinden sollen, ist zurzeit noch in der Planung und nicht Gegenstand der aktuellen Ordnungsbehördlichen Verordnung“, so die Erste Beigeordnete Nina Laubenthal in der Vorlage für den Ausschuss. Gemeint sind das Herbstfest und das Lichterfest, beide in der Altstadt, die laut Laubenthal „für dieses Jahr noch nicht abschließend geplant“ sind. Wenn „Sag Ja! zu Dorsten“ zu diesen Festen eine konkrete Planung vorlegen sollte, „wird eine Änderung der Ordnungsbehördlichen Verordnung erforderlich sein“, so Laubenthal.

Auf 13 Seiten begründet Laubenthal, warum die Verwaltung die genannten verkaufsoffenen Sonntage für gerechtfertigt hält. Das öffentliche Interesse wird begründet, die „Tradition“ der Veranstaltungen betont, Gerichtsurteile und Passantenbefragungen zitiert.

Der Online-Handel schwäche den städtischen Einzelhandel. „Jedoch kann das Internet im Gegensatz zu einem verkaufsoffenen Sonntag gerade kein ganzheitliches Erleben von Einkauf, Bummel und sozialem Austausch bieten, was gerade an einem freien Tag ein besonderes Erlebnis darstellen kann“, so Laubenthal.

Nina Laubenthal
Auf 13 Seiten begründet die Erste Beigeordnete Nina Laubenthal, warum die Verwaltung die genannten verkaufsoffenen Sonntage für gerechtfertigt hält. © Stadt Dorsten

„Schaufensterfunktion“

Verkaufsoffene Sonntage könnten neue Zielgruppen aus dem weiteren Einzugsbereich erschließen „und übernehmen somit eine Schaufensterfunktion für die Innenstädte“, so Laubenthal. „Insbesondere mit Blick auf die massivsten Einschränkungen des Einzelhandels während der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren ist es als zwingend erforderlich anzusehen, die Menschen wieder in die Innenstädte einzuladen“, so Laubenthal.

Zudem gebe es auch in Dorsten den Trend der Filialisierung - also der Ansiedlung von Filialbetrieben sowie den Trading-Down-Effekt in der Innenstadt: „Traditionelle und hochwertige Geschäfte werden zunehmen durch Billig- und Kleinläden ersetzt“, so Laubenthal. Besonders betroffen sei davon die Recklinghäuser Straße sowie die obere Lippestraße, aber auch die Borkener Straße.

Kein Statement von ver.di

Wozu der Aufwand mit der aufwendigen Begründung der Verordnung? In der Vergangenheit hat die Gewerkschaft „ver.di“ häufiger versucht, verkaufsoffene Sonntage mit Klagen zu verhindern. Auch in Dorsten gab es 2022 einen kurzfristigen Eilantrag gegen den verkaufsoffenen Sonntag bei „Dorsten is(s)t mobil“ - ohne Erfolg vor Gericht. Die Gewerkschaft hatte damals auch gegen die Verordnung geklagt.

Stellungnahmen von Gewerkschaften, Verbänden, Kirchen und Kammern hat die Verwaltung auch in diesem Jahr angefragt. Bedenken äußerte keine Organisation, auch Pfarrer Stephan Rüdiger nicht, „auch wenn wir als Kirchengemeinde naturgemäß den Sonntag als einen Tag der bewussten ‚Freizeit‘ zum Wohle der Menschen erachten“. Keine Antwort gab es trotz Erinnerung von ver.di.